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Delhi, Indien
Dienstag, 10. Februar 1998

Jeden Tag bin ich im Internet, schreibe mein Tagebuch, suche Informationen für meine Reise und unterhalte mich mit meinen Freunden auf meiner Homepage im Chat, dem Online Talk.
Heute treffe ich Barbara im Chat. Wir unterhalten uns über meine Reise, über Ihre Reise, denn Sie war mit dem Fahrrad in China unterwegs und über die Probleme, die ich unterwegs so habe.
Ganz spontan bietet Sie mir Ihre Hilfe an. Sie arbeitet bei der Swissair und kennt jede Woche Leute, die nach Delhi fliegen und mir etwas mitbringen könnten. Ich denke zuerst, Sie macht
nur Spass, meint dies nicht ernst und sage Ihr, eigentlich nicht in der Erwartung das Sie das auch wirklich organisiert, ich könnte Landkarten von Indien gebrauchen. Seit ich in Delhi bin , versuche ich Karten zu finden, aber es ist schlicht unmöglich, es gibt keine Landkarten in Indien. Zu meiner Überraschung spielt Sie gleich mit, fragt mich, was für Karten ich denn genau brauche.
Ich erkläre Ihr welche Karten ich brauche und Sie meint, das Sie heute noch nach Zürich geht und diese beschafft. Sie sagt auch das ich mir bis morgen überlegen soll was ich sonst noch brauche
und das ich Ihr ein Mail schreiben kann. Ich mag es noch gar nicht fassen, SIE ist SO Hilfsbereit, gibt ein gutes Gefühl, zu wissen, das man von zu Hause unterstützt wird.

Delhi, Indien
Mittwoch, 11. Februar 1998

Ich bin wieder im Internet am Tagebuch schreiben, treffe im Chat wieder Barbara und Sie teilt mir mit,
das Sie die drei Karten bereits beschaffen konnte, Nelles Nord- Süd- und Westindien. Sie ist ein MEGASCHATZ; Ich bin überrascht !!!
Wieder fragt Sie mich, ob ich sonst noch etwas brauche und am Samstagmorgen sei alles in Delhi.
Sie kennt Jean-Claude, Crew Mitglied des Swissairfluges am Freitag nach Delhi. Ich beginne aufzuzählen, zu träumen, Schokolade, feine Schweizer Schokolade, Servelats Rotwein, Salami......und nur
als Witz, klein in Klammern geschrieben ein Bikecomputer, denn meiner arbeitet nicht mehr zuverlässig. Ich werde aber sicher ohne einen Bikecomputer überleben. Sie sagt mir nur, ich soll mich
überraschen lassen. Bin so Happy !!!

Delhi, Indien
Freitag, 13. Februar 1998

Barbara teilt mir mit, das Sie sich gestern mit Andi und Chris, meine besten Freunde getroffen hat und das alles bereits an Jean-Claude übergeben ist. Er wird mich morgen um 11.00 Uhr im Hotel erwarten.
Am Abend gehe ich mit den sechs Fahrradfahrern, die sich hier in Delhi auftrennen werden zum Abendessen.

Delhi, Indien
Samstag, 14. Februar 1998

Wie abgemacht gehe ich morgens um 11.00 Uhr ins Hotel Hilton und treffe da Jean-Claude Pfannmatter.
Er kommt runter in die noble Empfangshalle und übergibt mir eine riesige Einkaufstasche, sicher 10 Kilogramm schwer. Leider hat er keine Zeit, um mit mir ein Bier zu trinken und wir unterhalten uns nur
kurz in der Empfangshalle. Ich erzähle Ihm kurz ein paar Erlebnisse, wir tauschen unsere Adressen aus und ich bedanke mich recht herzlich, da wir uns schon wieder trennen müssen. Ein sympathischer Kerl, der
Jean-Claude. Ich bin ganz nervös, kribbelig, neugierig, was ist wohl alles in der "Riesen Wundertüte".
In der Motorriksha unterwegs zum Touristcamp stecke ich meine Nase in die Tüte und finde ein paar Briefe, ist ja unglaublich. Sie hat auch Briefe und Geschenke von Andi, Chris und sogar von meiner lieben
"Mami" beigelegt. Ich beginne sofort die Briefe zu lesen, ich bin sooo Happy !!!
Zurück im Touristcamp gehe ich ins Restaurant, sitze mit einem Tee an einen Tisch und beginne auszupacken.
Ich staune mit offenem Mund. Ich kann es gar nicht fassen, so viele Dinge......................................
die Briefe eine Flasche Rotwein ein Champagner Schweizer Schokolade, sicher eine halbe Tonne Käse, feiner Schweizer Hartkäse
Bike Handschuhe (woher weiss Sie das ich seit Kroatien keine mehr habe ??) Bündnerfleisch Salami Servelats Senf Tagesanzeiger
Niddeltäfeli Tomatensauce von meiner "Mami" gekocht
Spaghetti, echte italienische diverse Fertigteigwarengerichte, spitze zum Reisen ich werd verrückt, ein Bikecomputer
und vieles, vieles mehr Ich bin beinahe in Ohnmacht gefallen. Ich kann es gar nicht fassen, komme nicht mehr aus dem Staunen.
Barbara ist ein MEGASCHATZ. Ich bin so happy, es ist wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern zusammen......
Ich weiss gar nicht, wie ich danken soll, wie ich mich je dafür revanchieren kann.........danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke nochmals danke, gleich nochmals und immer wieder herzlichen DANK !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Delhi, Indien
Sonntag, 15. Februar 1998

