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Jhansi - Orchha (Indien)
Freitag, 1. Mai 1998

Das war wieder eine Nacht voller Lärm, gleich neben meinem Zimmer steht
der Generator, der für das ganze Hotel bei Netzausfall Strom produziert.
Aus dem Netz kommt fast nie Strom.......
Bleibe den ganzen Morgen erschöpft im kühlen Zimmer liegen, bis um
15.00. Habe glück, den Tag durch bleibt es im Hotel mehr oder weniger
still, ausser die klirrende Glocke die direkt aussen an meinem Zimmer
montert ist, und die die Reception alle 10 Minuten betätigt, um das
Personal zu rufen. Schrecke deswegen alle 10 Minuten aus meinem
Schlummern auf.
Um 16.30 radle ich trotz der Hitze los, nach Orchha, das nur ca 25 km
entfernt ist. Orchha ist ein kleines  veträumtes Ortchen, mit
wundevoller Geschichte, und wunderschönen Bauten, ein riesiger alter
Palast, mehrere Tempel entlang dem Fluss über den eine alte lange Brücke
führt, und bis jetzt war es touristisch noch ruhig hier. Die
Einheimischen sind noch freundlich, relaxed und noch nicht so agressiv
auf Busines mit den wandelnden Dollarsäcken, den dummen Touristen (wehr
bin ich denn, sowas zu sagen?). Die wunderbare Aussicht, die man von der
gegenüberliegenden Seite des Flusses auf das Dorf mit dem befestigten
Palast und die aufgereiten Tempel hatte ist leider bereits zerstört, vor
sechs Monaten wurde zwischen den Tempeln und dem Palast ein hässliches
Bungalow Resort aus ekelerregendem Beton aufgebaut, um den Ort mit 
Massentourismus zu zerstören.
Das hässliche, und hässlich teure Bungalow Resort, indem man für die
Uebernachtung sage und schreibe 1500 Rupie bezahlt, im Palast selbst
gibt es königliche Zimmer für 300 Rupie, wurde durch Korruption
ermöglicht, die Mafia, die ganz Agra mit dem Taj Mahal besitzt hatte
hier die Dorfoitiker bestochen, einem armen Bauern das Land am Fluss
abgekauft, mit der Bedinung, dass er Manager im neuen Resort werden
darf, und im Eiltempo wurde das Resort aufgestellt. Der arme besitze
wurde natürlich nicht Manager, darf da nicht mal als Zimmerboy arbeiten,
den nicht ein Einheimischer fand im Resort eine Arbeit, die ganzen
Angestellten wurden aus Agra mitgebracht. Nicht ein Cent des
Resortverdienstes geht an die Einheimischen.
Um die preislichn Verhältnisse ein bischen zu  zeigen, ich übernachte
hier in einem kleinen Guesthouse für 60 Rupie, und der Besitzer des
Restaurants, indem ich Tali, ein Abendessen mit mehreren Dishes für 20
Rupie esse, erzählt mir, dass zum Beispiel sein Agestellter, der die
Tische abräumt, abwäscht usw. der wie die meisten absolut keine
Schulbildung hat, nicht mal Hindi lesen kann und kein Wort englisch
spricht, sage und schreibe ganze 10 Rupie am Tag verdient, dies sind 35
Rappen, doch eine Ubernachtung im Bungalow Resort kostet 1500 Rupie, er
müsste also 150 Tage arbeiten, um eine Nacht im Resrt vedient zu haben.
Der nette Bestzer des kleinen Restaurants, der seit Generationen
Einheimischer ist, ist verheiratet, und hat zwei Kinder, er spricht fast
kein Englisch, seine Frau, die im Restaurant mitarbeitet gar nicht, und
er kann mit seinem Einkommen den Kindern absolut keine Schulbildung
finazieren. Doch seine Lage hier kann sich als Glücklich bezeichnen,
immerhin besitzt er ein Restaurant, as an einer sehr guten Lage ist
direkt vor der Brücke zum Palast, und die Dorfpolitiker kommen jeden
Abend mit Freunden bei ihm essen, da er angeblich der beste Koch im Dorf
ist. Natürlich essen und trinken die Politiker und ihre Freunde ohne
dafür bezahlen zu müssen, sonst kommt am nächsten Tag ein Beamter der
Regierung, der ihm das Restaursant schliesst, weil er eine Fliege in der
Küche findet.
Tagesleistung: 25 km
Stand: 10'230 km

Orchha (Indien)
Samstag, 2. Mai 1998

Ich entscheide mich, Barbara, die Swissairhostess, die mr bereits drei
Mal Dinge aus der Schweiz nach Delhi organisiert hatte, in Bombay zu
besuchen. Sie hat eine Rotation nach Bombay, und wird einen ganzen Tag
da sein. Möchte noch ein paar Dinge erledigen, mit ihr telefonieren, um
rauszufinden, wann genau sie ankommt, mit meinem Bruder telefonieren,
und Geld wechseln. Dies alles ist hier in Orchha nicht möglich, kein
einziges Internationales Telefon, und Geld kann man nur im korrupten
Bungalow Resort. Diesen Laden will ich nicht unterstützen, also muss ich
mit dem
Bus in das 25 km entfernte Jhansi fahren. Busfahren in einem der
vollgepferchten Lokalbusse ist ein Horror, Gedränge, Gemoste, Gekratze,
Gehuste, es stinkt nach Schweiss, Benzin und Abgas, die Fensterscheiben
existieren schon lange nicht mehr, Strassenstaub weht durch den Bus
hindurch, und die ganze Zeit wirst Du behrührt, überall, sie alle lieben
es, in Körperkontakt mit einem Ausländer zu sein. Greifen mir an meine
Knie, und noch schlimmere Körperteile, und wenn man ihre schweissigen
Hände entfernt, lachen sie nur und kommen wieder. In Jhansi angekommen
muss ich feststellen, dass die Rikshaws streiken, vermutlich wollen sie
durchsetzten, das von jetzt an die Einheimischen dieselben Wucherpreise
bezahlen sollen, wie sie immer den Touristen abknöpfen. Die einzige
Bank, die Dollar in Rupi wechseln kann, hat noch offen, und sie ist noch
voll mit Angestellten, sicher 50, alle am Tee trinken, und jeder den ich
frage, meint der andere sei für Geld wechseln zuständig, und der
einzige, der anscheinend dafür zuständig ist, meint, er sei es jetzt
nicht mehr, denn die Bank habe geshlossen (schliesst offiziell in 15
Minuten), ich soll Montag wieder kommen. Die ganzen 15 Minuten versuche
ich ihm beizubringen, das seine Bank erst in 15 Minuten schliesst, dass
er doch gefälligst mein Geld wechsen soll, doch dies ist bei
Staatsangestellten zwecklos, es sei den man bezahlt Schmiergeld. Will
Korruption absolut nicht unterstützen, und suche nach einer anderen
Möglichkeit, vor Montag Geld zu wechseln, drei Stunden lang erfoglos.
Ich telefoniere noch mit Jules. Als ich hier in den Raum ds
Telefonoffices kam war es lehr, jetzt telefoniere ich für teures Geld
mit meinem Bruder in Hongkong, und mittlerweile haben sich zu dem
Angestellten fünf Gaffer versammelt, sie beginnen so laut darüber zu
Diskutieren, was der Ausländer wohl am Telefon bespricht, dass ich Jules
nicht mehr verstehen kann. Ich sage dem Angestelten, falls er möchte,
dass ich nacher für diese Telefongespräch bezahle, dann soll er dafür
sorgen, dass die Leute die hier nicht telefonieren wollen verschwinden,
und dass es hier suhig wird, damit ich meinen Bruder verstehen kann.
Doch alle schauen mich nur doof an, sie wollen kein Englisch verstehen,
und beginnen gleich wieder zu Diskutieren. Ich finde es schade, dass ich
wiedereinmal laut fluchend und drohend aufstehen muss, um verstanden und
respektiert zu werden. Keiner wollte telefonieren, alle wollten sie nur
gaffen, der Angestellte inklusive, und ich vertelefoniere hier kurz mal
ein Monatsgehalt von ihm.
Nachdem ich wieder mit dem stinkigen Bus zurück nach Orchha gekommen
bin, verbringe ich den Rest des Tages auf der Toilette, habe seit
gestern Dünnpfiff.


