Quetta
Dienstag, 8.Dezember 1997
DHL ist eine Katastrophe, für mich wichtige Ersatzteile, Filme (30 teure
Kodachrome C64) und diverse kleine Sachen, wurden am Dienstag,
25.November im DHL Office in Zürich aufgegeben, die Frachtkosten von
mehreren hundert Franken bezahlt, mit dem Auftrag an DHL, diese
Lieferung ins DHL Office nach Quetta zu senden. Es wurde im Office in
der Schweiz bestätigt, dass ich die Ersatzteile nach drei bis vier Tagen
in meinen Händen halte. Als ich die Lieferungsnummer wusste, habe ich
sie im DHL Office in Quetta mitgeteilt, und gesagt, dass diese Ersatzteillieferung
unterwegs nach Quetta sei. Am Freitag, 28.11.97
kommt der vom DHL Office zu mir ins Hotel, sagt, dass die Lieferung
gestern in Karachi angekommen sei, und ich soll ihm jetzt einen Brief
schreiben, indem ich der DHL die Erlaubnis gebe, den Zoll in Karachi zu
bezahlen, obwohl es ein Zolloffice in Quetta gibt, und obwohl ich ja mit
dem, dass ich die Lieferung nach Quetta sende eigentlich auch schon
diese Erlaubnis gegeben habe. Und falls DHL so eine Bestätigung
braucht, warum kommt er erst jetzt damit, und hat mir das nicht schon am Mittwoch, als ich
bei ihm im Office die Lieferungsnummer bekanntgegeben habe, mitgeteilt. Ich habe ihm
gesagt, dass ich ihm so eine Bestätigung von Hand, auf ein Notitzblockpapier schreiben
kann, doch er wollte dies nicht akzeptieren, es müsse professionell sein. Ich habe ihm
gesagt, wenn er so ein Schreiben braucht, dann soll er es in seinem Computer in seinem
Office (da steht einer, habe nur nie gesehen, dass der je benützt wird) schreiben, und
ich werde es dann liebend gerne unterzeichnen. Er willigt ein (habe ja schliesslich auch
genug dafür bezahlt) und meint, am Samstagmorgen um 10.00 soll ich in sein Office kommen,
um es zu unterzeichnen. Auf meine Frage, wann denn die Lieferung hier sei, sagt er in drei
bis vier Tagen. Am Samstag Morgen, die Lieferung ist jetzt schon seit zwei Tagen in
Karachi, finde ich mich um 10.00, wie bestellt, in dem DHL Office ein , um zu
unterzeichnen. Er ignoriert mich einfach, trinkt Tee und diskutiert mit seinen Freunden
über Politik und Religion und ich stehe da in dem Office wie ein Idiot. Nach einer halben
Stunde wird es mir zu blöd, ich klopfe auf den Tisch und frage wo jetzt die Bestätigung
sei, die ich unterzeichnen soll. Er meint ohne schlechtes Gewissen, sie sei noch nicht
geschrieben, und möchte sich wieder seinen Freunden zuwenden. Ich sage, ich sei nicht
gewillt, hier den ganzen Tag rumstehen, er soll jetzt dieses fragliche Dokument schreiben.