Am Abend, die sechs Fahrradfahrer sind im Camp-Restaurant und ich geselle mich auch dazu. Bestelle ein Dutzend Chapati (dünne Fladenbrote) und offeriere sie zusammen mit dem feinen, Schweizer Bergkäse, Salami und die Kristbaumschokoladen, die feinen Tannenzapfen mit der Mandelfüllung. Staunende Gesichter,
schlemmende Mäuler mit geschlossenen Augen träumende und geniessende Fahrradfahrer, die seit Monaten nicht mehr wissen, wie gut so ein Salami, Käse und als Dessert Schokolade schmecken können. Unglaublich wie schnell die schön angerichteten Teller leer sind, wenn sieben ausgehungerte Nasen daran schnuppern.
Yaaaammmmmmyyyyyyy

Delhi, Indien
Freitag, 20. Februar 1998

Barbara hat Geburtstag, ich wünsche Ihr "Happy Birthdy" im Chat. Am Abend feiere ich genau wie ich Ihr versprochen habe, Ihren Geburtstag. Ich bin alleine in meinem Zimmer, um 22.30 Uhr zünde ich eine Kerze an, bei Musik und öffne den feinen chilenischen Rotwein. Ich schenke mir ein Glas davon ein und stosse auf Ihren Geburtstag an. Ich gebe Ihr auch noch einen Geburtstagskuss. Ich träume und geniesse das ganze Glas, schön gemütlich trinke ich Schluck für Schluck den feinen Rotwein. Das ist Balsam für den Gaumen und wünsche mir ich könnte mir Ihr zusammen feiern.
Das erste Glas ist fertig und ich gehe ins Camp-Restaurant wo ich Fred und Jaques, die beiden Franzosen, die ebenfalls mit dem Fahrrad nach Indien geradelt sind, in mein Zimmer zur Geburtstagspary einlade. Mit Rotwein, Roggentoast und Bündnerfleisch. Zum Abschluss rauchen wir noch einen Joint und um 24.30 Uhr, (20.00 Uhr Swisstime) als die Flasche leer ist, verabschieden sich die Franzosen und ich bin wieder alleine. Ich erfülle Barbara noch einen privaten Geburtstagswunsch, Smile und um 01.30 Uhr schlafe ich leicht beschwipst ein,
** Grins ** ich bin mich Alkohol nicht mehr gewohnt. Yammyy

