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Türkei (Istanbul)
Samstag, 2. August 97


Bei einer verspäteten Erstaugustfeier vom Schweizer Konsulat treffe ich
viele interessante Leute, wie zum Beispiel Kurt Eicher, er führt ein
Reisebüro in Istanbul und hatte früher halb Europa zu Fuss bereist.
Verschiedene Leute versuchen mir mein Vorhaben, der Türkei mit dem Rad zu durchqueren, auszureden. Der Osten der Türkei sei wegen der PKK zu gefährlich. Ebenfalls wird mir gesagt, dass das iranische Konsulat, falls überhaupt, Visas nur erteile, wenn man ein Empfehlungsschreiben des schweizerischen Konsulates vorlegt.

Türkei (Istanbul)
Montag, 4. August 97


Spreche mit dem Generalkonsul des Schweizer Konsulates, doch er will mir von meinem Vorhaben, Iran auf dem Landweg zu erreichen, wie auch andere schon zuvor, dringend abraten. Er meint auch, das Iranvisum nur auf Empfehlungsschreiben ausgestellt wird, und das er mir gerne ein Schreiben gebe, jedoch nur, wenn ich nach Teheran (Iran) fliege. selbst der Weg mit dem Bus würde er nicht erlauben, es sei einfach zu gefährlich, ich müsse ihm ein Flugticket zeigen. Besuche Kurt Eicher im Reisebüro, welches an der selben Strasse wie das Konsulat liegt.
Betrachte jetzt die Alternative, falls ich wirklich kein Visum bekomme,
die Route über Azerbaijan, Türkmenistan usw. nach China.


Türkei (Istanbul)
Dienstag, 5. August 97

Denke ich ignoriere einfach alle Negativinformationen, und höre auf mein
Gefühl, Mario Koffler und sein Kollege haben es ja auch geschafft. Heidi
Triet gab mir auch den Typ, ich soll mich nicht von Negativdenkern
einschüchtern lassen. Ich verstehe auch den Konsul, seine Verantwortung macht es ihm unmöglich, mein Vorhaben offiziell für gut zu heissen.
Werde es einfach versuchen, auch ohne Empfehlungsschreiben. Komme um 11.00 Uhr im iranischen Konsulat an, werde aber abgewiesen, es seien schon zu viele Leute im Konsulat, ich soll morgen wieder kommen.


Türkei (Istanbul)
Mittwoch, 6. August 97

 
Früh am Morgen, wieder im iranischen Konsulat heisst es, ein
Transitvisum mit 5 Tagen Aufenthaltsdauer wird in 5 Tagen ausgestellt,
und ein Touristvisum mit drei Wochen Aufenthaltsdauer wird in 10 Tagen
ausgestellt. Nach einem Empfehlungsschreiben wird nicht einmal gefragt.
Beantrage ein Touristvisum und versuche, ihn zu überzeugen, das es
bestimmt schneller als 10 geht, es auszustellen. Er meint nach einer
Weile, OK, neun Tage. Später stelle ich fest, er hat mich reingelegt,
der neunte Tag ist Freitag, und am Freitag ist das iranische Konsulat
jeweils geschlossen, nicht nur in der Türkei. Das zweite Problem sind
die Kosten von sFr. 87,50 für das Visum. Man kann es nicht bar auf dem Konsulat bezahlen, sondern muss es per Bank überweisen. Die Banken sind am Samstag geschlossen, und das Geld im Voraus zu überweisen ist ein Risiko, vielleicht wird mein Visum ja abgelehnt, und wer sagt mir, ob ich das Geld dann je wiedersehe.
Gehe zur Shimano Generalvertretung und spreche mit Mr. Ozan Yapicioglu, dem Geschäftsführer, wegen Sponsoring. Er meint, er ist interessiert, mich im kleinen Rahmen wie technischer Support und Ersatzteile zu unterstützen.

