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Paonta Sahib - Shanpur (Indien)
Sonntag, 1 März 1998

Jetzt kenne ich den Hacken an diesem gratis Luxushotel, die ganze Nacht wurde über eine Lautsprecheranlage die im ganzen Tempel erdröhnt, Gebetslieder gesungen, von 02.00 bis 06.00, und wir konnten nicht schlafen. Um 10.00, nach einem ebenfalls kostenlos offerierten
Frühstück, starten wir und gehen ins Dorf, um ein paar Dinge auf dem
Markt einzukaufen. Nach 7 km Fahrt müssen wir stoppen, um ein Jubiläum zu feiern, Jacques erreicht seine 19’000 km auf seiner Fahrradreise. Wir sitzen in den Schatten eines Hauses, trinken Rum aus meiner Flasche und knipsen, während uns ca. 10 Kinder bestaunen, ein Foto mit dem Selbstauslöser. Irgendwie sind wir heute Beide nicht so fit, und schon nach weiteren 20 km, machen wir in einem schönen kühlen Wald eine Verschnaufpause, nach 30km versuchen wir mit meinem Benzinkocher unser Mittagessen zu kochen. Doch der Kocher funktioniert einfach nicht, das Benzin, dass die mir Heute unterwegs für den Kocher verkauft und in den Kocher gefüllt haben, will und will nicht brennen. Geben die Idee mit dem selber kochen auf, fahren ein paar Kilometer weiter und essen In einem Restaurant nach einer grossen Brücke mit schöner Aussicht auf den Fluss, ein Massalla Omlett, ein Omlett mit Zwiebeln und Chili drin. Es steht uns ein sieben Kilometer langer, harter, schweisstreibender Aufstieg bevor und danach ein Downhill auf dem es von gefährlichen Schlaglöchern nur so wimmelt. Als wir dies überstanden hatten, kauften wir in einem kleinen Bauerndorf neues Benzin, Tomaten, Eier und mehr, um uns irgendwo ein Abendessen kochen zu können. Nach 10 Kilometer suchen wir uns eine Unterkunft für die Nacht. Bei einem Bauernhof in Shanpur sehen wir einen Anbau, der noch im Rohbau ist und leer steht. Wir fragen den Besitzer, ob wir darin übernachten dürfen. Er lädt uns sofort begeistert zu einem Tee ein, will uns sein Schlafzimmer geben, doch wir sagen Wir möchten lieber im Anbau am Boden schlafen. Dies kann er nicht akzeptieren, und er stellt uns Betten und ein Tisch in den Anbau. Das ganze Dorf, welches aus vier Bauernhöfen besteht, besammelt sich, um die fremden Besucher zu sehen. Die Frau des Gastgebers serviert uns ein super Abendessen und irgendeines der Kinder, ging um vier teure Colas für uns zu kaufen. Sie selbst trinken keines; "Trinken nie Cola, können es nicht leisten, teures Cola zu trinken". Ich teste eine alte Graszerkleinerungsmaschine aus, und Jacques spielt mit den Jungen des Gastgebers Kricket. Superfreundliche Leute
Tageskilometer: 63 km
Stand: 8851 km


Shanpur - Kharar (Indien)
Montag, 2 März 1998

Am Morgen früh bereitet uns die Frau ein sensationeles Frühstück zu, an einer für Indien typische Kochstelle, ein Loch im Erdboden, mit Lehmwänden an drei Seiten als Windschutz und Auflage für die Pfanne und gefeuert wird mit getrockneten Kuhfladen. Riecht ein bischen komisch, aber ist billig und funktioniert. Wir versuchen auch mal, so ein Chapati, ein Fladenbrot, auszuwahlen, ist aber gar nicht so leicht, wie es bei ihr ausschaut. Der Teig besteht nur aus Mehl und Wasser, wird in
proportionierten Kugeln geformt, die dan per Hand flach gedrückt und mit einem einfachen Rundholz ausgewallt. Es gibt Patara (zwei Chapati mit Kartoffelcurry dazwischen, in Oel gebraten), normale, im Feuer gebackene Chapati, Lassi (Trink-Yoghurt), süsses Fritiergebäck, Bananen und Milchtee. Ich schenke dem ältesten Sohn ein schweizer Taschenmesser, Wir bedanken und verabschieden uns und starten in Richtung Norden. Nach 20 Kilometer auf schöner Überlandstrasse, kommen wir an einen Büffelkadaver, es ist mehr oder weniger nur noch das blutige Skelett übrig und es sind
hunderte riesige Geier versammelt. Sie schlemmen, flattern und warten
geduldig, bis sie drankommen, absolut keine Streitereien entstehen
zwischen den Todesboten der Lüfte. In Chandigarh, eine riesen Stadt,
suche ich eine Stunde lang vergeblich nach Internet, finde zwei
Adressen, die Internet haben, doch heute keine Verbindung haben, und wir versuchen wieder aus der Stadt herauszufinden, doch die Leute schicken uns kreuz und quer im Cacao herum. Der Himmel ist schwarz, voller bedrohlicher Wolken, es sieht so aus, als ob es jeden Moment zu regnen beginnt. Macht nichts, eine meiner Taschen ist bereits nass, von innen, eine Plastikflasche mit Trinkwasser ist ausgelaufen, alles ist nass. Wir kommen um 18.00 in Kharar an, und finden auch hier einen Shik Tempel, indem wir gratis Essen und Schlafen können. In der katholtischen Kirche, die wir vorher abgeklappert haben, war niemand, und hier sind wir bestimmt die ersten Touristen. Niemand spricht Englisch, doch Zeichensprache tut es auch. Zum Abendessen gibt es Dhal, Chapati, rohe Zwiebeln und Büffelmilch. Der der hier für alles zuständig ist spricht kein Wort Englisch, macht mit uns einen Rundgang durch den Tempel, und erzählt uns eine ganze Lebensgeschichte, vermutlich in Hindi.
Tageskilometer: 84 km
Stand: 8935 km


Kharar - Akalgarh(Indien)
Dienstag, 3 März 1998

In der Nacht frisst eine nette Maus ein Loch in meine Fototasche, um an
dass Chapati zu kommen, dass da in einem Seitenfach drin ist, doch
wenigstens hatte ich dank meinem Moskitonetz Ruhe von den lästigen
Moskitos. Zum Frühstück gibt es wieder Dhal, Chapati und Milchtee. Wir
starten und nach 65km unter schwarzem Himmel erreiche ich meine 9000
Kilometermarke. Wieder ein kleines Fest, mit Keksen, teure Sckokolade
und billigen Rum aus meiner Flasche, und natürlich auch hiervon müssen
wir ein paar Fotos schiessen. Nach 90 km kommen Wir in Akalgarh an und
fragen nach einem Shiktempel. Es gibt keinen, doch Wir werden
eingeladen privat zu Übernachten und zu Essen. Den ganzen Tag war es
schwarz, doch erst jetzt, auf dem Weg zu seinem Haus beginnt es zu
regnen. Es ist eine gehobenere Shikfamilie, besitzen ein richtiges Haus
mit Innenhof, richtige Dusche mit Boiler, und sie haben zwei Söhne,
einer davon ist Flugzeugmechaniker, und der Vater und Gastgeber ist
Lehrer. Auch hier wird uns ein riesen Essen offeriert, und wir müssen im
vermutlich besten Bett des Hauses schlafen.
Tageskilometer: 90 km
Stand: 9025 km