Delhi - Mussoorie, Indien
Samstag, 21. Februar 1998

Endlich, der Aufbruch, raus aus dem dreckigen Delhi, aus der stinkenden Luft. Ich glaube, ich war ein bis zwei
Tage zu lang hier. Um 07.00 Uhr stehe ich auf, unfreiwillig, denn mein Wecker sagt mir, ich muss meinen ganzen
Karsumpel zusammenpacken. Um 8.30 Uhr bin ich mit den beiden Franzosen im Camp-Restaurant verabredet. Bei einem ausgiebigen Abschiedsfrühstück, denn Fred trennt sich von uns. Er fährt ganz in den Süden, eventuell bis nach Sri Lanka. Wir drei sind die letzten des Fahrradclubs, die Delhi verlassen. Die anderen Vier haben Delhi
schon vor ein paar Tagen verlassen, zwei Pärchen getrennt voneinander. Von nun an werde ich für ein paar Tage,
vermutlich bis Dharam Sala, mit Jaques weiterradeln. Um 10.00 Uhr, nach dem komplizierten, langweiligen Auscheckverfahren im Camp starten wir. Wir fahren zu zweit mit unseren voll beladenen Bikes raus aus Delhi, raus aus der mieserablen Luft. Verkehr, rauchende Lastwagen, Bettler, slalomfahrende Rikshas, rasende Busse,
Hunde, Taxis, Esel, Fussgänger, flitzende Motorräder, Gedränge, Gehupe, Gemoschte, Gehuste und nach 20 Minuten im Gewühle haben wir es geschafft. Wir sind endlich raus aus der Millionenstadt, auf einer stark befahrenen aber guten Hauptstrasse. Der indische Strassenverkehr ist eine Gewöhnungssache, es gibt keine Regeln........oder doch ???????? Die geltende und angewandte Regel ist, das wir als Fahrradfahrer nichts zählen, eigentlich kein Daseinsrecht besitzen. Du wirst angehupt, zusammengehupt, taubgehupt, totgehupt, abgedrängt, kathastrophal überholt und sofort abgeklemmt, ausgebremmst, überholt und wenn Du schon an der Bushalte-
stelle vorbeifährst und anschliessend stoppen die Busse immer so, das wir nicht weiter können. Die ganze Zeit wirst Du behupt und so überholt, das die Lastwagen die Taschen am Fahrrad streifen..............das Leben zählt hier nichts, nicht nur Deines !! Die Inder sorgen sich einen Dreck um Ihr eigenes Leben, nach dem indischen Glauben wird das nächste Leben, nach der Wiedergeburt sowieso besser.
Unterwegs begegnen wir einem schweren Lastwagen, der geradewegs über eine runde Verkehrsinsel, das Zentrum eines Kreisels, gerast ist und alle drei Achsen und sechs Räder an der Insel vergessen (gelassen) hat. Die ganze Zeit begegnen wir Pilgern, hunderte die mit zwei farbig verzierten Stange über der Schulter hängen,uns an der Strasse entgegenkommen. Es ist soweit, mein dritter Plattfuss, das Hinterrad hat keine Luft mehr. In den letzten 5000 km hatte ich keinen
Plattfuss mehr und jetzt, kaum raus aus Delhi, meinen Dritten. Ich repariere ihn, wir machen eine Bananenpause und radeln weiter. Es wird dunkel und mein Hinterpneu, beginnt schon wieder Luft zu verlieren, ganz langsam. War der Kleber schlecht ? Habe ich nicht sauber genug repariert ? Ist da möglicherweise ein zweites Loch ?
Aus irgendeinem Grund geht jetzt auch mein Licht nicht mehr und Jacques hat gar kein Licht, also fahren wir im
Dunkeln.... im Dunkeln ist gut munkeln, speziell auf indischen Strassen, mit einem halbplatten Hinterpneu, der mehr und mehr Luft verliert. Immer wieder voll durch die grossen Schlaglöcher, die man im Dunkeln nicht sieht. 5000 km ohne Platten und heute gleich zwei, das Licht das nicht mehr geht und ich bekomme das Gefühl, das ich
hier für irgendetwas bestraft werde, denn jetzt bricht auch noch eine Befestigungsschraube vom vorderen Gepäckträger. Die Gepäcktasche beginnt am Vorderrad zu streifen. Wir fragen, wie weit es noch bis zum nächsten Tempel ist und es heisst noch 2 Kilometer, wir fahren im Stockdunkeln weiter und nach 2 Km heisst es wieder
2 Km und nochmals 2 Km.....................
Wir kommen nach 90 Km in Mussoorie an, laut Karte gibt es diesen Ort gar nicht. In einer billigen Strassenkneipe bestellen wir für ein paar Rupie ein Masala Omlet, zu trinken gibt es nichts, das müssen wir uns selbst von einem Laden 200 Meter die Strasse runter besorgen. Ich gehe die Strasse runter und versuche Wasser zu kaufen, es gibt kein Wasser, nur die süssen Colas, also müssen wir leider unseren Durst mit einem Rudel klebrig-süssen Colas löschen. Wir essen zu den Omletts zwei echte Servelats mit Senf. Ich hatte nach 9 Monaten schon fast vergessen,
wie das schmeckt. Ein freundlicher Inder erklärt uns, wo der Tempel ist, wir gehen zusammen hin, aber der Tempel ist geschlossen, wird nicht mehr benützt. Wir müssen etwas anderes zum Übernachten finden und Kapil Rana, der freundliche Inder lädt uns zu sich nach Hause ein. Die ganze Seitenstrasse mit allen Häusern gehört seiner grossen Familie, Onkels, Tanten, Grosseltern, Brüdern, Schwestern, Enkeln usw. Die sind alle in den Häusern untergebracht. Sein Vater ist Manager einer Schule im Dorf und Er arbeitet als Pharmaangestellter für 5000 Rupie
(150 sFr.) im Monat. Eine wirklich nette Familie und wie ein Blitz geht im Familienviertel die Nachricht um, das zwei junge Männer aus Europa zu Besuch sind. Sofort besammeln sich etwa 10 Verwandte im Wohnzimme, die uns bestaunen, mit uns sprechen wollen. Alle männlich, ausser zwei jungen Töchtern, die wie uns unter die Nase gestrichen wird, unverheiratet sind. Interessante Gespräche über Preise, Löhne und das Leben in Indien sind die
Folge. Wir schenken Ihnen Fotos, bekommen dafür diverse Tagebücher vorgelegt, in denen wir etwas reinschrei-
ben sollen und unser Gastgeber versichert uns immer wieder, das dies der schönste Tag in seinem Leben sei.
In der Nacht, wir schlafen zu viert im Wohnzimmer und ich bin vermutlich der einzige mit süssem Blut.
Ein Moskitokrieg..... ich verliere und kann nicht schlafen.