Türkei (Istanbul)
Freitag, 8. August 97

Gehe mit meinem Bike, wegen dem versprochenen Sponsoring, zur Shimano Generalvertretung. Techniker revidieren mein Bike komplett, Lager werden demontiert , gereinigt und gefettet, das vordere Schutzblech, welches in Kroatien in die Brüche gegangen ist, wird durch ein neues ersetzt, ein neuer Vorderpneu, und ein Kettenspray mit manueller Pumpe, alles gesponsert. Beim offerierten Mittagessen mit Mr. Ozan in der Kantine, teilt er mir mit, dass er für mich, wenn ich in Hong Kong ankomme, eine Arbeitsmöglichkeit im Bike Sektor habe.
Um 20.30 bin ich zurück in Florya, dusche, und gehe um 22.00 wieder auf den Bahnhof, ich möchte in den Ausgang. Um 22.15 steige ich in den Zug, der ganze Wagen ist leer, und dann steigen die vier Typen, die auf dem Bahnsteig standen, in den selben Wagen. Sie sprechen mich an, türkisch, holländisch, Hände und Füsse. In Yesilkoy, der nächsten Station, als der Zug wieder anfährt, werde ich von hinten gestossen, spüre wie mein Portemonnaie aus meiner Hosentasche gerissen wird, und alle vier springen raus, der sich schliessenden Tür des bereits fahrenden Zuges.
Will hinterher, doch die Tür ist schon geschlossen und verriegelt,
unmöglich sie wieder zu öffnen. Sehe auf der gegenüberliegenden Seite
des Zuges, eine Tür, die sich wegen einem Defekt nicht schliesst, und
springe aus dem mittlerweile schon ziemlich schnell fahrenden Zuges, ins Dunkle. Stehe nun mit zerrissenen Jeans, blutigem Knie und Ellbogen auf der falschen Seite des Zuges, und muss warten bis er vorbeigefahren ist.
Versuche die Verfolgung aufzunehmen, doch die sind schon über alle
Berge, vielleicht auch besser so, wer weiss ob die bewaffnet sind. Laufe
In Yesilkoy umher, vielleicht finde ich die ja irgendwo, später nimmt
mich ein Streifenwagen der Polizei auf und hilft mir bei der Suche,
natürlich zwecklos. Um 23.00 auf dem Polizeiposten, muss ich
feststellen, das von den zwanzig Polizisten, die anwesend sind, nicht
einer eine Fremdsprache spricht, weder englisch, noch deutsch, noch
französisch. Mit Händen und Füssen wird mir erklärt, ich müsse warten,
es komme ein Dolmetscher. Um 24.00 kommt dann wirklich ein Polizist, der gut englisch spricht. Erzähle ihm die Story, er übersetzt sie ins Türkische, und dann geht die Diskussion los. Was ich mitbekomme ist, das die jetzt 30 Minuten darüber Diskutieren, wo es nun geschehen ist, in Florya oder Yesilkoy, und welche Polizeistation nun zuständig, oder besser arbeiten soll, Yesilkoy oder Florya. Sie kommen dann zum Schluss, das es Florya ist, der Dolmetscher ruft die in Florya an, erzählt denen was geschehen ist und geht nach Hause. Ich werde zur Polizeistation nach Florya gefahren, da sitzen jetzt nur noch drei Polizisten, und wieder kein Dolmetscher. Mit Zeichnungen, Händen und Füssen werde ich wieder befragt, wo es nun geschehen ist, und wer nun zuständig ist. Morgens um drei wird mir das Spiel zu langweilig und ich gehe zu Fuss nach Hause.
Fazit der Geschichte: ca. sFr 400,--, Visa Karte, Fotos von Freunden.
Ich Idiot, nicht mal in der Schweiz laufe ich mit soviel Geld herum. War
Heute auf der Bank um einen Travellerscheck zu wechseln, und hatte nicht mehr daran gedacht das Geld aus dem Portemonnaie zu entfernen. Nachher ist man immer klüger, hoffe es wenigstens.