Er nimmt ein Notizpapier und schreibt es von Hand ( so wie ich es gestern tun wollte),
beim zweiten Versuch gelingt es ihm dann auch ohne Fehler, und ich unterzeichne es. Er
legt es in die Schublade und wendet sich wieder seinen Freunden zu. Ich frage was denn
jetzt geschehe???! Er meint, dass er diese Bestätigung heute abend auf die Post bringt,
und nach Karachi
sendet, und wenn die es in Karachi haben, bezahlen die den Zoll. Meine
Geduld ist am Ende, dies ist ein offizielles DHL Office, und jetzt hat
DHL Pakistan meine Erlaubnis, den Zoll zu bezahlen, und ich sage ihm:"
Du kannst jetzt nach Karachi anrufen, und denen sagen, sie können den
Zoll bezahlen, DHL hat ja schliesslich meine Unterschrift".Er meint, die
brauchen das schriftlich. "OK, dann faxe es nach Karachi! "NO, not
possible! "Is there NO faxmachine, or what, there is one on the
postoffice!" Doch er meint nur, dass DHL in Karachi einen Fax nicht
akzeptieren würden. Ich frage ihn, wann die Lieferung komme, und er
meint, ich soll am Dienstag vorbei kommen (also hat er gestern mit den
drei bis vier Tagen gelogen). Ich telefoniere mit meiner Mutter, und sie
gibt dem DHL Office in Zürich meine Telefonnummer, und teilt denen mit, die sollen mich
anrufen, ich sei sauer. Am Dienstag gehe ich wie
bestellt ins DHL Office, doch er meint nur es sei nicht gekommen, ich
soll morgen wieder kommen. Am Mittwoch gehe ich wieder hin und er meint wieder, es ist
nicht gekommen, ich soll morgen wieder kommen. Am Donnertag gehe ich wieder hin und er
meint wieder, es ist nicht
gekommen, ich soll morgen wieder kommen. Am Freitag gehe ich wieder hin und er meint
wieder, es ist nicht gekommen, ich soll morgen wieder kommen. Langsam werde ich sauer!
Telefoniere mit Jules in Hong Kong, und er telefoniert mit DHL in Karachi. Da heisst es,
die hatten die Bestätigung am Dienstag abend, und der früheste Termin, das ich meine
Lieferung habe sei Sonntag, und dies haben die meinem Bruder bestätigt, wussten sie schon
seit Dienstag. Es ist anscheinend leichter für unbeteiligte Personen, 5000 km entfernt an
Informationen über diese Lieferung zu kommen, als mir der Idiot im Empfänger DHL Office
geben kann. Dieser Idiot bestellt mich schon seit Dienstag jeden Tag ins Office, obwohl es
ganz unmöglich ist, das die Lieferung da sein kann. ( weil ja DHL so schnell ist). Am
Montag, nach zwei Wochen erhalte ich die Lieferung, muss für mit 180 sFr. deklarierten
Warenwert umgerechnet 180 Sfr. Zoll zahlen, für Pakistan, und dann kommt noch ein
kleinerer Provinzoll dazu. Nie hatte ich auch nur ein kleines Wort von
Entschuldigung von DHL in der Schweiz als auch DHL in Pakistan gehört.
Was soll ich jetzt Vorwürfe an DHL machen, es ist schlicht eine
Katastrophe, was die hier geboten haben, aber auch denen in der Schweiz muss ich
Inkompetenz vorwerfen. (Glaube nicht, das die zum ersten Mal mit DHL in Pakistan
arbeiten). Nach zwei Tagen war die Lieferung in Karachi, und für die 500 km von Karachi
bis nach Quetta brauchte es zehn Tage (in dieser Zeit könnte ich von Quetta Karachi und
wieder zurück nach Quetta radeln) Mein Tip an alle, bist Du jemals in Pakistan, und
brauchst was aus Europa, fliege nach hause, besorge was Du brauchst, und fliege wieder
nach Pakistan. Dies ist billiger, schneller und sicherer!!!!!!!! Amen.
Quetta - Mach
Donnerstag, 11.Dezember 1997
Hatte die letzten drei Tage Durchfall. Ich breche endlich auf, habe
genug, die Nase voll, von Quetta.. Es sind zwei Wege von Quetta hinweg, einer geht in
östliche Richtung etwa fünf Tage durch die Berge, und der andere Weg geht südlich und
ich hätte einen Tag in den Bergen zu durchqueren. Das Reisebuch und die Leute sagen mir,
beide Wege sind gefährlich, keinesfalls ohne bewaffnete Eskorte diese Wege fahren.
Ich entscheide mich trotzdem für den südlichen Weg.