Orchha (Indien)
Montag, 4. Mai 1998

Fahre am Morgen wieder mit dem vollgestopften Bus nach Jhansi, und gehe
zuerst in die Nationalbank. Der Bankmanager, der mir am Samstag gesagt
hat, ich soll am Montag wieder kommen, um meine Dollars zu wechseln hat
eine neue Taktik, um mich zu zwingen Bakshish, Schmiergeld zu bezahlen,
er meint jetzt schlicht, die Nationalbank sei nicht befugt, Cash Dollar
in Rupi zu wechseln. Die Nationalbank ist aber in ganz Indien beinahe
die einzige Bank, die gerade eben befugt ist, dies zu tun, und
hundertprozentig sicher darf es die Nationalbank, ich wechsle schn die
ganze Zeit mein Geld in Nationalbanken, selbst in viel kleineren, mit
nur zwei Angestellten, dieses korrupte Schwein von einem Manager will
nur zusätzlich zu seinem riesen Lohn noch ein paar Dollar in seine
eigene Tasche wandern lassen. Er ist ein Meister der in Indien typischen
Reaktion auf ein Problem, er ignoriert einfach meine Anwesenheit, schaut
lieber an den langweiligen Wandschrank, als mir in die Augen zu schauen,
solage ich was von ihm erwarte, richtig unhöflich, er denkt immernoch,
dass er von mir Bakshish bekommt, er denkt dies für fast zwei Stunden,
bis mir der Kragen endgültig platzt, ich beginne Laut über das Bakshish
zu sprechen, das er niemals von mir bekommen wird, beginne kaut
auszurufen, ihm eine gewaltige Ladung Pfeffer hinter die Ohren zu
reiben, und stelle ihn damit in der ganzen Bank blos. Er hat somit sein
Gesicht verlohren, und siehe da, es funktioniert, er ist plötzlich
bereit, auch ohne Bakshish seine Arbeit zu tun und mein Geld zu
wechseln. Der Morgen ist gelaufen.
Zu dieser Geschichte möchte ich noch erwähnen, dass wenn man sich länger
als zwei Monate in Indien aufhält, wird bei der Ausreise verlangt, dass
man Bankbelege vorweist, die bestätigen, dass man harte  Währung im Land
gewechselt, hat, und seinen Unterhalt durch illegale Arbeit ermöglicht
hat, und auch nicht Geld auf dem Schwarzmarkt gewechselt hat, was dann
dem Staate Indien nichts bringen würde, sondern sein Geld offiziell bei
der dafür bestimmten Nationalbank gewechselt hat. Der auf dem
Schwarzmarkt angebotene Wechsekurs ist komischerweise auch noch um
einiges schlechter als der der Bank, unverständlich bei so einer schnell
an Wert verlierenden Währung, die auch noch an Exporteinschränkungen
unterliegt. Egal wie reich man in Indien ist, wenn man als Indischer
Tourist oder Geschäftsreisender aus Indien ausreist, darf man offiziel
nur eine limitierte Menge an harter Währung ausführen.
Ich gehe zum Bahnhof, um mein Ticket für Donnerstag nach Bombay zu
kaufen, sollte doch eigentlich eine leichte Sache sein, nichts
Internationales, einfach ein Zugticket nach Bombay. Um 12.00 stehe ich
in der Schalterhalle, mit 500 Indern, die ebenfalls Tickets wollen, und
verteilt auf 10 Schalter anstehen. Ueber den Schaltern steht gross auf
englisch geschrieben, dass an jedem Schalter alles möglich ist, jede
Destination. Leider bin ich hier der einzige, der versteht, was dieser
Schriftzug beteutet, den vermutlich noch die Engländer vor 50 Jahren
hingeschrieben haben. Hinter den Scheiben hängen bei jedem Schalter
irgendwelche Listen, natürlich in Hindi. Die meisten Inder sprechen
nicht mal Hindi, die angebliche Nationalsprache, sondern irgendeine der
Provinzsprachen. Banknoten zum Beispiel sind in 13 Sprachen
angeschrieben, damit sie fast jeder erkennen kann. Stehe bei Schalter
drei an, ist mir am sympatischsten, und beginne die Leute die anstehen
zu fragen welcher Schalter Tickets nach Bombay verkauft. Frage auch nach
Mumbay, den die Regierung  hat kürzlich aus lauter Langweile die Namen
einiger Städte gewechselt. Doch niemand vertsteht mich, oder will mich
verstehen, einer tut dan so, als ob er mich versteht, und er schickt
mich an Schalter 7. Ich will da nicht nochmal beginnen anzustehen, ohne
zu wissen, das ich da auch bekommen werde was ich brauche, gehe gleich
an der Reihe vorbei, und frage am Schalter nach Bombay, Mumbay, und er
schickt mich an Schalter 1, vom Schalter 1 werde ich wieder an Schalter
3 geschickt, und Schalter 3 schickt mich wieder zu Schalter 1. Nicht
einer spricht englisch, die Beamten an den Schaltern sind meister im
ignorieren, und keiner will Bombay oder Mumbay kennen. Das Spiel ist nun
nicht mehr lustig, und auch hier gilt wiedereinmal, nur wenn man
schreit, und auf den Tisch klopft, kommt man zum Ziel, nach sagenhaften
vier Stunden und mehreren Formularen, die auszufüllen waren, bekomme ich
endlich ein Ticket, nicht genau so wie ich es wollte, werde einen Tag zu
früh in Bombay ankommen, aber was solls.
Bei der Post bin ich erstaunlicherweise bereits nach 10 Minuten fertig,
um meine Postkarten abzuschicken, laufe vorher nur eine Stunde sinnlos
in der Stadt umher, weil Lonley Panet, der Reiseführer die Post am
komplett falschen Ende der Stadt eingezeichnet hat.


Orchha (Indien)
Dienstag, 5 Mai 1998

Gehe mal so richtig auf Fotojagdt in Orchha. Im Palast mit mehreren
Stockwerken, Türmen, riesigem, schattigem Innenhof, und einem
ausgeklügelten Klimasystem aus einer gut durchlüfteten doppelwandigen
Aussenmauer, durch die man auf allen Stockwerken durch schmale Gänge
gehen kann, es entsteht im ganzen Palast trotz der 48ºC Hitze eine
angenehme Kühle. Auf dem Dach, welches ringförmig um den ganzen Palast
geht, wimmelt es von riesigen Geiern. Sie haben ihre Nester in den
Türmen gebaut.


Orchha (Indien)
Mittwoch, 6 Mai 1998

Ich nehme ein Bad im Fluss, besser währe See, den jetzt in der heissen
Trockenzeit ist es ein stehendes Gewässer. Alles andere als erfrischend,
dass Wasser ist warm, fast heiss, trocknet langsam aus, wird immer
weniger, es riecht übel, und die Abwasserkonzentration darin nimmt von
Tag zu Tag zu. Doch die Inder kümmert dies nicht, sie Baden darin
genüsslich, waschen sich mit Seife, und waschen darin ihre Kleider. Wenn
es die Inder nicht umbringt werde ich es auch überleben.