Tagesleistung: 90 Km
Stand: 8531 Km

Mussoorie - Bijnor, Indien
Sonntag, 22. Februar 1998

Am Morgen repariere ich meine Susi, es war nicht wie ich dachte, das ich das Loch gestern nicht sauber repariert hatte, sondern es war ein zweites Loch, an einer anderen Stelle. 5000 km kein Platten und gestern gleich zwei.
Jetzt sind es total 4 Plattfüsse, die ich unterwegs eingefangen habe. Ich repariere mein Licht, es war ein oxidierter
Kontakt und ersetze die gebrochene Schraube des Low-Riders. Diese Schraube ist zum zweiten Mal gebrochen, das erste Mal war in Pakistan. Die schraube hält vermutlich die Vibration der schweren Gepäcktasche nicht aus, der ganze Low-Rider ist zu instabil, nicht zuletzt wegen der gebrochenen Schweissnat.
Mr. Kapil, unser Gastgeber offeriert uns noch ein ausgiebiges Frühstück, Chapati (Fladenbrot), Reis, einen Bohneneintopf, Suppe und Milch. Wir starten um 9.30 Uhr und kommen nach 25 Km Fahrt durch schöne, ruhige Alleen nach Hostinapur und hier wollen wir einen Tempel besichtigen. Kurz vor Hostinapur, auf einer grossen Brücke beobachten wir eine Gruppe junger Knaben, die mit kleinen Speeren am Fischen sind. Zwei darunter sind sehr erfolgreich, alle 10 Sekunden stechen sie blitzartig ins Wasser und schon steckt ein kleiner Fisch am Speer. Am Ende der Brücke werfen junge Männer mit Steinen auf die Affen, die in den Bäumen sitzen. Wir fahren mit unseren Bikes in die Tempelanlage und machen zu Fuss einen kleinen Besichtigungsspaziergang. Schöne Bauten, riesige Gartenanlage und eine riesige, ca: 20 Meter Durchmesser und 5 Meter hohe, weisse Seerose mit einem
Wassergraben umzogen, ein prunkvolles Bauwerk. Wir werden zu einer Audienz eingeladen, eine Audienz mit der obersten Priesterin Aryika Gyanmati Mataji. Zusammen mit ca: 10 Indern knien wir vor der auf einem Holzbrett im Yogasitz sitzenden Hindu Priesterin, eine sympathische Frau mit weissem Priestergewand. Sie segnet uns mit Kokosnüssen, eine schenkt sie Jacques und eine mir. Immer noch kniend empfangen ein paar auserwählte Inder und wir diese Gabe, bedanken uns und verabschieden uns. Während wir wieder unsere Schuhe anziehen, werden wir mit Büchern beschenkt und zu einem Mittagessen im Tempel eingeladen. Das ganze in einer grossen Halle.
An einem u-förmigen Tisch, geniessen wir zusammen mit ca: 40 Leuten das göttliche Mahl, Reis, Bohnen, Dahl, Suppe und Chapati.
Wir lassen unsere Bikes im Tempel und trinken vor der Tempelanlage in einer Strassenkneipe einen Tee. Wir
schreiben auch gleichzeitig an unseren Tagebüchern. Neben uns spielt ein sehr junger Hund auf der Strasse zwischen den Menschen herum, ich schreibe wieder in meinem Tagebuch. Auf der Strasse sind immer wieder rasende, hupende Busse und plötzlich schreit der junge Hudn auf, er wurde soeben vor meinen Augen angefahren. Er steht jetzt jaulend und wimmernd da, hat ein gebrochenes Hinterbein und kann nicht mehr gehen.
Der Hund steht ängstlich da, zwischen den vielen Menschen und zittert. Der Hund kann den Menschen nicht mehr ausweichen und die Inder nehmen keine Rücksicht auf ihn. Das Leben kann so grausam sein.
Ein Mann der aus dem Tempel kommt sagt uns, das da Affen an unseren Bikes herumspielen, wahrscheinlich wollen sie etwas stehlen. Was meint er damit ??? Was meint er mit Affen ??? Wir gehen in die Tempelanlage und tatsächlich wühlen Affen in unseren Gepäcktaschen herum, die haben sicher die Kokosnüsse gerochen und sind bereits dabei eine zu verzehren. Wir können die zweite gerade noch retten und radeln wieder los. Wir gehen nicht zurück auf die Hauptstrasse, sondern nehmen eine Abkürzung entlang einem Kanal.
25 Kilometerlang auf einem wunderschönen Kiesweg, keine Autos, kein Lärm, kein Gehupe, immer wieder begegnen wir Affenrudeln und geniessen die schöne Fahrt entlang dem Kanal. Nach 25 km biegen wir in eine schöne kleine Landstrasse ab, die immer noch nicht die Hauptstrasse ist und doch bis nach Bijnor führt. An einem Fluss machen wir eine Pause und essen die Kokosnuss, die wir vor den Affen retten konnten. Nach ein paar Kilometern, schiesse ich bei einem schönen Teich ein paar gute Fotos von Wasservögeln und am Abend kommen wir nach 65 Km in Bijnor an. Dort suchen wir einen Tempel zum Übernachten. Für 20 Rupis (70 Rappen) bekommen wir ein Zimmer in einem Tempel, das Zimmer ist voll mit hunderten von Moskitos und auf der Toilette macht mir ein Homosexueller wieder einmal das Leben schwer. Er möchte einfach nicht begreifen, das ich keine "Cocomassage" möchte, so wie die das hier nennen.
Zum Abendessen koche ich uns die italienischen Spaghetti, mit der feinen, von meiner Mami gekochten Tomatensauce. Das erinnert mich wieder an Barbara, die alles erst ermöglicht hat. Yammy, Yammy !!!
Heute Nacht gewinne ich den Moskitokrieg, setze auf zwei Waffen, Moskitonetz und chemische Keule.........

Am Nachmittag verabschiede ich mich provisorisch, denn ich werde in 5 Tagen wieder kommen, von meinen Freunden auf dem Campingplatz und ziehe um ins teure Hotel, das Jules (mein Bruder) für uns gebucht hat.