Akalgarh - Irgendwo im Nirgendwo (Indien)
Mittwoch, 4 März 1998

Der Himmel ist immer noch schwarz, es regnet, und trotzdem starten Wir.
Den ganzen Tag fahren wir im Regen, Jacques bekommt Streit mit einem
Autofahrer, der Ihn die ganze Zeit sinnlos anhubt, kurz Wir haben es
heute nicht leicht. Immer wieder warte ich auf Jacques, anscheinend
fahre ich Ihm zu schnell. Wir kommen wieder ins Gebirge, liefern uns
immer wieder Rennen mit Einheimischen Herofahrrädern, die jeweils nie
mehr als 200 Meter mit uns mithalten können, echt ne gute Erfindung, die
Gangschaltung. Bei einer Pause bekommen wir Besuch von einem
Schafhirten, der am Wolle spinnen ist, und seine ganze Herde dabei hat.
Nach 78 kilometer, irgendwo im Nirgendwo, es ist bereits dunkel, finden
wir ein altes, kleines Haus, scheint eine Schule mit zwei kleinen
Klassenzimmer zu sein, mit einem Anbau der noch im Rohbau ist, und da
werden wir Übernachten. Wir kochen uns echte Älplermakronen, und gehen
anschliessend auf dem kalten, feuchten Erdboden unter dem vielleicht
dichten Holzdach schlafen. Die ganze Nacht regnet es, ich zittere in
meinem Schlafsack vor Kälte, Jacques muss umziehen, das Dach ist nicht
Dicht, er erwacht, weil er nasse Füsse hat, sein unteres Ende des
Schlafsackes wurde nass. Ich friere trotz Regenjacke und langer Hose im
Schlafsack, meine Zähne klappern.
Tageskilometer: 78 km
Stand: 9103 km


Irgendwo im Nirgendwo - Shurkur(Indien)
Donnerstag, 5 März 1998

Der Himmel ist immer noch schwarz, es regnet, wir trinken gemütlich
einem wärmenden Kaffee und essen zum Frühstück Kekse und Bananen. Wir
haben Glück, nach dem Frühstück hört es auch auf zu regnen, und wir
starten. Es geht die ganze Zeit bergauf, und wieder bergab, teils auf
guter Strasse, teils auf staubiger Geröllpiste, zerlöcherter Asphalt,
immer wieder liefern wir uns kurze Wettrennen gegen die chancenlosen
Einheimischen. Mein Problehm mit der krummen Tretlagerachse wird immer
schlimmer, die vorderen Zahnkränze schwanken hin und her, und die Kette
streift bei jeder Pedalumdrehung an Wechsler der Gangschaltung. Habe
dieses Problehm schon seit Wochen, und werde vielleicht in Nepal an
Ersatzteile kommen, falls ich da überhaubt hinradle, mal sehen.
Unterwegs machen wir einen Stopp in einem Restaurant mit wundervoller
Aussicht auf ein riesiges Flusstal, der Beas, der in einem Stausee
endet, mit dem Himalaya als Hintergrund. Lege den Plastiksack, mit zwei
Bananen und einem Pack Kekse drin auf den Tisch, und während ich meine
Fotokammera vvom Fahrrad hole, macht sich ein Rabe an diesen Plastiksack
rann. Ich schiesse ein Foto, wie er am Sack herumzerrt, und versucht, an
die Bananen zu kommen, und versuche anschliessend ihn zu verscheuchen,
bevor er mir unsere ganzen Bananen zerrhackt. Er fliegt davon, den
Plastiksack nimmt er jedoch einfach mit, und fliegt mit unseren Bananen
und Keksen den Hang hinunter. So ein Dieb………
Das letzte Stück, das wir heute fahren ist wunderschön, Brücken,
Bergflüsse, super Aussichten mit dramatischer Gewitter Stimmung.
Nach 70 Kilometer kommen wir in Shurkur an, es ist bereits dunkel, und
beginnt wieder zu regnen, mit Blitz und Donner. Wir übernachten auf
einem Bauernhof, mit unfertigem Anbau. Der Besitzer lässt es nicht zu,
dass wir uns mit den Eiern die wir gekauft haben selbst ein Abendessen
kochen müssen, und seine Frau bringt uns ein paar vegetarische Gerichte.
Tageskilometer: 70 km
Stand: 9173 km


Shurkur - Mcleod Ganj, Dharamsala (Indien)
Freitag, 6 März 1998

Aufbruch richtung Dharamsala, heute werden wir es erreichen, sind nur
noch etwa 25 Kilometer harter Aufstieg. Harter Aufstieg, immer wieder
kommen wir an Affenrudeln vorbei, wir Füttern sie mit Bananen und
Keksen, Fotografieren und bestaunen die unberechenbare Tiere. Während
des Aufstiegs muss ich immer wieder auf Jacques warten, radle schneller
als er, er hat noch mehr Gepäck als ich. Radle wiedermal voraus, und
warte im nächsten Dorf auf ihn, doch er kommt und kommt nicht,
vermutlich hat er einen anderen Weg genommen, es gibt mehrere Wege nach
oben Fahre weiter, warte immer wieder an ubersichtlichen Stellen, doch
er taucht einfach nicht mehr auf. Nach 8 Kilometer steilem Aufstieg
begegne ich ihm wieder, er sitzt da einfach auf einem Stein, isst eine
Banane und ist erstaunt, das ich auftauche, er dachte, ich sei längst
oben. Er hatte eine andere Strasse genommen. Nach 27 Kilometer kommen
wir in Mcleod Ganj, 500 Höhenmeter oberhalb Dharamsala an. Ich habe noch
5 Rupi, dass sind ca. 15 Rappen, die Bank ist bereits geschlossen, alle
billigen Hotels sind ausgebucht, und auch Internet ist ein Schock,
kostet hier 600 Rupi die Stunde für eine lausig schlechte
Telefonverbindung zum Server in Delhi. Für mich einfach zu teuer.
Jacques möchte höchstens zwei Nächte hier bleiben, doch da kein billiges
Hotel frei ist, fährt er wieder runter nach Dharamsala. Ich suche weiter
nach einer Unterkunft, und finde meine Rettung, Martin Dünzl, einen
Deutschen, der ein Zimmer mit zwei Betten im Green Hotel hat, und nur
ein Bett braucht. Er lädt mich ein mit ihm das Zimmer und die 70 Rupi
die es pro Nacht kostet zu teilen. Verabschiede mich provisorisch von
Jacques, er meint, das er morgen vorbeikommen wird. Treffe Krista, eine
Australierin, die mit dem Fahrrad um die Erde radeln will, und mehr als
acht Monate in Cambodia verbrachte, wir tauscchen Adressen und ein paar
Reisetips aus. Am abend gehe ich mit Martin zum Italienischen
Restaurant abendessen, eine feine Lasagna. Lernen da noch Andre, Sabina
und Rishu, drei aufgestellte Holländer kennen.
Mcleod Ganj ist ein kleines Bergdorf, auf 1850 Meter Höhe, und ist seit
langer Zeit die Zufluchtsstätte für viele Tibeter, unter anderem auch
seine Heiligkeit, Dalai Lama, 95% der Einwohner sind Tibeter. Eine
andere Welt, komplett andere Kultur, hier kann man noch die wahre Ruhe
finden, die Tibeter sind weit gelassener und respektvoller als die
Inder. In vier Tagen wird hier ein Konzert abgehalten, für die Freiheit
von Tibet, und anschliessend gibt Dalai Lama ein zwei wöchiges Teaching
über Buddhismus.
Tageskilometer: 28 km
Stand: 9201 km