Orchha (Indien)
Donnerstag, 7. Mai 1998

Nehme nochmals ein Bad im Fluss, packe meine Taschen und lasse sie in
einer kleinen Kammer mit meinem Schloss gesichtert, im Maharaja
Guesthouse zurück. 17.00, es ist soweit, ich breche auf, ohne Fahrrad,
um Barbara in Bombay zu besuchen. Fahre mit einem der kleinen
Rikshawbusse nach Jhansi. Telefoniere mit Barbara, bis jetzt weiss sie
noch nichts, vom bevorstehenden Ueberaschungsbesuch,sie hat keine
Ahnung, dass ich bereits auf dem Weg nach Bombay bin, wo sie in zwei
Tagen ankommen wird.
Sitze jetzt hier in einem Lassi-shop (Trinkjoghurt), um Zeit
totzuschlagen, der Zug um 01.45, und jetzt ist es erst 19.00! Schreibe
Postkarten und in meinem Tagebuch, unter der Aufsicht von 6 Indern, die
mir konstant über meine Schultern schauen. Während ich tief versunken in
meinem Buch, Steven King, Fridhof der Kuscheltiere lese, wird mein Tisch
abgeräumt, und meinen geliebter Uniball Schreiber, mitdem ich immer mein
Tagebuch schreibe, oder besser geschrieben habe, wurde geklaut.
Irgeindein Kellner, weiss leider nicht welcher, hat in einfach
eingesteckt . Als ich danach Frage zucken alle Angestellten wohlwissend
die Schultern. Werde mir einen neuen Kaufen müssen, wieder 45 Rupi. Um
22.00 gehe ich auf den Bahnhof, und werde auch hier fast 4 Stunden
totschlagen. Chaotisches Leben auf dem Zugsteig, überall liegen Leute
kreuz und quer am Boden herum, schlafend, stapel von Säcken Reis und
anderen Produkten stehen herum, Leute sitzen und schlafen darauf, Und
Bettler srürzen sich auf den einzigen weissen den es hier gibt, auf mich
natürlich, werde begrabscht von verkrüpelten Händen, einige haben nur
noch ein Bein, oder beide Beine verkrüppelt, alle sind sie betrunken,
oder eher zugebertelt, kauen die ganze Zeit auf roter Bertel herum, die
ganzen Zähne sind zerfressen und rot, überall am Boden ausgespukte
Bertel, und Rotze, man muss immer aufpassen, wo man hintritt. Eine Kuh
wandert auf dem Steig und auf dem Gleis herum, was tut die denn hier,
würde sich der Europäer fragen, doch in Indien ist dies ganz normal,
überall sind die heiligen Kühe, und niemand wird je die frechheit
besitzten, eine heilige Kuh in ihrer Freiheit einzuschränken. Ein
betrunkener Bettler, mit fettigen Haaren, und einem verkrüppelten Bein,
das er hinter sich herzieht, schleppt sich auf dem Gehsteig herum kommt
zu mir, und beginnt ebenfalls, mich unaufhörlich anzubetteln, greift die
ganze Zeit mit seinem gekrümmten Fingern an mein Knie, er braucht sicher
10 Minuten, bis er begreift, dass ich nichts geben kann, aufgiebt, und
sich wieder davonschleppt. Würde ich ihm was geben, währen 8 die mich
vorher angebettelt haben gleich wier hier bei mir, mit zusätzlich 20
neue, dieebenfalls etwas Geld von mir erwarten würden.
20 Minuten später schleppt er sich wieder an mir vorbei, zum
Zigarettenverkäufer, kauft sich eine Zigarette für ein paar Paisa, die
er irgendwo erbettelt hat, und versucht diese anzuzünden. Er versucht
dabei cool zu wirken, versucht es so zu tun, wie es ihm in den
Kinofilmen aus unserer Kultur beigebracht wird, und verbraucht dabei
sage und schreibe 14 Streichhölzer, bis seine Zigarette endlich glüht.
Ichbin beeindruckt von seinem Stolz, den er trotz seiner Behinderung und
Sozialer Lage zu behalten versucht, zeige ihm dies aber nicht, den er
versucht jetzt mit mir zu flirten. Er setzt sich fünf Meter entfernt
gegenüber von mir auf eine Bank, und versucht mich anzumachen,
Homosexuell ister auch noch, er lächelt zu mir herüber, zwinkert mich
an, und reibt sich die ganze Zeit sein Geschlechtsteil. Ich bemitleide
ihn, ignoriere ihn, höre Musik mit meinen Kopfhörern, und versuche ein
bischen abzuschalten.
Möchte auf die Bahnhftoilette, doch der Inder am Eingang hebtseine Hand
und verlngt fünf Rupi, wo zehn Rupi ein Tageslohn ist, ein netter
Versuch, die meisten Touristen würden dies auch ohne zu zögern zahlen,
ohne dabei zu denken, was 1 Rupi hier bedeutet.
Um 01.50, mit nur fünf Minuten verstätung kommt der Zug, endlich, ich
bin unterwegs in das mehr als zweitausend Kilometer entfernte Bombay.


Indien
Freitag, 8. Mai 1998

Ich sitze im Zug, scheint unnendlich zu sein, die Fahrt, immer wieder
kommen Bettler, die durch den ganzen Zu hindurch betteln, und natürlch
kommen sie zu mir, dem einzigen Touristen im ganzen Zugwagen, bleiben
bei mir jedesmal hartnäckig stehen, jeweils fünf Minuten lang, und
fummeln dauernd mit ihren Fingern an meinenBeinen herum. Lese in meinem
spanneden Buch, Friedhof der Kuscheltiere, höre Musik, und hoffe, das
die 20 Stunden Zugfahrt schnell und sicher, meine ohne Durchfall vorüber
gehen.
Abends um 21.00 komme ich endlich in Bombay an. Ich marschiere durch den
riesigen, überfüllten Bahnhof, schiebe all die lästigen, aufdringlichen
Händler beiseite, die sich mir in den Weg stellen, und mir irgendwelchen
Schund zu überhöhten Preisen andrehen wollen, und suche ein Restaurant.
Würde gerne wiedermal was nicht indisches essen, finde aber nichts
dergleichen, und esse halt einmal mehr Tomato-Paneer. Im Restaurant
bekomme ich eine eine Adresskarte von einem billigen Hotel, und der
Kellner meint, es sei ganz in der Nähe, ich soll 20, maximum 25 Rupi
bezahlen, für das Taxi, um da hinzukommen. Der erste Taxifahrer schaut
sich die Adresskarte an, er spricht erstaunlicherweise englisch und
meint dass er dieses Hotel kennt, und dass er mich für 25 Rupi
hinbringt. Versuche ihn auf die vermutlich immernoch zu hoch angesetzten
20 Rupi runterzuhandeln doch er will nicht. Der zweite Taxifahrer ist
kooperativer, ich gebe ihm die auf englischgeschriebene Adresskarte
durchs Fenster, er spricht kein Wort englisch, schaut sich die Karte mit
ernstem Blick an, alledings hält er die Karte 180º verkehrt, denn er
kann nicht mal lesen, und er meint mit Handzeichen, ich soll einsteigen,
er fahre mit Meter. Ich weiss nicht, wohin er mich fahren möchte, denn
er hat ja keine Ahnung, wohin ich will, denn er kann ja nicht lesen,
vermutlich will er einfach eine Stadtrundfahrt durch ganz Bombay
unternehmen, dazu habe ich aber jetzt keine Lust, keine Zeit, und kein
Geld, also gehe ich wieder zum ersten Taxifahrer der mir nochmals
bestätigt, dass er weiss, wo dieses Hotel ist, und steige ein. Er fährt
los, und nach zehn mal Abbiegen fragt er mich nochmals nach der Karte,
und mit der Karte in der Hand geht er aus dem Taxi, und fragt andere
Taxifahrer nach dem Weg. Auf dem gazen Weg verlangt er VIERMAL nach der
Karte, und als wir es dan auch wirklich finden, es war ncht weit vom
Restaurant, mit dem Meter höchstens zehn Rupi, heisst es das Hotel sei
voll. In wirklichkeit hat es aber noch freie Zimmer, die Türen sind
offen, und die Zimmer geputzt, doch in Indien gescheht es einem oft,
dass man als Ausländer kein Zimmer bekommt. Mit dem Taxifahrer muss ich
mich auch noch streiten, den er will jetzt, weil er den Weg nicht
gefunden hat, mehr als 20 Rupi, kann er natürlich vergessen. Suzhe zu
Fuss weiter, und finde um 23.30 auch endlich ein Hotel, das noch mir ein
Zimmer für 175 Rupi vermietet. Schlafe gut und tief unter einem riesigen
Ventilator.