Bijnor - Haridwar (India)
Montag, 23. Februar 1998


Frühmorgens starten wir, fahren durch schöne Aleen, werden behupt, und
nach 16 km bricht bei Jacques unter der Schwerlast des Gepäckes, der
hintere Gepäckträger auf beiden seiten. Weiterfahrt ist unmöglich!
Ein Lastwagen bringt uns ins nächste Dorf, wo wir bei einem
Hinterwelt-Velohändler einen indischen, superschweren
Massiv-Stahlgepäckträger kaufen können. Nach diversen Anpassungsarbeiten
schaffen wir es dann auch, trotz der hundert Gaffer, die die ganze Zeit
im Wege stehen, nach eineinhalb Stunden den Packträger zu montieren.
Wir fahren weiter, liefern uns immer wieder Rennen mit indischen
Radfahrern, und einer schafft es sogar, einen ganzen Kilometer in
unserem Windschatten mitzuhalten, bis seine Phuste aus ist. Bravo!!
Immer wieder kommen uns scharen, tausende von Pilgern entgegen, die zu
Fuss Wasser aus dem heiligen Fluss, die Mutter Ganga, in zwei Flaschen
in Korbgeflechten, die an einer bunt geschückten Schulterstange hangen,
in ihre zum teil mehrere hundert Kilometer entfernte Bezirke, in die
jeweiligen Tempel zum Gott Shiva tragen. Dieses Fest findet zwei mal im
Jahr, nach dem Mondzyklus statt, und heisst Shivaratri.
Tausende, zehntausende davon, einer prachtvoller als der andere, die
Schulterstangen mit drei obenliegenden und gebogenen Stangen volluminös
verstärkt, mit roten, orangen und gelben Stoffen bezügen, mit Fransen
und Zotteln, mit Bilder von Shiva, Glocken und Kerzen Geschmückt,
wandern sie in Kollonen an der Strasse entlang, und machen in den vielen
extra für dieses Fest aufgestellten Tee- und Restaurant Zelten halt, um
sich zu stärken. Auch wir machen in so einem Zelt, das bei einem Tempel
aufgestellt ist Rast, den in gewisser weise sind auch wir Pilger,
Radpilger. Seit zwei Tagen sehen wir an der Strasse viele solcher Zelte,
und überall stehen die schönen Schulterstangen herum. Im Tempel beten
wir, und die Pristerin streicht uns mit rotem Pulver Punkte an die
Stirn, ich spende ein paar Rupie in die Tempelkasse, und die Priesterin
offeriert uns ein ausgiebiges Mittagessen, auf dem Teppich im grossen
Zelt. Es gibt Kartoffelcurry mit Chapati und Tee.
Unterwegs sehe ich zum ersten mal in meinem Leben einen wilden Pfau, ein
wundervoller Vogel, leider auch sehr scheu, denn bevor ich meine Kammera
bereit habe fliegt er davon. Kann der überhaubt fliegen mit seinen
langen, riesigen Schmuckfedern?? Er kann, habe es selbst gesehen…
Nach 65 km kommen wir in Haridwar an, dem heiligen Ort am Ganges. Zum
Abendessen geniessen wir das zweite Paar Servelats mit Senf als
Vorspeise.
Tageskilometer: 65km
Stand: 8661km


Haridwar (India)
Dienstag, 24. Februar 1998

Relaxing Day, schreibe Postkarten und Tagebuch, den es regnet ein
bischen. In der ganzen Stadt wimmelt es von Zelten, überall stehen
Sadus, sitzen in den Zelten um Feuerlöcher, halbnackt, mit Asche bemalt,
es ist so richtig mystisch.
Was ist ein Sadhu???? Nach dem Hinduistischen Glauben ist ein Sadu die
letzte Lebensform des Zyklusses der Wiedergeburt, sie haben das letzte
Stadium erreicht, haben sich losgesagt von allem Materialistischen wie
Geld, Hab und Gut, sowie auch von Sex und Beziehungen, die einzige Liebe
gilt dem Gott Shiva. Sie leben in Wäldern, Hölen und medidieren die
ganze Zeit. Sie geniessen unter den Indern ein hohes Ansehen, werden
reich beschenkt, und deswegen gibt es auch immer mehr unechte Sadus,
Leute die nichts arbeiten wollen, und trotzdem ein angenehmes Leben
führen wollen, für die ist das ein einfacher Weg, vom Ansehen der
Heiligen Sadus zu profitieren. Die unechten machen sich an Touristinen
rann, betteln gierig um Geld, und rauchen die ganze Zeit Hasch in ihren
Chiloms, trichterförmige Pfeifen aus Ton, Stein oder Holz.
Jacques lässt an seinen neuen, indischen Gepäckträger herum schweissen,
lässt ihn verstärken, und abändern, damit seine Taschen besser befestigt
werden können. Das Ding wird vermutlich zehn Kilo schwer und
unzerstörbar! Smile