Mcleod Ganj, Dharamsala (Indien)
Samstag, 7 März 1998

Am Morgen breche ich auf, um eine Möglichkeit für ein bezalbares
Internet zu finden, es heisst, drei Kilometer den Berg hinunter hat es
im Tibetan Community Centre ein Internet für hundert Rupi die Stunde,
mit Satelitenverbindung. Fahre den steilen Pfad herunter, auf dem nur
Starke Geländewagen fahren können, und als ich ankomme heisst es, es sei immer, von Montag bis Samstag möglich, dass Internet zu benutzen, ausser Heute, Heute sind alle Computer in einem Schulungsraum für eine Demo aufgestellt. Gehe ins Schulungszentrum und kann da nach einer Stunde warten mit dem Manager reden. Nach weiteren dreissig Minuten warten lässt er mich für fünf Minuten ins NET. Kann nicht mal meine E-Mails lesen, die Zeit reicht nur, um schnell eine Message fürs Guestbook auf meiner Home Page zu schreiben, kann sie dann aber nicht mal ins Guestbook speichern, zugriff im moment aus technischen Gründen nicht möglich, und sende sie einfach per E-Mail an Barbara, und bitte sie, es für mich weiterzuleiten. Für die fünf Minuten nimmt er mir 50 Rupi ab (1.10$). Konnte sehen, das ich viele Mails in meiner Innbox habe, und bin natürlich neugierig, möchte sie lesen, um 16.00 gehe ich wieder zum Amerikaner, der 600 Rupi die Stunde für eine lausig schlechte Internetverbindung verlangt, setze mich da auf die Warteliste, trinke Tee und warte. Abends um 19.30 komme ich endlich dran, wir laden online meine neuen E-Mails vom Internet, und ich lese sie offline durch, kostet mich für die 6 Mails die ich bekommen habe 200 Rupi, im Restaurant bezahlt man für ein Pancake 15 Rupi So gerne würde ich auch auf die Mails antworten, ist aber unter diesen Bedinungen einfach nicht möglich.
Am Abend, zurück in unserem Zimmer sagt mir Martin, dass da eine Message an der Türe hing. Jacques hat Dharamsala devinitiv verlassen, und ist bereits auf dem Weg nach Nepal. Wer weiss, wann und ob ich ihn je wieder sehen werde. Freunde kommen und gehen.

Daramsala (Indien)
Sonntag, 8.März 1998

Körperhygiene stellt hier ein Problem dar, es ist bitterkalt, und das
Wasser, dass ab  und zu, nur wenn man Glück hat, aus dem Hahnen kommt,
ist halb geschmolzenes Schneewasser, welches direkt vom Berg, beinahe in
Form von Eiswürfeln aus der Leitung bröckelt. Meistens jedoch kommt nur
kalte Luft aus der Leitung. Warmes Wasser zum duschen gibt es nur auf
Bestellung für 5 Rupi im Hotelrestaurant, in einen   alten, rostigen
Metalleimer, doch gestern musste ich schon zwei Stunden warten, bis ich
den Eimer bekommen habe, so auch heute. Um 8.00 habe ich einen Eimer
heiss Wasser bestellt, und bezahlt, und es hiess, ich bekomme ihn in 10
Minuten. Ich warte eine Stunde vergeblich und frage um 9.00 in der
Küche, wo mein Eimer bleibt, wieder heisst es 10 Minuten, um 10.00 stehe
ich wieder in der Küche, und um 10.30 bringt mir der Junge aus der Küche
endlich das Wasser. Nun ist dieses aber so heiss, dass ich mich damit
wieder nicht Duschen kann, das kochend heisse Wasser würde mich
verbrühen, kann es aber auch nicht mit eiskalten Wasser aus der Leitung
vermischen, denn aus der Leitung kommt wie fast immer gar kein Wasser,
und so muss ich warten, bis das dampfende Wasser durch die kalte Luft
abkühlt. Um 11.00 habe ich es dann endlich geschaft, duschen zu können.
Ich bin heute mit den drei Holländer, Rishu, Sabina und Andre, die ich
gestern abend im Restaurant getroffen habe, verabredet. Um 14.00 gehen
wir gemeinsam in ein sogenanntes Satsang mit Shantimayi, eine unter
buddhistisch-religiösen Kreisen anscheinend sehr bekannte Heiligkeit,
eine ca. 50 jährige ex.Amerikanerin. Das Satsang dauert zwei Stunden, es
sind etwa hundert Leute anwesend, eine bunte Mischung aus allen Ländern
und Volksschichten, mutige, schüchterne, aufgeblasene, ängstliche,
selbstbewusste, solche die einen besseren Lebensweg suchen, oder einfach
solche die neugierig sind. Ich zähle mich zu den letzteren. Es wird
zuerst gesungen, ein paar religiöse Lieder, Indische, Indianische und
Tibetische, und anschliessend beantwortet Shantimayi Fragen, die von
Leuten aus dem Publkum gestellt werden. Fragen über Dinge wie Agression,
Eifersucht, Selbstbewusstsein, Angst, Tod und andere Fragen, die das
Leben so aufwirft. Ich höre interessiert zu, und bei mir hinterlässt sie
einen guten Eindruck, viele folgen ihr, sehen in ihr den Guru, das
Vorbild, und sie versucht, die Leute nicht in den Boden zu drücken und
an sich zu binden, sondern sie versucht,die Leute aufzubauen, vermittelt
sebstvertrauen, rüttelt die Leute wach, mahnt nicht irgendeinem Guru
blind zu folgen, auch nicht ihr selbst, sondern die Antworten ihn sich
selbst zu suchen, auf sein Inneres hören, den die eigenen Gedanken und
Erlebnisse sind der beste Guru. Ich denke Shantimayi kann sicher vielen
hilfesuchenden auf einen guten Lebensweg helfen.
Das Satsang ist fertig und es beginnt zu regnen, es regnet in Strömen,
und mit komplet durchnässten Kleidern gehe ich zurück in unser
Hotelzimmer, dass immer feuchte, kalte Loch, in dem nie die Sonne
reinscheint, mit den graugrünen Schimmelpilzen an den Wänden. Im Zimmer
gibt es keine Inteligente Möglichkeit, eine Schnur zu spannen, um daran
die nassen Kleider auzuhängen, wer weiss ob meine Sachen je wieder
trocknen????