Bombay (Indien)
Samstag, 9. Mai 1998

Schlafe aus, bis um 9.00, dusche, und gehe in ein Starssenrestaurant
Frühstücken, Lassi (indisches Trinkyoghurt), Toast und fried Eggs. Suche
ein Büroartikelgeschäft, um einen neuen Uniballschreiber zu kaufen, da
mir meiner gestern vorgestern gekaut wurde, und beginne anschliessend,
ein Internetcaffeezu suchen. Suche und suche doch hier weiss natürlich
niemand, dass es sowas überhaubt gibt. "What is Comuter?" werde ich
immer wieder gefragt. Um 13.00 gehe ich in ein gehobenes Fisch
Restaurant, in der Hoffnung, hier Leute zu treffen, die wissen was
Internet ist, und auch wissen, wo ich eines finden kann. Trinke ein
Bier, mein erstes seit langer Zeit, und esse fritierte Shrimps. Habe
Erfolg, meine Tischnachbarn kennen ein Internetcaffe, und erklähren mir,
wo es ungefähr zu finden ist. Suche es, und finde es nach langer Zeit
auch. Habe eine neue Message von einem gemeinsamen Essen, dass heute
Abend bei meinen besten Freunden Andi und Yvonne, stattfindet, mit
meinen Eltern und mit Freunden, mit denen ich zusammmen gewohnt habe,
und dass ich doch um 19.30 swisstime, dass ist in Indien um 23.00 ins
Chat im Internet kommen soll. Wie soll ich um 23.00 ins internet kommen?
Ist nicht aml in der Schweiz möglich, am Samstag um 23.00 ein
öffentliches Internet zu finden! Ich weiss auch nicht genau, wann
Barbara in Bombay ankommt, muss ebenfalls um Mitternacht sein. Ich frage
den Besitzer dess Internetcaffees, und er meint, in der Nähe seines
Hauses, an der Juhu Beach, wo ich sowieso hinmuss, den Barbaras Hotel
ist ebenfalls an der Juhu Beach, kennt er jemanden, der privat ein
Internet hat, und der mich vieleicht um 23.00 reinlässt. Fahre mit dem
Besitzer und seinem jungen Sohn nach Ladenschluss mit dem Zug für 4 Rupi
nach Juhu Beach, und von da gehen wir zusammen  mit seinem priaten Auto
welches er am Bahnhof parkiert hatte, zuerst zum Hotel Sun-n-sand, frage
da an der Reception, um welche Zeit die Swissaircrew ankommt, und es
heisst ca. 01.00. Spitze, der ganze Zeitplan geht auf, ich kann so
vorher noch zum Chatdate. Der Besitzer lädt mich zu sich nachhause zum
Abendessen ein. Sechs Leute leben in der Wohnung, er selbst, sein Sohn
und seine Tochter, seine Frau, seine Mutter und eine Hausangestellte.
Nach dem feinen Essen, um 22.30, bringt er mich zu seinem Kollegen, ein
junger  Student, und verabschiedet sich. Der nette Student lässt mich
sein Internet benutzen, und ich Chate mit meinen verabredeten Freunden
bis um 23.45. Anschliessend bringt mich der junge Computerfreak ins
Hotel Sun-n-Sand. Warte hier in der Empfangshalle, und nach  langem
Warten kommt der Bus mit der Swissaircrew. Barbara ist komplett
überascht, sie kann es kaum glauben, mich hier zu treffen.


Bombay (Indien)
Sonntag, 10. Mai 1998

Zusammen gehen wir auf eine kleine Stadtbesichtigung, beginnen mit einem
Einkaufsbummel am berühmten Diebe-Markt. Ob da wirklich noch gestohlene
Sachen angeboten werden beweifle ich. Ich finde einen schönen, alten
Messingsextanten, und Barbara kauft sich Glaskugelknöpfe als
Schubladengriffe. Anschliessend treffen wir uns mit einem Schweizer, den
Barbara im Flugzeug kennengelernt hat, er wohnt jetzt im Hotel Oberoi
(Zitat Lonley Planet: Bombays most opulent Hotel!!!) für sage und
schreibe 700 sFr. die Nacht, doch er ist damit nicht zufrieden, beklagt
sich über dieses und jenes. Das komische an der ganzen Sache, er hält
sich für religiös, hält uns einen einstündigen Vortrag über seinen Guru,
und zu meinem Fahrradtrip meint er nur, ich sei nach Indien geradelt,
weil sein Guru mich gerufen hat. Geduldig höre ich ihm zu, bin
neugierig, wie weit er es noch treiben will, doch nach einer Stunde
unterbricht ihn Barbara sie hat wie ich genug von seinem aufgeblasenen,
herablassenden  Getue, Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie mich da
reingezogen hat, doch ich fand es interessant, ihm zuzuhören, bis er
fertig, ausgepustet ist. Endlich, seine Luft ist raus und wir
verabschieden uns. Wir gehen ein bischendem Meer entlang, geiessen die
wunderbare Aussicht, und durchqueren die Stadt um dieandere Seite der
Küste zu erreichen. Da besichtigen wir das Riesige Gateway of India, und
anschliessend nehmen wir ein Taxi zurück nach Juhu Beach. Wir gehen in
ein italiensiches Restaurant, abendessen. Ich flippe aus, was es hier
ales gibt, Rotwein, Salat, tausend verschiedene Pastas und Pizzas. Ich
wusste schan gar nicht mehr, das es solche Dinge gibt, in meiner
Euphorie bestelle ich mehr, als ich essen kann.