Gefährlich sind ja beide Wege.
Fahre über den Bolanpass, und übernachte ca. nach 69 km, irgendwo und nach meinem
Ermessen war es nicht in Mach. ( zuerst vermutet )
Mach liegt auf der Karte an der Hauptstrasse nach Sibi, in Wirklichkeit war es 5 km
entfernt von der Strasse. Es ist schon spät, radle trotzdem wieder zurück auf die
Strasse um nach Sibi zu gehen.
Finde dann eine Bleibe für die Nacht bei einem Polizisten und übernachte
in einer Baracke.
Mach - Sibi
Freitag, 12.Dezember 1997
Der Polizist, mit dem ich im selben Raum geschlafen habe, hat vermutlich Angst im dunklen,
denn als er in sein Strohmattenbett kroch, hatte er das Licht brennen lassen. Am Morgen
regnet es, die Strasse verwandelt sich in eine Schlammpiste. Unterwegs fällt mir meine
kleine zweit Fotokamera mit dem kleinen Stativ um und gibt den Geist auf, das Gehäuse hat
sich verzogen. Sehe unterwegs zum ersten mal seit seit Monaten wieder richtiges Grün,
Gras, Büsche und Bäume, bin jetzt raus aus den Bergen, und das Landschaftsbild hat sich
total verändert. Schlamme mich 102 km durch bis nach Sibi und finde ein 70 Rupie Hotel
(sFr 2.80) Bin tot, unterwegs habe ich kein Wasser gefunden, und blieb den ganzen Tag
durstig. Auf einer Bank vor einem Strassenrestaurant esse ich meinen verdienten
Pouletschenkel, und auf der Kreuzung wird geschossen, sehe aber nicht auf wen oder was,
sehe nur den Mann, der mit einer Pistole in eine Seitengasse zielt. Niemand kümmerts,
dies scheint hier normal zu sein, und meine einzige Sorge gilt dem Poulet, möge es sich
mit meinem Magen vertragen. In meinem Hotelzimmer hat es ein Fenster und ohne Glas und
ohne Moskitonetz. Es wimmelt wieder von den Viechern, in Quetta gab es keine, und ich
kämpfe die ganze Nacht um meine Ruhe.
Sibi - Dera Murad Jamali
Samstag, 13. Dezember 1997
Die Strasse ist sehr langweilig, nur flache Wüste. Ausser einem
Nomadenstamm, der mir einen erschossenen Fuchs präsentiert, die handeln mit Tierfellen,
kann ich heute nicht viel sehen. Das Gebiet, in dass ich jetzt komme, die Sind Region,
gilt nach offiziellen und nach mündlichen Angaben als sehr gefährlich. Lonley Planet
schreibt, keinesfalls hierher kommen, und falls, dann nur mit der Armee. Nun genau dies
tue ich, am Nachmittag, nach 130km, um 15.00 kommt ein Armeekonvoi, und die stoppen mich.
" Hey Mister, what are you doing here, this is a danger area" Die laden mein
Fahrrad auf einen Lastwagen, und fahren mich nach Dera Murad Jamali. Die Menschen leben
hier wie vor tausend Jahren.
Überall Dreck, auf dem Asphalt hat es eine 10cm dicke Schlammschicht,
Ochsenkarren, Schwerbeladene Esel, hupende Busse, alles kreuz und quer durcheinander. Ich
werde sofort von hunderten umzingelt, die fummeln, grabschen, gaffen und kein Wort
englisch können. Es gibt hier kein Hotel, und kein Guesthouse. Einer kann ein bisschen
englisch, und meint er könne mir helfen, doch er weiss gar nichts, und will auch nicht
helfen, sondern nur belangloses Zeug quatschen, während ich mein Fahrrad quer durch den
Schlamm ziehen muss, weil soviel Schlamm an dem Rad klebt, das beide Räder blockieren.