Daramsala (Indien)
Montag, 9.März 1998

Die ganze Nacht hat es geregnet, die Kleider sind immr noch nass, und es
ist feucht und zum erfrieren kalt in unserem Zimmer. Um 8.00 bestelle
ich wieder mein heisses Wasser zum duschen, und um 9.20 gehe ich ohne je
heiss Wasser gesehen zu haben auf die einzige Bank im Ort, um Geld zu
wechseln. Stunden langes Anstehen, und um 12.30 habe ich dann endlich
meine Dollars gewechselt. Vor der Bank hat irgend ein Witzbold bei Susi,
meinem Fahrrad das ich an einem Gitter angekettet habe, das Kabel des
Bikecomputers durchgeschnitten. Vielen Dank............
Am Nachmittag gehe ich zu den Konzert-Proben, die für das Konzert das
für morgen angekündigt ist, stattfinden.


Daramsala (Indien)
Dienstag, 10.März 1998

Die Sonne scheint, und ich bekomme heute das Wasser, dass ich gestern
bestellt, bezahlt jedoch nie bekommen habe, bereits nach zwei Stunden
und musste nur drei mal neu nachfragen. Ein Glückstag!
Heute findet das grosse Konzert zum 39. Jahrestag des tibetischen,
gewaltlosen Befreiungs-wiederstandes. Die Musiker unterstützen mit dem
kostenosen Konzert die Befreiung Tibets. Sinead O'Conner und Sting haben
kurzfristig abgesagt, doch es sind noch mehr als genug Interpreten da,
für das Konzert, dass am Nachmittag auf dem grossen Platz zwischen Dalai
Lamas Residenz und dem Tempel stattfindet. Das Open-Air-Kozert ist ein
Supererfolg, blauer Himmel, warmer Sonnenschein, und der Platz ist voll
mit tausenden Menschen. Joan Osborne, Stimela, Ole Edward Antonsen,
Ketil Bjornstad, Hari Prasad und Zakir Hassain, diverse Tibetische
Musiker, und eine Südafrikanische Band halten ein Stundenlanges super
Konzert und heizen den Leuten kräftig ein. Tibetische Volkstänze werden
vorgeführt, mit farbigen Trachten, eine akrobatische Meisterleistung.


Daramsala (Indien)
Mittwoch, 11.März 1998

Beschäftige mich wieder den ganzen Morgen mit Warmwasserorganisieren um
duschen zu können, und gehe am Abend in das zweite Satsang mit
Shantimayi.


Daramsala (Indien)
Freitag, 13.März 1998

Vollmond, Freitag der dreizehnte, ein heiliger und mystischer Ort, die
frische Bergluft, glasklarer Sternenhimmel, es ist unglaublich, ich
sitze fast die ganze Nacht draussen und geniesse
es...................eine wundervolle Nacht.


Daramsala (Indien)
Samstag, 14.März 1998

"His Holiness, the Dalai Lama's annual Public Teachings, beginn March
14, for 10 - 14 days"
1998 Topic: Middle stages of Path-Lam-rim-dring by Tsongkhapa
Heute beginnt das Teaching mit Dalai Lama er lehrt uns in Buddhismus, es
wird ca. 14 Tage dauern, und findet jedes Jahr im März, ebenfals auf dem
grossen Platz vor dem Tempel statt. Es ist kostenlos und für jeden
zugänglich, der teilhaben möchte. Dalai Lama spricht die Lehren und
seine Erläuterungen in  Tibetisch, und auf  mehreren Frequenzen im Radio
wird es synchron von Dolmetschern, die auf der rechten Seite vom Tempel
sitzen, in diverse Sprachen , wie französisch, spanisch, italienisch,
japanisch und englisch übersetzt. Ganz vorne sitzen die tibetischen
Mönche, dahinter ist der ganze Platz gefüllt mit Tibetern und
Interessierte aus der ganzen Welt, ca. 2000 Menschen, die ihm aufmerksam
zuhören, diejenen die nicht tibetisch verstehen, hören mit Kopfhörern
mit ihren Radios in ihrer Landesprache zu.
Bereits eine Stunde vor Beginn ist der Platz gerangelt voll, überall
machen die Anwesenden ihre Begrüssengsverneigungen, jeder für sich,
stehend die Hânde über dem Kopf gefalltet, an die Stirn, an die Brust
und anschliessend kniend verneigen, oder sich sogar flach auf den Boden
legen, wie es die Mönche und auch viele Tibeter, auch sehr alte Leute,
fünf mal tun, für Buddha, für Lama, für die Reinkarnation von
Lama,.........,und für alle die hier anwesend sind. Eine Geste der
Selbstaufopferung, der bedinnungslosen Liebe......
Der Dalai Lama kommt aus seiner Residenz, alle verstummen und drehen
sich nach hinten, wenden sich ihm zu, und er Begrüsst uns mit einem
Lächeln, sucht sich zwei, drei Leute aus dem Publikum und Adressiert
diese persöhnlich.
Das Teaching beginnt mit Singen, tibetische Gebetslieder, Chanten, zum
Abschluss werden die Hände zum Lebenssymbol gefaltet, mit ein bischen
Reis drin, und mit dem Mahla, der Gebetskette umwickelt, es wird ein
Abschlussgebet gehalten und der Reis wird in die Luft geworfen. Reis
regnet auf unsere Köpfe herunter, und Dalai Lama beginnt zu sprechen.

Buddhismus = "transforming the mind"
                           positive und negative Stärken, Energien
erkennen,
                           analysieren und die negativen in positive
transformieren.