Bombay (Indien)
Montag, 11. Mai 1998

Ich bin wieder auf dem langem Weg zu meinem Fahrrad zurück nach Orchha,
sitze im Taxi zum Bahnhof, und die ganze Zeit versucht er, den vorher
abgemachten Fahrrpeis von 200 Rupi  wieder zu erhöhen, er ist richtig
nervtötend, und bereits nach 200 Meter habe ich die Nase voll, und
steige wieder aus. Wer zuviel verlangt bekommt am ende gar nichts! Nehme
ein neuesTaxi, und siehe da, ohne sinnlose Komentare fährt er mit Meter.
Im Bahnhof angekommen, dies ist die selbe Gegend wo ich gestern mit
Barbara nach langem streiten mit dem Taxifahrer für 250  hingefahrn bin,
zeigt der Meter ganze 157 Rupi, ich bezahle 160 und gehe zum
Ticketcounter, um ein Zugticket nach Jhansi zu bekommen. Stehe zwei
Stunden am Ticketschalter an, erstaunlicherweise halten sich alle an die
Regel und stehen ohne zu drängen in der Reihe, sind ja auch keine
Inderdabei, dies hier istein spezieller Counter für Touristen. Doch auch
hier, Muslems denken, sie müssen die Regeln umgehen, denken sie haben es
nicht nötig, sich hinten an der Reihe hinzustellen, alle Muslems die da
neu ankommen, sind plötzlich alle Freunde Moslems vorne in der Reihe,
der an seiner typischer Moslemkopfbedekung leicht als Muslem zu erkennen
ist, und stellen sich nach zwei drei Wortwechsel hinten an ihm hin. Ich
war lange genug in Moslemländer, um zu wissen, wie da Freunde
miteinander umgehen. Diese hier geben sich nicht mal die Hand zur
Begrüssung, die sind sich definitiv noch nie im Leben begegnet. Ich
sorge als einziger in der Reihe, dass die Lügner wenigstens das Gesicht
verlieren, ich hatte eindeutig recht, als ich sie mündlich angreiffe,
werden sie von dem Muslim, der ihr Freund sein soll nicht mal zur
Kenntniss genommen. Der am Schalter meint, wenn ich das Ticket in der
Landeswährung, und nicht in US Dollarbezahlen bezahlen will, muss ich
ihm meinen Pass und eine Quittung von der United Staate Bank of India
zeigen, die Bank, die mir vor wenigen Tagen behaubtet hatte, das sie
nicht befugt sein soll, Geld zu wechseln. Ich habe ausser meinem Pass
keine Dokumente und auch keine Quittungen dabei, doch der am Schalter
bliebt stuur wie ein Bock. Ich drehe mich um, und der nächste Tourist
gibt mir kurz seine Quittung, ich gebe sie dem Idioten am Schalter, der
genau gesehen hat, dass es nicht meine Quittung ist, doch er akzeptiert
es. Doofe Bürokraten!!!
Habe mein Ticket, der Zug geht erst um 19.00, und ich habe noch ein paar
Stunden Zeit, gehe nochmals ins Internetcaffee. Am Abdend im Zug, als
ich im schmutzigen Schlafabteil mit sechs Betten ankomme, wo ein
Reservierter Platz auf mich warten sollte, muss ich feststellen, dass da
kein Platz mehr frei ist. Ich vergleiche nochmals Wagennummer und
Platznummer, bin hier definitiv richtig doch da sitzt ein Inder auf eiem
Platz, und tut so, als nichts währe. Ich frage ihn nach seinem Ticket,
und er hat nichtmal ein Dritte-Klasse Ticket, er hat gar nichts, dürfte
eigentlich nicht mal in diesem Zug sitzen, und obwohl ich ihm mein
Ticket mit dieser Platznummer, auf der er sitzt, zeige, weigert er sich
meinen Platz freizugeben. Nach langem hin und her steht er endlich auf,
und setzt sich in das nächste Abteil, wo er ebenfalls nicht sein darf,
doch dies ist nicht mein Problem, mein Problem ist jetzt, dass er sein
ganzes Gepäck unter meinem Sitz lässt, und meint, ich soll meines doch
draussen im Gang, wo ich es nicht sehen kann, wo es bestimmt geklaut
wird, hinstellen soll. Kommt nicht in Frage, ich will darüber nicht auch
noch zehn Minuten diskutieren müssen und werfe sein Zeugs einfach in den
Gang hinaus. Das Sechserabteil ist voll, doch anscheinend bi ich hier
der Einzige mit Ticket, alle paar Minuten kommt jemand mit Ticket für
einen deser Plätze, und der Streit beginnt von vorne. Die schreien sich
jeweils zehn Minuten lang gegenseitig an, bis es mir zu blöde wird, will
hier endlich einen Frieden haben, aufstehe, und den ohne Ticket aus dem
Abteil in der gleichen Lautstärke zurechtweise, und aus dem Abtei
hinauschiebe.  19.20, der Zug fährt, endlich ruhe.


Orchha (Indien)
Dienstag, 12. Mai 1998

Die ganze Fahrt durch müssen wir sechs mit Tickets Leute aus dem Abteil
schmeissen, weil es plötzlich wieder 10 Leute im Abteil sind.
Nachmittags um 15.00 komme ich im Bahnhof in Jhansi an, und bin um 16.00
wieder in Orchha. Am Abend findet wieder, wie fast jeden Tag, eine
Hochzeit statt. Schiesse ein paar Fotos vom Umzug mit den Muskikanten.
Plane meinen Start für morgen früh um 5.30, packe mein Bike, und mache
noch ein paar technische Kontrollen. Stelle den Wecker auf 5.00 und
schlafe ein.


Orchha (Indien)
Mittwoch, 13. Mai 1998

Erwache erstmals um 14.00 aus meinem Tiefschlaf. Habe nie einen Wecker
klingeln hören, obwohl der lange geklingelt hat, er ist immer noch
eingeschaltet. Muss wohl einen riesen Schlafmangel von der langen,
anstrengenden Reise von Bombay gehabt haben. Bin immer noch müde,
schlafe einfach wieder ein, kann heute sowieso nicht mehr starten, es
ist schon 47ºC. Bleibe einfach nochmals einen Tag in Orchha, und starte
morgen.


Orchha - Nowgong (Indien)
Donnerstag, 14. Mai 1998

Nachdem ich mich nun gestern einigermassen von den letzten Tagen erholen
konnte, schaffe ich es um 5.30, als der wecke klingelt aufzustehen, und
ich radle los. Es ist schon um 7.00 unerträglich heiss, und nirgendwo
gibt es Wasser, keine kühlen Colas, und meine Flaschen sind schon um
8.00 lehr. Um 9.00 habe ich einen Plattfuss am vorderen Rad, Plattfuss
nummer 11 auf dieser Reise, ich flicke das kleine Loch, und suche im
Pneu nach der Uhrsache, suche und suche, und finde zum Glück den
Uebeltäter, ein kleiner Holzdorn eines Dornenbusches steckt im Pneu, war
fast nicht zu finden, und würde ich ihn nicht entfernen, würde er mir
sofort wieder ein Loch un den Schlauch bohren.
Die Hitze ist unerträglich, nach Zeitugsabgaben soll es heute 47ºC sein.
Ich weiss nicht genau wie heiss es ist, es ist jedenfalls einfach viel
zu heiss zum radfahren, und es macht keinen Spass mehr, es ist nur noch
ein Leiden, doch ich muss, oder besser will durchhalten. (Bin ich ein
idiotischer Dickkopf!!!!!??)
Nach 128 km übernachte ich in Nowgong in einem Bussrestaurant, schlafe
durstig ein, den es gibt hier nur heissen Tee, und ich kann so unmöglich
meinen Tagesbedarf von 15 Liter Wasser decken. Ich fühle mich am ende
meiner Kräfte, habe eine ausgetrocknete Kehle, und bin noch nicht einmal
in Khajuraho.
Tagesleistung: 128 km
Stand: 10'372 km