Türkei (Istanbul)
Samstag, 9. August 97

Trotz meiner schlechten Laune habe ich morgens um 10.00 mit Frau Frevel, der Tagesanzeiger Korrespondentin, ein Interview.

Türkei (Istanbul)
Mittwoch, 13. August 97


Besichtige nach ein paar Tagen Regen die blaue Moschee (Sultan-Ahmet), die einzige mit sechs Minaretten, und die Hagia Sophia. Sehr eindrücklich, die gigantischen Kuppeln, riesige Mosaike, bestaunenswert.

Türkei (Istanbul)
Donnerstag, 14. August 97

Besichtige die Istiklâl Caddesi, die bekanteste Laden und
Vergnügungsstrasse in Istanbul. Nostalgie-Tram, Mode-Boutiqen,
Schmuckgeschäfte, Kinos, Restaurants und in den Seitenstrassen jede
Menge Bars. Am abend treffe mich für ein Interview mit Frau Vangent, der NZZ Korrespondentin.

Türkei (Istanbul)
Samstag, 16. August 97

Im Computer Shop in Yesilkoy, suche einen Internetanschluss, lerne ich
Sinan, ein Türke der für ein paar Wochen hier arbeitet, sonst aber in
Paris studiert, kennen. Am Abend holt er mich, wie verabredet, in Florya
ab, und zeigt mir Istanbuls Insiderbars, wie z.B. Secret Garden an der
Istiklâl Caddesi, eine verstekte Bar in einer Seitenstrasse in einem
Wohnhaus. Zum Abschluss finden wir uns bis früh morgens im DNA, eine
Ohrentötende Discothek. Ohrentötend sind wie ich später feststelle, alle
Discotheken. Uebernachte mit ihm bei seiner, oder besser einer seiner
Freundinnen.

Türkei (Istanbul)
Sonntag, 17. August 97


Wir unternehmen einen Ausflug zu den vier kleinen Inseln vor Istanbul.
Autos und Motorraeder sind auf den Inseln nicht zugelassen, die Zeit
scheint stehengeblieben zu sein, nur Pferdekutschen und hunderte von
Bikes. Auf der letzten Insel sind wir bei Verwandten von Sinan, Sinans
Eltern sind auch dabei, zum Nachtessen eingeladen. Superschöne Villa mit traumhaften Ausblick übers Meer auf Istanbul. Uebernachte bei Sinan zuhause.

Türkei (Istanbul)
Montag, 18. August 97


Gehe am Morgen mit Sinan einen Computer ausliefern, fahren nach Florya, ich hole Pass und Geld, und dann setzt er mich im Bahnhof Yesilkoy ab.
Fahre mit dem Zug nach Sirkeci und gehe ins iranische Konsulat. Habe
mein Visum, Judihui !!!!!!!!

Türkei (Istanbul)
Donnerstag, 21. August 97


Besichtige den grossen Basar, auf 200000 Quadratmeter hundert Gänge, tausend Geschäfte, man bräuchte eine woche um alles zu sehen. Am Abend gehe ich mit Serra und Sinan in den Ausgang.

Türkei (Istanbul)
Freitag, 22 August 97


Gehe nach Sirkeci und schaue mir die Binbirdek-Zisterne (1001
Säulen-Zisterne) an. Ein riesiges Gewölbe wird vom 225 mächtigen Säulen (12,5 m hoch) getragen. Angebliches Fassungsvermögen der Zisterne:
50.000m³ Wasser. Heute schwimmen allerdings nur noch grosse Glaskarpfen bei 1m Wasserstand.