Daramsala (Indien)
Montag, 16.März 1998

Heute abend bin ich nach dem Teaching mit Bhakdo verabredet. Bhakdo ist
ein junger tibetischer Mönch, der in Tibet aufgewachsen ist, und ein
sehr hartes Schicksal druchleben musste.
Ich war mit ihm essen und er hat mich zu sich nach Hause eingeladen,
in ein kleines Zimmer, 10 Minuten Fußmarsch den Berg hinunter. Ein
klitze kleines Zimmer, einsam im Wald mit Ausblick auf einen Tempel.
Zwei einfache Betten, ein kleiner Nachttisch mit einer Stereoanlage,
viele Musikkassetten mit westlicher Musik, eine riesige Tibetflagge,
Fotos vom Dalai Lama an den Wänden, eine Gebetsecke mit Buddha-Statue,
Foto vom Dalai Lama, Räucherstabchen und Eßwaren als Gabe für Buddha.
Er zeigt mir Fotos von der ganzen Welt, er war wegen seiner
Lebensgeschichte schon viel herumgekommen, Europa, USA usw... er ist
eine bekannte Persönlichkeit und doch habe ich den Eindruck, daß er sich
alleine fühlt. Und warum???
Er sucht Freunde, ist an unserer Kultur interessiert, möchte über Sport,
Musik und Kino sprechen, doch alle sind nur an seiner Lebensgeschichte,
welche diesen Sommer sogar in Hollywood verfilmt wird, interessiert.
Ich sitze hier mit ihm Restaurant und duskutiere mit ihm über die
schönen Seiten des Lebens, seine Träume und über Sport,wir erzählen
Witze usw.
Jetzt setzen sich etwa 10 Touristen an unseren Tisch und beginnen ihn
über seine Erlebnisse in chinesischer Gefangenschaft auszufragen. Ohne
jegliche Emotionen, ohne Trauer, ohne Angst oder Wut, so scheint es
wenigstens, beginnt er zum tausendsten mal zu erzählen, wie die wenigen
Tibeter die noch am Leben sind, unterdrückt werden, angelogen werden,
gefoltert und gequält werden, und umgesiedelt werden.
Er erzählt, wie er von Touristen im Tibet über Dalai Lamas Existenz in
Indien erfuhr, über seine wirkliche Herkunft. In der chinesischen Schule
wurde den Tibetern beigebracht, Mao Tse Tung sei der oberste Lama.
Bhakdo beschloss, Mönch zu werden, wurde von den Chinesen verhaftet und
monatelang ausgehungert, geschlagen, die Rippen gebrochen, er mußte
nackt mit den Fußsohlen bei Minustemperaturen auf Eis stehen,
stundenlang, bis seine Fußsohlen am Eis festgefroren waren, und dann
wurde er ruckartig weggerissen, so daß sich die ganze Haut von den
blaugefrorenen Füßen abriß. Er wurde mit Elektroschocks gequält,
Elektroden an Handgelenken, am Kopf, im Mund usw., bis seine Blutgefässe
platzten, seine Nase blutete, bis seine Augen bluteten. Immer wieder
wollten sie ihn zwingen, ihn brechen, Mao Tse Tung als Lama
anzuerkennen, doch sie konnten sein Herz nicht bezwingen. Er konnte
fliehen, ist 3 Monate zu Fuss über den Himalaya gelaufen und er hat es
auch geschafft, mit einem Körpergewicht von 39 Kilo ist er in Indien
angekommen.
Wenn ich ihn heute so betrachte, er ist eine schlanke Person und sieht
jetzt auch wieder menschlich aus, ich schätze sein Gewicht, obwohl er
immer noch sehr dünn ist, auf 60 Kilo. Dieser Mensch ist unglaublich, er
hat so eine gute Ausstrahlung, er ist voller Lebenskraft und immer
wieder zu Späßen aufgelegt, trotz seiner grausamen Geschichte.
Überall wird er ausgefragt, muß immer wieder die Geschichte erzählen,
obwohl überall seine Story auf englisch gedruckt herumliegt, in allen
Restaurants und Hotels und sie jeder selbts lesen könnte. Ich denke er
würde lieber über die Welt sprechen, über die guten Seiten des Lebens,
Witze machen und Freunde haben.
Immer wieder unterbricht er, wechselt das Thema, beginnt Witze zu
erzählen, doch die aufdringlichn Touristen lassen nicht nach, quetschen
das letzte Detail des Alptraumes aus ihm raus.
Es regenet in strömen, Rishu, die Holländerin liegt krank im Bett,
Angina Pectoris, Bhakdo kennt sie auch und gemeinsam wollen wir sie
besuchen, nachschauen wie es ihr geht, ob Sie was braucht. Es geht Ihr
richtig mies, und ich habe mir auch schon eine Erkältung geholt,
Sauwetter.
Klettere zusammen mit Bhakdo den schlammigen Berg hoch, verabschiede
mich von Ihm im Dorf und gehe zurück in mein Hotel.

Wir haben Besuch, Martin, mein Zimmergenosse stellt mir Kostana
(Spitzname Blümchen) und Gordon vor, zwei Deutsche, die in Bagsu auf dem
Berg, mindestens 30 Minuten Fussmarsch von hier ihr Hotelzimmer haben.
Es ist stockdunkel, kalt und es regnet in Strömen, zu gefährlich für
diesen langen Fussmarsch durch schwieriges Gelände, bei diesem Wetter
schickt man niemand raus, und so übernachten die beiden bei uns. Zu
viert liegen wir auf den beiden kleinen Betten im kalten, feuchten
Zimmer, erzählen uns gegenseitig schöne Geschichten aus dem Leben, so
richtig schön gemütlich und schlafen dann ein.
"Gordon, sag was!".............."Gordon, tu was....!"..........."Gordon,
beschütz mich, von h.......!"
"ZZZZZHH, ZZZZZZZZZZZZZ"


Daramsala (Indien)
Dienstag, 17.März

Zu dritt, Blümchen, Martin und ich, gehen wir auf eine Wanderung auf den
Berg. Martin hat sich ein Ziel in den Kopf gesetzt, dass ein Marschtempo
verlangt, welches für Kostana (Blümchen) zu schnell ist. Martin zieht
davon und ich begleite Kostana. Auf dem Rückweg machen wir beim
Franzosen, der ein kleines Restaurant mit einem Tisch auf dem Berg führt
und essen da feine Vierkäse Pizzas. Die verschiedenen Käse Sorten macht
der Franzose selbst.


Daramsala (Indien)
Mittwoch, 18.März

Bin heute wieder bei Teaching, Susanne, meine Nachbarin, eine
Schweizerin ist Hals über Kopf Buddistin geworden, so sagt sie
wenigstens. Sie sagt mir, dass sie sich entschlossen hat, Mönch zu
werden und im Zöllibat zu leben. Ich wünsche ihr viel Glück.
Am Abend sitze ich in einem mikrobisch kleinen Restaurant, bei dem man
denkt, dass da höchstens sechs Personen drin Platz haben können, doch
der Schein trügt, wenn man genau nachzählt kommt man auf zwölf, manchmal
sogar auf fünfzehn Persohnen. Lerne neben vielen anderen Paulo, ein in
Brasilien gebohrener New Yorker, ein Reporter und Berufs-Fotograf, er
geht hier jeden Tag alleine auf den Berg, auf den Himalaya, bis zum Hals
im Schnee, bei minustemperaturen, mit speziellen Schuhen und
Thermoanzug, im Rucksack trägt er neben anderen Ausrüstungsgegenständen
zwei grosse Pentax-Mittelformat Fotokammeras. Extreme, ziehen ihn an,
Falschirmspringen, Skydiven (mit Snowboard im freien Fall aus dem
Flugzeug), mit einem Trainingsflugzeug der NASA in die simulierte
Schwerelosigkeit, seine Erlebnisse sind faszinierend.
Am Abend gehe ich nach Bagsu, da gibt es noch einen zweiten Franzosen,
der ein neues Lokal eröffnet hat. Etwa zehn Leute sitzen im am Boden, im
Kreis auf bequemen Kissen, trinken Gewürztee oder Spicy Hot Apple Juce
und spielen live Musik, auf Gitarren und anderen Instrumenten.