Nowgong - Khajuraho (Indien)
Freitag, 15. Mai 1998

Kurz nach Sonnenaufgang starte ich, immer noch durstig, und finde nach
22 km, nach einer Stunde Wasser. Um 9.00 finde ich einen Schattenplatz,
und entziehe mich da der Sonne, Hitzepause, in einem Strassenrestaurant
ohne Ventilatoren, doch wenigstens gibt es hier kühle Colas und
Schatten. Schreibe Tagebuch, studiere die Landkarte, und lese unter
aufsicht von 30 Indern, ein bischen in meinem Buch, Friedhof der
Kuscheltiere. Sonnenuntergang ist ca um 18.00 und nach Karte sind es nur
noch 25 km bis Khajuraho, so mache ich lange pause, bis um 16.30, auch
dann ist es noch 45ºC. Nach Landkarte müsste ich eigentlich nach 60 km
links abbiegen, von der Haubtstrasse richtung Norden, um nach Khajuraho
zu kommen. Doch alle Leute bei denen ich nach Khajuraho frage winken
mich einfach weiter, in meine Fahrtrichtung. Nach 70 km müsste ich
eigentlich längst in Khajuraho angekommen sein, doch die Leute schicken
mich immernoch gerade aus in meine Fahrtrichtung. Nach 75 km kann ich es
einfach nicht mehr glauben, dass es immernoch gerade ausgeht, und frage
nicht nur zwei oder drei Leute, sondern frage weiter und weiter, und
plötzlich meint einer der sogar ein bischen englisch spricht, so etwa
der zehnte, die Abzweigung nach Kahjuraho war vor 15 km, also muss ich
wieder zurückradeln. HHMMMPF…….Na schön, es ist jetzt 18.00, und die
sonne geht unter, ich war gut in der Zeit, um Khajuraho mit Tageslicht
zu erreichen, doch jetzt wird dies unmöglich. Fahre die 15 km zurück, es
wird unterwegs dunkel, und ich will mein Licht einschalten, doch es
funktioniert nicht, finde im dunkeln nicht heraus warum, und fahre ohne
Licht weiter. Nach 15 km erreiche ich die versteckte Abbiegung, an der
mich die Leute in die falsche Richtung geschickt haben, und es ist
stockdunkel, Soll ich nun hier uebernachten, wieder auf der Strasse, es
gibt hier keine Unterkunft, oder soll ich im dunkeln weiterfahren?? Ist
mir ein bischen zu gefährlich, und ein Jeep bietet mir an, mich die
restlichen zehn km bis nach Khajuraho mitzunehmen. Ich nehme an und wir
laden mein Bike mit ganzem Gepäck auf den Jeep.
Im dunkeln finde ich in Khajuraho ein 60 Rupi (2sFr) Hotel, nehme eine
kühle Dusche und gehe in einem Restaurant essen, es ist hier so
touristisch, es gibt sogar Spaghetti!
Tagesleistung: 90km
Stand: 10'462 km

Nowgong - Khajuraho (Indien)
Samstag, 16. Mai 1998

Die Nacht war ein Horror, mein Zimmer befindet sich auf dem obersten
Geschoss, an der Ecke des Hauses, so dass zwei Wände des Zimmers
gleichzeitig die Aussenmauer des Hotels bilden und wie die Zimmerdecke
an der prallen Sonne ausgesetzt sind. Den Tag durch haben sich die
Aussenwände und die Zimmerdecke durch die glühende Sonne auf ca. 60°C
aufgeheitzt, und jetzt verwandeln sie die ganze Nacht durch das Zimmer
in eine Trockensauna, der Ventilator bläst mir stechend heisse Luft an
den Kopf, bei jedem Atemzug habe ich das Gefühl, dass es mir die Lunge
verbrennt. Von 21.00 bis 24.00 musste ich, obwohl ich schon beim
Nachtessen 1 Liter getrunken habe, nochmals ganze zwei Liter Wasser
trinken, und jetzt habe ich kein Wasser mehr. Bin am vertrocknen, gehe
nach unten an die Reception, und beginne Den Receptionisten, der uns
eigentlich bewachen und beschützen sollte, auf, das heisst, ich muss ihn
10 minuten lang schütteln, bis er endlich doch findet, dass er aufstehen
kann, und er bringt mir ein paar Flaschen Trinkwasser. Mindestens einmal
pro Stunde muss ich mir in der Dusche einen grossen Eimer Wasser holen,
und leere in im Zimmer an die Wände und auf den Boden, um den heissen
Stein runterzukühlen, und die trockenheisse Zimmerluft zu befeuchten,
damit sie mir nicht die Lungen austrocknet.
Am Morgen, nach dieser schlaflosen Alptraumnacht, frage ich an der
Reception nach einem anderen Zimmer, im untersten Stockwerk, ohne
Soonenbestrahlte Aussenwände, den in meinem jetztigen Zimmer ist es
unmöglich zu schlafen. Er meint, ich soll das Zimmer behalten, und in
der Nacht draussen auf dem Dach schlafen, ich müsse für das Dach nichts
extra bezahlen. Riesen Halunke, nichts extra bezahlen? Ich bezahle 60
Rupie für ein Zimmer in dem man nicht schlafen kann, und soll auf dem
von der Sonne aufgeheizten Betondach schlafen, nein danke, dies habe ich
die ganze Zeit kostenlos, unterwegs, auf der Strasse, auf den tagelangen
Strecken unterwegs zwischen den Touristen Orten. Nach langem hin und her
gibt er mir endlich ein anderes Zimmer, im untersten Stock, am Schatten,
hier ist es nur noch 36°C und endlcih kann ich ein bischen schlafen.
Draussen ist es bereits zu heiss, kann nicht mehr raus und verbringe den
ganzen Tag im Schatten.
Am Abend im Restaurant lese ich in einer Zeitung die
Schreckensnachricht, heute wieder über 500 Leute an der Hitze gestorben,
dies geht seit Tagen so, die dürren Inder sterben in dieser Hitze einer
nach dem anderen.


Khajuraho (Indien)
Sonntag, 17. Mai 1998

Morgens um 04.00 erwache ich schweissgebadet, weil der Ventilator nicht
mehr dreht, und kein Windchen mehr im Zimmer weht, 15 minuten unruhiger
Schlaf, bis man schliesslich die Hitze in der stehenden Luft nicht mehr
erträgt, und erwacht. Jetzt liege ich da, und warte, auf dass der Strom
wieder kommen möge, und der Ventilator wieder beginnt, die heisse Luft
herumzuwirbeln. Plötzlich realisiere ich, dass draussen an der Reception
Licht brennt, also muss doch Strom da sein!!!?? Gehe raus, und frage,
warum ich kein Strom mehr im Zimmer habe, und siehe da, er kippt ein
hebel am Holzbrett hinter ihm, und mein Fan dreht wieder. Doch bereits
nach dreissig Minuten erwache ich wieder schweissgebadet, der Ventilator
steht wieder, gehe raus, jetzt tut er so als ob nichts währe, und ich
sage ihm, er soll den Ventilator wieder einschalten. Er treibt dieses
Spiel viermal mit mir, immer wieder muss ich rausgehen, und um Strom
kämpfen. Um 8.00 habe ich dann die Nase voll, ich bezahle dass Zimmer
verlasse fluchend und müde diesen Scheissladen. Die versuchen hier
einfach alles für ein paar Rupie, selbst am Strom wollen sie sparen,
scheiss egal, dass der bezahlende Gast dann nicht schlafen kann und in
der hitze leidet. Ich bin in Indien nicht der einzige Tourist, der diese
diese Erfahrung machen muss, es gibt in den Hotels mehr „Stromausfälle"
als es im indischen Stromnetz eigentlich gibt.
Finde nach einer Stunde suchen ein anderes Guesthouse, Marco Polo Lodge,
kühles grosses Zimmer, mit eigenem Bad-WC, Doppelbett und Vetilator,
fuer 30 Rupie! (1sFr)
Am Nachmittag gehe ich ins Ashok Hotel, um nach dem Tuch von Anja aus
Delhi zu fragen, dass sie hier liegengelassen hat. Sie hatte mich in
Delhi angerufen, und gefragt, ob ich dieses Tuch fuer sie abholen könne,
und es mit nach Nepal bringen könne, den sie wird vermutlich noch in
Nepal sein, wenn ich da ankomme. Sie sagte mir am telefon, dass sie
bereits im Ashok Hotel angerufen habe, die hätten das Tuch gefunden, und
sie hatte denen mitgeteilt, dass ich es abholen werde. Komischerweise
tun die hier jetzt so, als ob sie nichts wüssten von einem Tuch, oder
von einem Telefongespräch über das Tuch.
Gehe mir die berühmten „Erotik Tempel" von Kajuraho anschauen, wegen
denen die Touristen hierherkommen. Super schöne Tempel, exakte
Feinarbeit, die ganzen Tempel mit ihren spitzigen Dächern sind übersäht
mit tausenden detailierter Statuen, Figuren welche das alte Leben vor
tausend Jahren zeigen, Figuren aus Mytologie, und Figuren aus der realen
Welt, und natürlich auch Figuren, die Erotik darstellen, Erotik bis zur
Perversion in Form von Sex mit einem Pferd.