Türkei (Istanbul)
Montag, 25. August 97


Besichtige den Topkapi Palast. Man könnte ein ganzes Buch darüber
schreiben, was in dem Palast, der jetzt ein Museum ist, alles zu sehen
ist. Fasse mich kurz und sage einfach SUPER. Am abend ruft mich Sinan an und teilt mir mit, das der gemeinsame Südentrip, den wir morgen starten wollten, abgesagt ist. Der Grund ist schrecklich, am Wochenende ist in Bodrum ein tragischer Tauchunfall passiert. Sinans Freund, ein Tauchlehrer, war gerade dabei, einer Anfängergruppe auf dem Boot Theorieunterricht zu geben, als ein Besatzungsmitglied ausrief: "I go deep", ins Wasser sprang, und ohne sein Jacket aufzupumpen mit hoher geschwindigkeit abtauchte. Sinans Freund und ein anderer Tauchlehrer liesen die Anfängergruppe stehen, und sind hinterher. Sie wollten ihren Kollegen, der sich angeblich am Abend zuvor betrunken hatte, stoppen.
Auf 40 m Tiefe sahen sie den verrückten Selbstmörder, immer noch im
Sturtzflug abtauchend, doch der andere Tauchlehrer hatte Druckproblehme und musste auftauchen. Sinan’s Freund verfolgte den Selbstmörder weiter.
Am nächsten Tag fand man beide auf 98 m Tiefe, beide Tod.

Türkei (Istanbul)
Dienstag, 26. August 97


Breche nun alleine auf zum Südentrip mit dem Bus. Lasse Susanne, das
Bike in Istanbul. Erstes Ziehl : Bodrum, viele Türken haben es mir
empfohlen

Türkei (Bodrum)
Mittwoch, 27. August


Um 12.00, nach 13 Stunden Busfahrt komme ich in Bodrum an. Das
Touristenkaff schlechthin, ein "Castel" in Renovation, ist das einzige,
was hier zu besichtigen ist. Der Ort scheint nur auf Nightlive
ausgerichtet zu sein. Alles ist super teuer, die billigste Unterkunft
die ich finden kann, ist Hotel Maya für sFr.25 pro Nacht. Die vielen
Tauchschulen, die im Ort zu finden sind, haben alle die selben Preise: 2
Tauchgänge DM90. Eine Tauchschule möchte, das ich für ein bis zwei
Monate auf dem Tauchboot arbeite.

Türkei (Bodrum)
Donnerstag, 28. August 97


Arbeite einen Tag auf dem Tauchboot, um gratis zu Tauchen. Unterwasser bin ich enttäuscht, nichts gegen die Philipinen, keine Farben, keine Korallen, schlechte Sicht, wie es halt im Mittelmeer so ist.

Türkei (Bodrum)
Freitag, 29. August 97


Besichtige das Castel, und bei einer Töpferei verliebe ich mich in eine
grosse, schöne Amphore. Am Abend lerne ich einen in Deutschland
geborenen Türken, der wegen einem angeblich "kleinen Delikt" ausgeschaft wurde.

Türkei (Bodrum - Marmaris)
Samstag, 30. August


Fahre um 13.30 mit dem Bus nach Marmaris, hoffe da sei es ein bischen ruhiger. Falsch!! Die billigste Unterkunft die ich finde, Maltepe
Pension für sFr.20.- pro Nacht. Schreckliches Zimmer, ehemalige
sehrkleine Küche, Boden und Wände mit dunklen Kacheln, ein altes
dunkelbraunes Bett ( damit man den Dreck nicht sieht). Es wurde
behaubtet, die Stockwerkdusche habe heisses Wasser, was natürlich nur ein Scherz war. Am Abend spaziere ich durch die Stadt und besichtige die vielen Unternehmungsmöglichkeiten. 1000 Boote wollen mir irgendwelche Tagestouren für Morgen verkaufen.

Türkei (Marmaris)
Sonntag 31. August 97


Habe mich gestern zu einem Trip überreden lassen, bin anscheinend nicht klüger als die anderen Touristen. "Turtel Beach", im Reiseführer heisst es Naturschutzgebiet, den Strand wo die Schildkröten ihre Eier legen dürfe man nur vom Boot aus betrachten. Falsch, es sah aus wie in Ibiza, tausende Liegestühle, und bestimmt nie mehr Schildkröten. Nächstes Ziel, die Felsengräber und eine Thermalquelle. War eindrücklich.  redarrow.gif (842 bytes)back