Daramsala (Indien)
Donnerstag, 19.März

Lasse mich von Susanne inspirieren und färbe zusammen mit ihr meine
Haare mit Henna rot. Um 20.30 haben wir den Termin bei einer Coiffeuse,
zuerst kommt Susanne an die Reihe, so habe ich wenigstens noch ein
bischen Bedenkzeit. Die alte Tibeterin arbeitet sehr professionel, sie
beginnt in der Mitte des Kopfes, bestreicht die Haare von der Haarwurzel
bis zum Ende mit der braunen, erdigen Paste, und kebt so Strähne um
Strähne im Kreis zu einem Pilzförmigen Gebilde auf. Am Schluss bindet
sie einen aufgerissenen Plastiksack darüber, damit man nicht die ganze
tropfende Paste in das Bett streicht, den wir müssen damit eine Nacht
schlafen, und dürfen es erst morgen früh wieder auswaschen. Zum Glück
ist es bereits stockdunkel, zusammen wir mit unseren pilzförmigen
Plastiksäcken auf den Köpfen nach Hause und hoffen, dass uns niemand
sieht.


Daramsala (Indien)
Freitag, 20.März

Es war gar nicht so leicht, mit der schrecklichen Kopfbedekung zu
schlafen, bei Susanne und bei mir ist die Plastiksackhaube verrutscht,
und die Kissen sind trotz den Frottetüchern, die wir zum Schutz
ausgebreitet haben, mit der erdigen Paste verschmiert. Unter der Dusche
kommt das richtige Massaker, den ganzen Schlamm herunterspülen, und
schon sieht man das Resultat, die ganzen Haare sind rot. Bei Susanne ist
das nichts neues, ihre langen Haare wahren schon rot, siehat nur die
nachgewachsenen neu gefärbt, doch bei mir bemerken es alle Nachbaren
beim Teaching.


Daramsala (Indien)
Montag, 23.März

100 Tibeter haben sich entschlossen, bis zum Tod zu hungern, sie wollen,
das die Menschenrechte beachtet werden, und dass das Anliegen der
Tibeter nicht in vergessenheit gerät. Die ersten sechs beginnen heute in
Delhi zu hungern, bis zum Tot, stirbt der erste, wird er sofort durch
einen nächsten der hundert ersetzt, bis die berechtigten Forderungen
erfüllt sind.
Hier in Daram Sala treten ein paar hundert tibetische Mönche in einen 24
Stunden Hungersreik, um die bis in den Tod hungernden zu unterstützen.

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Für Leute, die sich für die Tibeter interessieren: www.savetibet.org


Daramsala (Indien)
Dienstag, 24.März

Am Abend, nach dem Teaching gehe ich mit Martin unseren Abschied feiern,
habe mit ihm für fast drei Wochen das Zimmer geteilt, und Morgen, wenn
ich beim letzten Tag des Teachings bin, wird er mit dem Bus nach Delhi
fahren. Wir gönnen uns ein teures Bier, im einzigen Lokal hier, das
Alkohol ausschenkt. Während wir gemütlich unser Bierflaschen trinken
entwickelt sich in der anderen Ecke ein riesiger Streit zwischen einem
Langzeitgast aus Oesterreich und einem Tibeter. Beide stockbesoffen und
agressiv, Drohgebärden, geballte Fäuste, es artet aus, sie beginnen,
sich gegenseitig die Fäusteins Gesicht zu schlagen, gehen sich in die
Haare, ihr Tisch kippt, alle Gläser am Boden zerbrochen, der eine
schiebt den anderen quer durchs Lokal, der Tibeter flippt komplett aus,
beginnt unbeteiligte zu schlagen, kickt einem unbeteiligten, der an
unserem Tisch sitzt von hinten an den Rücken, unser Tisch kippt, Gläser
und Flaschen zerscherbeln am Boden, ich rette zwei volle Gläser, andere
halten den Oesterreicher, und das Personal stoppt den Tibeter und
fordert ihn auf, das Lokal zu verlassen.
Wir trinken unsere geretteten Biere fertig und nun müssen alle gehen,
den das Lokal schliesst. Unten auf der Strasse wartet immer noch der
Tibeter, wirft grosse Steine auf den Oesteireicher und macht gesprungene
Kicks in die Luft, alla Bruce Lee. Beide gehen erneut aufeinander los,
sind gleich stark, schlagen mit Fäusten aufeinander ein, treten, zerren,
und beide haben die Nasen gebrochen und das Blut läuft über ihre
Kleider.
Vier Inder und ein Tourist helfen mir, die beiden betrunkenen Raufbolde
zu trennen, ich nehme den Tibeter unter kontrolle, und befehle den
anderen, den Oesterreicher zu sichern und sich mit ihm zu entfernen. Zu
fünft zerren sie den Oesterreicher zwei Meter weg, lassen ihn dann
idiotischer Weise aber wieder frei, und er kommt und beginnt wieder auf
den Tibeter, der von mir unter Kontrolle ist, einzuprügeln. Ich kann
doch nicht den Tibeter festhalten, während der andere auf ihn
einprügelt, so muss ich ihn auch wieder frei lassen. Beide schlagen
wieder aufeinander ein , während die andern fünf hilflos und belustigend
zuschauen, so kann ich das nicht akzeptieren, die sind besoffen, und
wissen nicht, was sie tun, wir müssen die einfach trennen, ich denke, es
ist nicht unser Recht, zuzuschauen, sondern unsere Pflicht, es zu
beenden. Ich fordere die fünf Gaffer auf, den Osterreicher festzuhalten,
doch sie wollen nicht, wollen nur gaffen, ich werde wütend, trette den
Gaffern in den Hintern, und befehle, dass sie den Osterreicher
festhalten müssen, während ich den Tibeter wegbringe, sonst gibts von
mir Prügel. Es hat gewirkt, sie reagieren. Ich stehe wieder zwischen die
beiden Prügelknaben, nehme den Tibeter in meinen Griff, und die anderen
fünf halten den Oesterreicher. Ich schiebe den Tobenden Tibeter ein paar
meter weg, lasse ihn los, stelle mich ihm ihn den Weg, damit er nicht
mehr angreifen kann, und falte meine Hände flehend zusammen, und bitte
ihn, er soll aufhören, sage ihm leise, der andere sei ein Arsch, und
verdiene es nicht, ich wische ihm mit einem Taschentuch das Blut aus dem
Gesicht, und versuche ihn zu beruhigen., beginne langsam mit ihm
fortzumarschieren. Rufe den anderen noch zu, das wenn sie den
Oesterreicher nochmals gehen lassen und er uns nach kommt, komme ich
zurück und es gibt Saures...
Ich bringe den schwankenden Tibeter mit seinem blutigen T-Shirt nach
Hause.