Khajuraho (Indien)
Montag, 18. Mai 1998

In der Marco Polo lodge gibt es erfreulicherweise keine „Stromausfälle"
und ich konnte die Nacht durch einigermassen gut schalfen. Früh am
Morgen gehe ich nochmals zu den Tempeln, und schiesse ein paar Fotos,
dass Morgenlicht hüllt die Tempel in ein schönes rötliches Licht.
Sitze anschliessend nochmals zwei Stunden im Ashok Hotel, lasse mich
diesmal nicht abwimmeln, das Tuch muss hier sein. Und siehe da, nach
zwei Stunden hartnäckig sein kommt der Receptionist mit drei Tüchern aus
einem Hinterzimmer, zwei langweiligen Frottetüchern aus dem
Hotelbestand, und ein 2 meter langes schmales Baumwolltuch, orange mit
Mustern bedruckt. Er meint, diese Tücher waren in ihrem Zimmer, ich
nehme das orange, und hoffe es ist das richtige.


Khajuraho - Nagod (Indien)
Dienstag, 19. Mai 1998

Starte richtung Varanassi, fahre durch einen Nationalpark, in dem es
angeblich Tiger haben soll, ich sehe keinen, vermutlich ist es auch für
die Tiger zu heiss, oder wurden alle Tiger bereits vor hundert Jahren
abgeschossen??? Währe vermutlich zowieso zu gefährlich für mich, alleine
auf dem Fahrad einem Tiger zu begegnen, ohne jegliche
Verteidigungswaffe. Es ist eine Gebirgige Strecke, auf und ab, und nach
93 km durch die Hitze übernachte ich in Nagod an der Strasse untger
einem alten, zerfezten Strohdach.
Tagesleistung: 93 km
Stand: 10'555 km


Nagod - Mangawar (Indien)
Mittwoch, 20. Mai 1998

Es ist zu heiss zum schreiben, eigentlich auch zu heiss zum radfahren,
leide in 48°C und habe das Gefühl sterben zu müssen. Uebernachte nach
106 km in Mangawar vor einem Tempel
Tagesleistung: 106 km
Stand: 10'661 km


Mangawar - grosser Baum (Indien)
Donnerstag, 21. Mai 1998

Die Hitze macht mir immer mehr zu schaffen, habe Salzmangel, koche mir
um 10.00 eine Suppe, um den Salzbedarf zu decken, nirgendwo gibt es
Schatten, nirgendwo finde ich Wasser, trinke die ganze Zeit heisses
schmutziges Wasser aus meinem Wassersack mit Micropur. Radle in der
Hitze, habe keine Kraft mehr, bin am Ende, finde kein Wasser, und
schlafe nach 98 km durstig unter dem Schatten eines grossen Baumes.
Tagesleistung: 98 km
Stand: 10'759 km


grosser Baum - Varanassi (Indien)
Freitag, 22. Mai 1998

Radle weiter in der Hitze, nach Karte sollte ich es heute bis Varanassi
schaffen, ca. 100 km.
Am Abend habe ich es dann auch endlich geschafft, komme in der riesigen
Stadt Varanassi oder Benares wie es auch heute noch genannt wird an.
Eine heilige Stadt, am heiligen Fluss Ganga, bekannt für ihre Mystik,
mit vielen Gates, breiten Treppen zum Fluss hinunter, Tempel und Märkte.
Uebernachte in der Shiva lodge, nahe am Fluss, in einem kühlen
Schattenzimmer mit Ventilator für 50 Rupie.
Tagesleistung: 105 km
Stand: 10'864 km


Varanassi (Indien)
Samstag, 23. Mai 1998

Um 06.00 sitze ich in einem kleinen Ruderboot auf dem heiligen Ganges,
für eine Besichtigungsfahrt bei Sonnenaufgang entlang den vielen Gates,
wie hier die Treppen die in den Fluss führen genannt werden. Soviel
Leben findet hier statt, Leute waschen sich, baden im Fluss, Kinder
planschen und springen von erhöhten Plattformen ins Wasser, Frauen
waschen Geschirr, Teller und Pfannen, Männer waschen Kleider, sie
schlagen die eingeseifte Kleidungsstücke rytmisch über Steineplatten  im
Wasser, Leute trinken Wasser aus dem Fluss, andere meditieren, beten den
heiligen Fluss, die Mutter Ganga an, riesige Zeremonien mit
Räucherstäbchen, streuen farbige Pulver ins Wasser usw., und da sind
noch die Gates, auf denen die Körper gestorbener Menschen verbrannt
werden.
Vom Boot aus sehe ich, wie Strassenhunde auf den riesigen Aschenhaufen
vor den Verbrennungsplätzen nach Ueberresten suchen. Ein Hund fischt
einen angebrannten Fuss aus dem Aschenhaufen und reisst daran herum.
Fotografieren ist nicht erlaubt, dies sagt mir der Bootsführer so etwa
alle drei Minuten wieder, also beherrsche ich mich, auch wenn es schwer
fällt.
Am heissen Nachmittag verkrieche ich mich im Schatten in meinem Zimmer,
liege unter dem Ventilator, ruhe mich aus von den anstrengenden letzten
Tagen, und denke über das heute gesehene nach. Ehme jede Stunde eine
kühlende Dusche, und gehe um 16.00 in einen Ice-Cream laden mit
Klimaanlage,und esse mindestens fünf Eis am Stiel. Um 17.30 mache ich
eine Akustikaufnahme quer durch die Stadt, laufe mit meinem aufnehmenden
Tonbandgerät den Gates entlang, beschreibe das Geschehen, und alle
Geräusche werden aufgenommen, beginne beim Lassi-Stand (Trinkyoghurt)
und beende eine Stunde später mitten in der Täglichen Abendgebets
Zeremonie, in der ein Hindupriester, von hunderten Kerzen umgeben, nach
Sonnenuntergang mit Fakeln und Rauchtöpfen über das Wasser kreist, und
das Abendgebet haltet, begleitet von vier Musikanten mit rytmischen
Trommeln. Die ganze Zeit werde ich von irgendwelchen Händlern
aufdringlich angemacht, jeder die selben Handelsutensilien, jeder
beginnt erst mit einer Bootsfahrt, dann ein Hotelzimmer, und zum Schluss
sind es dann noch Drogen, auch harte wie Heroin.