Haridwar (India)
Mittwoch, 25. Februar 1998

Heute findet das Grosse Fest, dass grosse heilige Bad im Ganga, statt,
Kumba Melha, das Mahashivaratri. Um 07.00 stehen wir auf, denn es
heisst, um 08.00 beginnt die erste der vier Sadu-Gruppen mit dem Bad im
Ganges. Im starken Regen und bei Kälte marschieren wir richtung Fluss
los, überall ist abgesperrt, tausende Polizisten stehen herum, mit ihren
Bambusstöcken, aber der Spruch "Press, Reporter, Fotografer" und die
teuere Kammera zeigen wirkt als Passepartout. An der Haubtbrücke,
nachdem wir sicher schon dreissig solcher Polizeiabsperrungen passiert
haben, will man uns an der letzten Absperrung nicht mehr durchlassen,
"Only with permit from the Indian couvernement". Wir gehen ins Polizei
Office, und stürmen und drängen, "we would like to make a god
advertysing for your country…..", und der Mayor, oder wie auch immer er
sich schimpft, begleitet uns persöhnlich durch die letzte Absperrung.
Jetzt stehen wir zwei Stunden im eiskalten Regen, im ströhmenden Regen,
versuche mit der nassen Kamera ein paar Fotos zu schiessen, von den
tausenden Indern, die halbnackt trotz Regen und Kälte im fliessenden
Wasser stehen, baden, darin stehend beten, sich waschen, kleine
Schiffchen aus Baumblättern mit Blumen und brennenden Kerzen drin in der
Strömung davon schwimmen lassen, das ganze, heilige Ritual.
Alles ist nass, ich bin bis auf die Knochen aufgeweicht, richtig
durchnässt, habe blaue Finger von der Kälte und klappere mit meinen
Zähnen., und wie müssen sich erst die badende Inder fühlen?? Es sind so
viele Menschen, es ist unglaublich, hundertausende, soviel Leben, solch
reges Treiben, immer wieder versuche ich, mit meiner nassen Nikon Fotos
zu schiessen, die Kammera von Jacques, eine Minolta geht nicht mehr, sie
hat die Nässe nicht ertragen. Die Menschen werden nervös, Donnerkracher
steigen in die Luft, die Polizisten pfeifen wild mit ihren
Trillerpfeifen herum, fuchteln mit ihren Bambusstöcken, und versuchen
vergeblich, die hervorstossenden Menschenmassen aufzuhalten,
zurückzutreiben.
Endlich, die Sadus kommen, es ist unglaublich, atemberaubend, hunderte
von Sadus rennen, tanzen und singen durch die Altstadt die Strasse
herunter, mit grauer Asche bestrichen, orange Blumenkränze um die Hälse,
mit Stöcken, Speeren mit Dreizack, und anderen Gegenständen in den
Händen, die Körper nackt, wirklich komplett nackt, diese graubraun
schimmernden, nackten Körper, der Gesang, die Stimmung, es ist
unglaublich mystisch, man glaubt es kaum, dass dies in Wirklichkeit
geschieht, man traut seinen eigenen Augen nicht. Ich bekomme das Gefühl
in einem Uhrzeit-Hollywood-Streifen zu sein. Die Sadus rennen durch den
abgesperrten Tempel, und gehen die riesige Treppe hinunter, zum heiligen
Fluss, der Mutter Ganga. Zuerst wird der heilige Fluss, die Mutter des
Lebens, der Ganges, beschenkt, mit den Blumenkränzen, sie werden von den
Sadus in den stetig fliessenden Fluss des Lebens, ins heilige Wasser
geworfen, und anschliessend gehen alle Sadus ins Wasser, baden und beten
darin, werfen Blumen und singen…….es ist einfach unglaublich. Hunderte
grauer nackter Körper im Wasser.
Meine Kamera ist nass, die Linse angelaufen, mit blauen Fingern, vor
Kälte zitternd versuche ich den Moment festzuhalten. Der Film ist am
Ende, und ich muss einen neuen Film einziehen, unter einem
Plastiksackals Regenschutz, im Gedränge und Gestosse. Als ichden neuen
Film einspanne, den einzigen den ich dabei habe, erschrecke ich, den der
Film ist nass, wenn dass blos gutgeht.
Jetzt machen die Sadus eine Streetparade, nackt tanzend, nackt auf
Pferden sitzend, mit Trommeln. Gefolgt von Polizisten, und tausenden
Indern. Die Sadus sind unlgaublich, graue Körper, bemalt mit
Kuhdungasche, und mit weissen und roten Pulvern bemalte Stirnen und
Nasen, die dunklen Augen, und die langen, schwarzen Rastahaare und
Bärte. Es ist soooo mystisch.
Alle drei Jahre findet so ein Kumba Melha statt, jedesmal an einem
anderen der vier heiligen Orte in Indien, also alle zwölf Jahre wieder
am selben Ort. In Delhi war es voll mit Touristen, alle gehen in den
Süden, nach Goa, an die Strände um herumzuhangen, gehen nach Agri zum
Taj Mahal, welches man auch auf Postkarten anschauen kann, aber niemand
geht ans Kumba Melha, ich habe hier höchstens zehn Touristen gesehen,
aber hundertausende Inder. Dies war trotz des Regens am ganzen Tag, das
beeindruckenste was ich bis jetzt auf Reisen je erlebt habe.