Daramsala (Indien)
Mittwoch, 25.März

Letzter Tag des Teachings, überall auf dem Platz hangen hunderte
Gebetsketten, sogenante Mahlas auf den kleinen Bäumchen, damit sie
während des Teachings von Dalai Lama gesegnet werden. Die tibetische
Gebetskette, das Mahla hat 108 Holzperlen, meistens Sandelholz, und am
Ende eine Stupa, die Buddha und Lama repsesentiert.
Ich möchte mich hier nochmals bei Dalai Lama, und allen die in bei dem
Teaching untestütz haben, für das lehrreiche Teaching herzlich bedanken!

Um 12.00 verabschiede ich mch von meinem Zimmergenossen Martin, an der
Bushaltestelle, er fährt heute ab.
Als  ich um 17.00 den Berg hinunter, zum Tibetan Comuntitycentre, um es
wiedereinmal mit dem Internet zu versuchen, reisst mir beim steilen
Abhang das vordere Bremskabel. Huiiiiiiiiiiiiii


Daramsala (Indien)
Donnerstag, 26.März

Aergere mich den ganzen Tag mit dem unbrauchbaren Internetverbindungen,
und warte 2 Stunden vergeblich auf einen Telefonrückruf aus der Schweiz,
ist unmöglich durchzukommen. Am Abend, ich bin der Verzweiflung nahe,
versuche ich wieder stundenlang ins Internet zu kommen, an einem alten
angsamen PC, mit 10 anderen Kunden, die ebenfalls ins Interent wollen.
Um 21.00 kann ich endlch meine Mails, die schon tagelang in meinem
Account auf Antwort warten, lesen, nur lesen, beantworten werde ich ssie
erst in Delhi können, den die 10 anderen wollen auch ihre Mails
lesen..Ich entscheide mich bei einem Bier am Abend, Daramsala morgen,
nach drei Wochen wieder zu verlassen, und richtung Delhi zu radeln.

Daramsala - Kangra (Indien)
Freitag, 27.März

Habe heute morgen richtig Mühe aufzustehen, konnte die ganze Nacht nicht
schlafen. Um 9.00 beginne ich das Zimmer aufzuräumen, das riesige Chaos,
dass Martn und ich veranstaltet haben. Das heisse Wasser, das ich zum
duschen betsellt habe, will und will nicht kommen, aus dem Hahnen kommt
wie fast iimmer auch kein kaltes Wasser, und wer weiss, ob ich auf dem
langen Weg nach Delhi jemals irgendwo eine Duschmöglichkeiit finde, also
will ich heute unbedingt noch Duschen können, und warte auf das heisse
Wasser. Um 10.30 ist meine Susy gepackt, gesattelt, ihr gerissenes
Bremskabel repariert, und sie ist Abfahrtbereit. Gestern bekamm ich noch
einen Einkaufswunsch gemailt, ich soll einen Türkis kaufen, laufe drei
Stunden von Laden zu Laden, von Strassenverkaufsstand zu
Strassenverkaufsstand, und die Mühe hat sich gelohnt, finde den
gewünschten Stein und gehe zurück ins Hotel. Immer noch kein heisses
Wasser, doch aus dem Hahnen kommt kaltes, also rasiere ich mich, war
dringend nötig, und wasche mich dem eiskalten Wasser. Werde es die
nächsten fünf Tage mit der Körperhygiene nicht mehr so einfach haben,
oder vielleicht einfacher? Verabschiede mich im Hotel, und gehe ein
letztes mal italienisch essen, Spaghetti al Sugo. Verabschiede mich im
ganzen Dorf McLeod, von allen Freunden die ich in den drei wundervollen
Wochen in sogenannten "upper Daram Sala" kennengelernt habe, und starte
dann endlich um 16.00 richtung Delhi.
Es ist hart, den geliebten Ort zu verlassen.
Bereits nach zwei Kilometer downhill habe ich einen Plattfuss am
Hinterrad, der Pneu hat einen Fabrikazionsfehler, für den sich die
Herstellerfirma bereits per E-Mail bei mir entschuldgt hat, und mir
ersatz nach Delhi liefert, der Pneu ist seitlich aufgerissen, und der
Schlauch schaut teilweise zwischen dem gerissenen Gewebe raus. Nach
sechs Kilometer habe ich auch schon die zweite Panne, die
Befestigungschraube des Low Riders bricht zum dritten Mal. Es kommt
Freude auf, dritte Panne habe ich nach 35km, heute mein zweiter
Plattfuss, der achte auf meiner ganzen Reise, wieder hinten, an einer
anderen Stelle. Nach 36 Kilometer übernachte ich in Kangra auf einem
Bauernhof, bekomme von den gastfreundlichen Leuten ein Abendessen,
Dhalbat, offeriert, und schlafe, nachdem ich meinen Plattfuss repariert
habe, im Wohnzimmer.
Tagesleistung: 36 km
Stand: 9275 km


Kangra - Chohal (Indien)
Samstag, 28.März

Nach dem grosszügig offerierten Frühstück starte ich um 10.00 unter
Aufsicht der ganzen 12 köpfigen Familie, selbst die Hunde und die Büffel
schauen mir erstaunt zu. Bereits nach der zweiten Kurve, nach 800 Meter,
gibt es einen riesen Knall, und ich habe hinten wieder einen Plattfuss.
Der ganze Pneu ist seitlich aufgerissen, und überall schaunen
Schlauchblatern heraus, diesmal hat so eine Blater die Bremsbacke
berührt und ist geplatzt. Wie gesagt, die Herstellerfirma hat sich
bereits für den Fabrikatoinsfehler entschuldigt, und die kostenlosen
Ersatzreifen sind unterwegs nach Delhi. Ich muss es einfach irgendwie
noch bis Delhi schaffen.
Ich fahre weiter, auf einer richtig schönen Landstrasse, beinahe kein
Verkehr, und wunderbare Wälder, gute Luft und einsame Stille. In einem
kleinen Dorf begegne ich drei Pilger, Religion "Wassauchimmer", die ihre
Haare gefärbt und mit schwarzem Roshaar vermischt zu ausgeflippten
Palmen aufgebunden haben, die gesichter wild geschminkt, sie gehen von
Haus zu Haus um um Geld zu betteln, Fotografieren wollen sie mir aber
leider nicht erlauben. Am Abend begengne ich auf der Strasse einer
Gruppe Demonstranten, oder handelt es sich nur um ein Fest? Ungefähr 50
Inder kommen mir singend entgegengelaufen, sie tragen Transparente und
einen riesigen, bunten Fahnenmast, und Wandern zu Fuss an der einsamen
Strasse entlang. Inden ist unglaublich, es ist immer was los.
Ich übernachte in Chohal in einer Pilgerunterkunft.
Tagesleistung: 84 km
Stand: 9359 km