Varanassi (Indien)
Sonntag, 24. Mai 1998

Wollte eigentlich nochmals früh am Morgen, um 05.00 auf eine Bootsfahrt,
die Wecker klingeln, habe zwei davon (einer im Radio eingebaut) doch
mein Körper hat die Schnauze voll, weigert sich aufzuwachen, will
endlich mal wieder richtig ausruhen.
Um 14.00, trotz der tödlichen Hitze, jetzt um diese Tageszeit ist es am
heissesten, mache ich mich auf den Weg, will einen grossen Stadtrundgang
zu Fuss machen, durch die engen Gassen der Innenstadt, und entlang den
Gates zurück. Tausend Stände, an denen jeglicher Schnik-Schnak, Pulver,
Tücher, Stein- und Holz-Handwerkskunst, Blechgeschirr, Schmuck und
vieles anderes angeboten wird, meistens sehr hartnäckig und
aufdringlich. Obwohl die engen Gassen absolut kein direktes Sonnenlicht
reinlassen ist die Hitze unerträglich.
Nach langem laufen komme ich zum Manikarnika Ghat, eines der „brennenden
Ghates", auf ca. 15 Feuerstellen werden hier Leichen am „laufenden Band"
verbrannt.
Einige Zahlen dazu:
Um die Leiche eines erwachsenen Menschen komplett zu verbrennen braucht
es ca. 250 kg Brennholz, 1 Kg Brennholz kostet, da die Regierung den
Holzschlag reduziert hat, eine äusserst notwendige Massnahme, 60 Rupie,
(2 sFr) dies sind für 250 kg 15'000 Rupie (500 sFr)! Zu den 250 kg
normalen Brennholz kommt noch ca. 1 kg teures Sandalholz dazu, um den
Gestank des verbrennenden Fleisches zu überdecken, 1 kg Sandelholz
kostet 2500 Rupie (83 sFr), dazu kommen noch Schreibgebühren, den jede
Leiche die hier endet muss Bürokratie über sich ergehen lassen, damit
nicht verbrechen zum Opfer gefallene Leichen hier verschwinden können,
Personalien der Verstorbenen werden aufgenommen, und der staatliche
Beamte stellt eine Bewilligung aus, die Leiche zu verbrennen, alles in
allem kommt eine Verbrennung auf etwa 20'000 Rupie (667 sFr), riesige
Geldbeträge wenn man bedenkt, dass die meisten Inder mit ca. 50 Rupie
Tageslohn überleben müssen, viele mit weniger, für die meisten Familien
unbezahlbar, oder sie stürzen sich in Schulden. Wie viele Jahre muss man
sparen, um es sich leisten zu können zu sterben???
Es dauert ca. 3 Stunden um einen Erwachsenen Körper zu verbrennen. Die
Leiche wird in farbige Tücher eingewickelt, auf eine Bambus Tragbare
gebunden und so ein letztes mal im heiligen Fluss gebadet. Anschliessend
werden die Leichen auf ihren Baren zum trocknen auf die Treppe gelegt.
Liegt die Leiche dann auf dem Feuer, gehen die Angehöhrigen fünf mal um
den Scheiterhaufen herum, symbolisierend füf die fünf Elemente, Wasser,
Luft, Feuer, Erde und Spirit. Ist die Leiche nach drei Stunden
verbrannt, werden die Knochen (enige davon) in einem Tontopf in den
Ganges getragen und da versenkt, heiliges Wasser aus dem Ganges wird im
Tontopf zurückgetragen, um mit dem heiligen Wasser das Feuer, dass seine
Arbeit vollbracht hat zu löschen. Und schon wird die Feuerstelle wie die
anderen 15 Feuerstellen laufend wieder für die nächste Leiche aufgebaut.
Es gibt aber auch viele, die die Leichen, meistens aus finaziellen
Gründen, nicht verbrennen wollen oder können, und sie werden einfach in
Tücher eingewickelt mit dem Boot auf den Fluss hinausgebracht, und da
mit ein paar Steinen beschwert versenkt. Jede Stunde gehen ein paar
solcher Boote raus auf den Fluss.
Hinter den Feuerstellen hat es ein altes Haus, voll mit kranken
Menschen, die hieher gekommen sind, um direkt am heiligen Fluss sterben
zu können, den sie Glauben, dass wer am heiligen Fluss stirbt, direkt
ins ersehnte Nirvana gelangt.
Dies ein Neutraler Beschreib der Dinge, die hier geschehen.
Nun zum emotionellen Teil:
Ich stehe hier auf einer Terrasse hinter einer Absperrung, 2-3 Meter von
mir ist die erste Feuerstelle, das Tuch, dass die Leiche bedeckt hatte,
ist verbrannt, ich sehe die ganze Leiche, dunkelbraun, das Fleisch
angebrannt, die Beine Sind mit einem Schweren Holzbalken beschwert,
sonst würden sie sich durch die Spannungen die dass sich
zusammenziehende Fleisch verursacht erheben und sich in die Höhe
strecken, es ist heiss, hier noch viel heisser, der Gestank, stechend
süsslicher Gestank verbrannten Fleisches steigt in meine Nase, meine
Augen tränen vom Rauch, immer wieder regnet Asche, die von der Hitze aus
dem Scheiterhaufen aufsteigt, auf mich herunter, immer wieder, es kommt
mir vor, als ob ich den Tod direkt einatme, inhaliere, denn ich atme
hier diese mit Asche durchsetzte Luft dauernd ein.
Ich sehe die Leiche, braungeröstet, mache ein Foto, obwohl es nicht
erlaubt ist, diskret, lasse die Kammera in meiner Tasche, drücke einfach
auf den Auslöser, und hoffe, dass was brauchbares durch das kleine Loch
in der Tasche auf den Film kommt. Der Kopf der Leiche ist dunkelbraun,
die Haare abgebrannt, der Mund durch die Verspannungen geöffnet, die
Augen verschwunden, die Ohren ebenfalls. Irgendwie habe ich den
Eindruck, ES, dies alles hier, lässt mich kalt, berührt meine Gefühle
nicht, doch vermutlich stehe ich sowieso unter Schockzustand, lasse das
Gesehene gar nicht an mich heran. Der Gestank ist eigentlich gar nicht
so schlimm, schmeckt wie auf einer Grillparty, wenn wie immer die letzte
Wurst die niemand mehr will auf dem Grill liegen bleibt, und langsam
verkohlt, vieleicht ist es auch nur das teure Sandelholz, dass den
Gestank erträglich macht. Der „Feuermeister" verschiebt die Balken, die
brennenden Balken, auf denen der angebrannte Körper liegt, der
Oberkörper und der Kopf, oder was noch davon übrig ist kommt mit, doch
die Arme bleiben halbverkohlt da liegen wo sie sind, trennen sich vom
Rumpf.
Der TOD ist so entgültig!!!!!!!!
Verlasse den Ort des entgültigen Schicksals, dass jeden von uns einmal
trifft, und gehe entlang den Gates zurück. Fotografiere den bekannten,
schief eingesunkenen Tempel, doch durch den Sucher der Kammera sehe ich
immer noch das Bild der liegengebliebenen Arme, verkohlt, und vom Rumpf
getrennt. Dieses Bild werde ich wohl nie wieder vergessen können.
Es heisst, dass Menschen, die dies hier in Varanassi gesehen haben,
meistens religiös werden, beginnen einen tieferen Sinn im Leben zu
finden, nicht nur in diesem Leben, absagen von jeglichen
materialistischen Einstellungen, und manche sollen auch Vegetarier
werden. Der Appetit auf rotes Fleisch ist bei mir vorläufig auch
genommen, doch ob ich jetzt meine Ansichten über das Leben drastisch
ändere bleibt in Frage gestellt. Sicher ist jedenfalls geht dieser
Eindruck nicht spurlos an mir vorbei.
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