Haridwar (India)
Donnerstag, 26. Februar 1998

Am Morgen schlafe ich mal so richtig die Kälte von gestern aus mir raus,
und wir haben Glück, die Sonne scheint, so bekommen wir unsere Sachen
vieleicht wieder trocken. Am Nachmittag sitze ich gemütlich am Fluss auf
der Treppe im Tempel, und geniesse die Atmosfähre, das Leben am heiligen
Fluss. Menschen waschen ihre Kleider im Fluss, Baden darin, seifen sich
ein, und gleich zwei Meter weiter unten trinken Leute aus der selben
braunen Brühe, der heiligen Quelle. Laut des hinduistischen Glaubens ist
der Berg der Vater, und der Fluss die Mutter des Lebens. Der Nektar der
Unsterblichkeit ist an vier verschiedenen Stellen in Indien vom Himmel
gefallen, und alle zwölf Jahre, dem Mond und Sternen entsprechend, fällt
an der selben Stelle wieder der Nektar der Unsterblichkeit, und die die
darin baden, sollen unsterblich werden, so glauben die Inder. Schiesse
ein paar Fotos, und gehe zurück ins Guesthouse, um mich mit Jacques zu
treffen. Zusammen gehen wir fein und ausgiebig indisch essen, und machen
anschliessend nochmal einen Spaziergang durch die Stadt zum Fluss. Immer
noch sind Menschen am baden, beten, zünden Kerzen an, und lassen diese
auf grossen, grünen Blättern mit orangen Blumen drin, mit Gebet im Fluss
davontreiben. Ich kaufe auch so ein Schiffchen mit Blumen und Kerze, für
zwei Rupie (5 Rappen) und lasse es im heiligen Fluss treiben, in der
Hoffnung, dass es mir Glück bei meiner Weiterreise bringt.
Die ganze Zeit werden wir angebettelt, richtig verfolgt, "Chapati,
Chapati, Chapati……." (Brot) und als ich dann beginne, denen wirklich
Brot, kein Geld, sondern restliche Chapatis von unserem Abendessen zu
geben, sind nur die wenigsten damit Glücklich, die meisten lehnen es
sogar ab, und wollen plötzlich keine Chapatis mehr, sondern Bargeld.
Wir gehen zu den elten der Sadhus, mit mehreren hundert Zelten. Wir
gehen durch die kleinen Gassen, vorbei an den nach vorne offenen Zelten.
Ueberall werden wir, von ums Feuerloch sitzende, teils nackte, teils
bekleidete Sadhus eingeladen, um mit ihnen zu sitzen, Chiloms zu rauchen
"und das Leben zu geniessen". Wir gehen in ein Zelt rein, lächeln,
unterhalten uns ein bischen mit Händen und Füssen, zwei sprechen nur
Hindi, und der andere spricht ganze drei Sätze in Englisch (ob er auch
weiss, was sie bedeuten, weiss ich nicht). Ob diese drei echte Sadhus
sind, weiss ich nicht, den schon nach kurzer zeit beginnt der eine
angebliche Sadhu um Geld zu betteln, gleich 50 Rupis. Wir verabschieden
uns von den Pseudosadhus, und gehen ein paar Zelte weiter. Wieder werden
wir eingeladen, und sitzen in die Runde ums Feuer. Die Sadhus hier im
Zelt sind alle bekleidet, wir sprechen ein bischen, lassen das Chilom,
die trichterförmige Pfeiffe kreisen, und bestaunen die bemalten
Gesichter der Sadus. In jedem dieser Zelte hat es ein Guru, der
Anführer, der Lehrer, und seine Jünger, die ihm folgen. Am Feuer kochen
sie für uns Chai, süssen Milchtee, und der Guru, der anführer dieser
Gruppe, zieht sich plötzlich aus. Er spielt kurz an seinem Penis herum,
wickelt ihn eng um einen langen, dünnen Stock, und zieht mit aller Kraft
daran herum, in alle Richtungen. Dies tun die echten Sadus, bei der
Einweihungszeremonie, bei Glaubensbekennung, werden die Schwellkörper
der Penise zerstört, um dünne Stöck gewickelt, als Keuschheitsgelübte,
als Beweis der absoluten Keuschheit. Ich kann gar nicht glauben, was ich
hier sehe. Wenn ich es nicht auch noch Fotografiert hätte, er hatte es
mir erlaubt, würde mir das vermutlich auch niemand glauben.
Wir rauchen noch eine Runde an der Pfeiffe mit, und verabschieden uns.