Chohal - Sirhind(Indien)
Sonntag, 29.März

Um 09.00 starte ich und mache mich auf die Suche nach einem Frühstück,
doch im ganzen Dorf gibt es nur friterte Teigtaschen mit scharfem
Kartoffelcurry gefüllt, ich vermisse bereits die Bäckerei in Daramsala.
Unterwegs sehe ich von einer Brücke an eine Teich einen wunderschönen
Eisvogel auf einem Baum sitzen. Pirsche mich leise heran, um ein Foto zu
schiessen, doch bevor ich meine Kamera ausgepackt habe, haben sich Inder
versammelt, und den scheuhen Vogel vertrieben, anscheinend verstehen die
nicht mal ihre eigene Sprache, "chelow" heisst veschwindet, doch sie
wollen nicht mehrgehen, haben sich hier versammelt, um mich zu sehen,
und der Vogel kommt wegen den vielen Leuten nicht mehr zu seinem
geliebten Jagdaussichtsplatz. Warte mehr als eine Stunde, den der
schwarz und blau schimmernde Eisvogel sitzt jetzt auf einer hässlichen
Telefonleitung, bis er vieleicht wieder zu seinem Stammplatz
zurückkehrt, erfolglos.
Nach Ludhiana wird der Strassenverkehr richtig schlimm, ich befinde mich
jetzt auf der Haubtstrasse richtung Delhi. Zur Abwechslung fange ich
wiedermal einen platten am Hinterreifen ein. Plattfuss Nummer 9, doch
diesmal ist ein Metallsplitter verantwortlich.
Später werde ich in einer Stadt von einem Lastwagen überholt,
verlangsamt rechts neben mir, fährt wieder langsamer als ich, wollte
mich einfach auch mal anstarren, starrt und bleibt an meiner Seite, ein
zweiter Lastwagen fährt an meine linke Seite, auch er will mich nur ein
bischen anstarren. Ich bin jetzt zwischen zwei fahrenden Lastwagen
eingeklemmt, so eng, dass ich beide mit meinen Händen berühren kann, und
die egal, wie schnell ich fahre, nicht schneller fahren wollen, damit
sie mich anstarren können, die Idioten, und hinten hat ein PW so
aufgeschlossen, damit er zwischen den Lastwagen durchschauen kann, und
mich ebenfalls anstarren kann, mir so aber meinen letzten Fluchtweg nach
hinten versperrt. Es kommt ein riesiges Loch in der Strasse, und ich
fahre so eingeklemmt, mit meinen 30 km/h, voll durch das Loch, habe gar
keine andere Wahl. Eine Tasche wird aus der Halterung gerissen und fällt
auf die Strasse, mitten im Verkehrschaos, dch ich habe Glück, wenigstens
die Pneus haben den starken Schlag überlebt! Leichtes "Achti" im
Vorderrad und zwei Schrauben bei der Packtasche ausgerissen. Geohrfeigt
gehöhren die dummen Idioten!
Wenig später sehe ich wiedermal einen grossen, toten Hund, doch diesmal
ist es anders. Auch er stinkt penetrant, seine hinteren Beine sind
jedoch zusammengebunden, und das Seil an der Strassenleitplanke
befestigt! Ein grausamer Anblick! Musste er verhungern? Wurde er
totgefahren? Totgetreten?
Wer kann blos so was grausames tun?
Nach 150 km übernachte ich am selben Ort, wo ich mit den New Seeländern
im Januar übernachtet habe, in Sirhind, in einem Governement Hotel,
gratis unter einem Holzdach auf einem Strohgeflechtbett. In der nacht
bedrohen mich hunderte Moskitos, die sich zum Glück vergeblich einen Weg
durch mein Morkitonetz suchen.
Tagesleistung: 150 km
Stand: 9509 km


Sirhind - Panipat (Indien)
Montag, 30.März

Am Morgen werde ich von Pfauen, paradiesischen Vögeln geweckt, lautstark
Pfeiffen sie zwischen den Bäumen herum, und flattern aufs Hausdach. Nach
30 km Frühstücke ich in einem Lastewagenrestaurant, bin bereits
erschöpft, den die ganzen 30 km hatte ich Gegenwind. Ich hoffe, es
bleibt nicht den ganzen Tag so! Ich esse Yoghhurt und Pharata, das ist
ein Butterchapati mit Kartoffeln und Gewürzen gefüllt.
Später komme ich an einer Kuhkadaverdeponie vorbei, ca. 10 Kadaver, und
hunderte von Vögeln. Nette Inder machen wiedermal das Fotografieren
unmöglich, sie versammeln sich sofort, um mich anzustarren, rufen in der
Gegend herum, damit auch ja alle kommen, und alle Vögel ergreiffen die
Flucht. Ich auch!
Begegne wiedermal einem Inder der untersten Kaste, der unnahbaren, ich
habe jetzt schon ein paar davon in Indien gesehen, es gibt nicht mehr
viele davon, aber obwohl es eigentlich heisst, die Regierung habe sie
abgeschafft, gibt es sie noch, die unnahbaren. Die unterste Kaste ist
tiefer als manche Tiere eingeordnet, sie dürfen ihr Leben lang nicht
aufstehen, kriechen auf den Händen auf dem dreckigen Boden herum, und
schieben die intakten aber unbenützten Beine vor sich her. Sie ernähren
sich von Abfall den sie auf der Strasse finden, betteln dürfen sie
nicht, den es ist den unnahbaren das Leben lang nicht gestattet,
aufrechtgehende anzusprechen oder auch nur anzusehen. Diese
Unterdrückung übersteigt die rationale Vorstellungskraft westlicher
Kulturen. Es ist unglaublich.
Nach 174 km übernachte ich irgendwo in der Pampa, kurz vor Panipat in
einem Lastwagenrestaurant.
Tagesleistung: 174 km
Stand: 9583 km


Panipat - Delhi(Indien)
Dienstag, 31.März

Um 7.00 starte ich, will früh in Delhi ankommen, um heute noch ins
Internet zu gehen zu können. Nach 95 km komme ich in Delhi im
Touristcamp an.
Tagesleistung: 95 km
Stand: 9678 km
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