Haridwar - Rishikesh(India)
Freitag, 27. Februar 1998

Wir packen unseren ganzen Karsumpel , mitlerweile wieder einigermassen
trocken, zusammmen, und machen einen letzten Besuch bei den Sadhus in
den Zelten. Und wieder zitzen wir in einem anderen Zelt, mit ein paar
Sadhus, der Guru nackt, trinken Milchtee, und rauchen ein Chilom. Immer,
bevor ein Neuer Chilom, eine Trichterförmige Pfeiffe meistens aus Ton,
angezündet wird, wird ein Lautes Gebet geschrien, "Oh Shiva
ooohhhh,……..!"
Leute kommen und gehen, die einen bringen Esswaren als Geschenk,
verneigen sich vor dem Guru, betten ihn an, und er segnet sie, indem er
seine Hand auf ihre Köpfe legt. Andere kommen und bitten um Essen, und
er verteilt die geschenkt bekommenen Esswaren wieder. Ein reges Treiben!
Wir bekommen Besuch von einem riesigen Elefanten, sein Rüssel sucht im
Zelt herum, und sein Besitzer, der auf dem Elefanten sitzt, will
Bakschish (spende) für den heiligen Elefanten.
Ein paar Kinder, mit wundervollen, mit Gold und Glimmer beschmückten
Trachten bekleidet, kommen in das Zelt, spielen auf Trommeln, singen und
tanzen etwas schönes vor. Sie bekommen ein paar Münzen vom Guru und von
uns, und gehen zum nächsten Zelt. Ein Sadhu sitzt noch ein bischen auf
meinem Bike, wir verabschieden uns, und brechen richtung Rishikesh auf,
sind angeblich nur 26 kilometer. Nach 30 km, vorbei an vielen
Affenrudeln kommen wir in rishikesh an. Wir schiessen ein paar Fotos von
der imposanten Hängebrücke, und gehen in einen Tempel, um da zu
übernachten. Hier in Rishikesh wimmelt es verrücketen Travelern,
Aussteigern, Hippis, die hier monate verbringen, Harry Krishna singen
und meditieren.
Tageskilometer: 31 km
Stand: 8692 km


Rishikesh - Paonta Sahib(India)
Samstag, 28. Februar 1998

Auf einer schönen Terrasse frühstücken wir noch ein erstes und letztes
mal in Rishikesh,, Tee und Brot, und starten mit unseren bereits
gepackten Bikes. Das Szenario wechselt, es wird gebirgig, geht auf und
ab, durch schöne Wälder, vorbei an hundert Affenrudel. Unberechenbare
Tiere, die Affen zeigen unterschiedliche Reaktionen auf uns, Neugierde,
Panik, Ignoranz, Angriff, Fluchtbereitschaft, Angriffsbereitschafft,
Flucht, Angriff, man sieht die unterschiedlichsten Reaktionen. Ich
beginne die Tiere ein bischen zu studieren, ihre Reaktionen, ihre
Unberechenbarkeit zu erforschen. Stellt man beim vorbeifahren
Blickkontakt her, Auge in Auge, so zeigen sie sofort
Angriffsbereitschaft, und gehen meistens auch zum Angriff über, sie
rennen auf die pedalenden Beine los. Wenn man sie anschreit geschieht
das selbe, sie gehen sofort zum Angriff über. Halt man in der Faust
Steine, und wenn man Affen sieht, offeriert man demonstrativ die Steine
in der offenen Hand, nicht bedrohlich werfend, sondern wie als Geschenk
hinhaltend, ergreifen sie sofort die Flucht, anscheinend kennen sie
bereits die Wirkung von schnell fliegenden Steinen. Versucht man jedoch
zu bluffen, mit der lehren Faust, als ob man Steine hat, durchschauen
sie den Bluff, und gehen vielmals auch zum Angriff über, sie sind also
wirklich viel inteligenter als Hunde, den Hunde fallen auf fast jeden
Bluff rein.
Jacques scheint heute das Abschussziehl aller Lastwagenfahrer zu sein,
er wird die ganze überholt, und sofort abgedrängelt, abgeklemmt, ich
habe heute Glück einen ganzen Tag kein schlechtes Erlebniss mit diesen
Idioten. Etwa vor Paonta Sahib, unserem Tagesziehl, werde ich
wiedereinmal von einem Motorradfahrer angequatscht, der siebzehnte
heute, während dem Fahren auf der mit Schlaglöcher gespickten Strasse, fragt er mich aus, wie alle anderen, wohin, woher, welches Heimatland, warum………….und jedesmal wenn was entgegenkommt schiebt er mich einfach von der Stasse runter. Sagte ja schon mal, ein Leben zählt hier gar nichts. Er offeriert mir, für uns, eine Schlafmöglichkeit in Paonta Sahib, und er wartet um 17.00 beim Policecheckpoint auf uns. Wir kommen um 16.50 bei diesem Checkpoint an, warten und trinken Tee, bis um 17.30, er kommt nicht, und wir suchen selbst eine Unterkunft. Wir suchen einen Tempel, und siehe da, es gibt einen riesigen schönen Shik Tempel, da werden immer gratis Unterkünfte und Essen angeboten. Nach einem kurzen Interview mit dem Tempelmanager, und zwei Formulare ausfüllen, gibt man uns ein Zimmer, No.5, es ist wie ein viersterne Hotel, weiss nicht, wieviele solcher Zimmer angeboten werden, die meisten sind leer, zum Glück weiss das niemand, sonst währe hier jede Nacht ausgebucht. (Ps.: nicht weitersagen) smile Das Zimmer ist unglaublich, ein Doppelbett, ein normales Bett, ein Tisch, zwei Stühle, und soviel Paltz, das man Fussball spielen könnte.
Alles sauber und gute Qualität, Ausgestattet mit Bilder, Spiegel,
Ventilator, diverse Steckdosen, eine eigeneTerrasse, ein riesiges Bad,
sauberes WC, Dusche, Lavabo, und auch hier könnte man noch einen Biliard
Tisch reinstellen, so gross ist der Raum. Ich koche ein Festessen,
Käsehörnli, mit echtem schweizer Gruyere, (nochmals einen Megakuss an
Barbara) und zwiebeln. Ein Gaumenschmaus.
Tageskilometer: 96 km
Stand: 8788 km redarrow.gif (842 bytes)back