Mit dem Schuhen sinke ich knöcheltief, nicht übertrieben, im Schlamm aus Dreck,
Küchenresten, Eselbrunz und Scheisse. Überall sieht man wie die Tiere und Menschen
"hinscheissen und hinschiffen". Und der Schlamm, ist meistens unter einer
spiegelglatten, gelblich-grünlicher Flüssigkeit die nach Toilette stinkt
versteckt. Und hier stehe ich jetzt mit beiden Schuhen bis zum Knöchel
drin, und die Flüssigkeit läuft mir oben in die Schuhe rein. Ich Werde
von einem zum anderen Stadtende geschickt, um mir dann anhören zu müssen , dass ich
wieder zurück muss .Niemand weiss irgend etwas, Informationen bekommt man hier nur
falsche. Finde, nachdem ich eine Stunde mein Bike in dem Dorf, von einem Ende und wieder
zurück, im Schlamm vor mich herschiebe, ein Restaurant, dass auf dem Dach ein paar Betten
hat, ein paar sogar in zwei Räumen. Mit dem,der ein bisschen englisch spricht, und mich
schon seit einer Stunde verfolgt, verhandle ich mit dem Restaurantbesitzer über den Preis
für ein Zimmer, dass, wie er mir versichert, nur für mich sein soll. Ich will es auch
nur für mich, sonst gibt es wieder die ganze Nacht sinnloses Gequatsche, (Die Fragen in
Urdu, ich antworte ich "Züritütsch", die fragen wieder in Urdu usw.) und ich
kann dann nicht schlafen. Das Restaurant hat keinen Boden, nur Schlamm und Dreck, Es gibt
keine Waschmöglichkeit, und auf dem Dach gibt es nur ein WC, ekelerregend. Zuerst
verlangt der 120 Rupie ich sage die Hälfte.Wir einigen uns nicht auf einen Preis, der
soll später ausgemacht werden (nach zwei Stunden einigen wir uns auf 60 Rupie) Ich trage
mein Gepäck die kleine, steile, rostige Stahlwendeltreppe hoch, und in meinem Zimmer auf
meinem Bett sitzen schon fünf Pakistani, trinken Tee und sprechen nur Urdu. Ich versuche
denen höflich mit Zeichensprache beizubringen, dass sie jetzt aus meinem Zimmer sollen,
ich möchte meine Ruhe haben. Erfolglos, sie wollen nicht verstehen, ich wiederhole mich,
diesmal aber versuche ich sie gleichzeitig aus dem Zimmer zu Stossen. Ebenfalls erfolglos,
muss ich den jetzt wirklich aggressiv werden, um die loszuwerden? Der der englisch
spricht, hat mich schon beim ersten Mal verstanden, aber auch nur gelächelt, jetzt sagt
er in Urdu was und sie gehen raus. Ich sage ihm, er soll auch gehen, doch er ist wie ich
jetzt feststellen muss Homosexuell und versucht mich anzumachen. Sage ihm freundlich, dass
ich kein Interesse habe, und er gehen soll. Er ignoriert es einfach, und obwohl ich mich
dreimal wiederhole, will er es einfach nicht glauben. Ich frage ihn" are you muslim?
"Yes!" "Alah knows, what you do here?" Aber nicht mal dies, obwohl es
im Islam strengstens verboten ist, kümmert ihn, nicht mal auf die Religion kann man sich
berufen. Er wird aufdringlich, und ich schmeisse ihn mit Gewalt raus. Schliesse die Türe
und atme auf. Dies ist jeden Tag der schönste Moment, die Türe zu schliessen. Einfach
Ruhe, kein Gegrabsche, kein Gefrage, dies ist jetzt einfach meine Welt, sie ist zwar
viereckig, sehr klein und dreckig, aber ich habe hier endlich meine ersehnte Ruhe. Mitten
in der Nacht werde ich geweckt, da möchten zwei in meinem Zimmer Schlafen. Eine Stunde
später werde ich wieder geweckt, ich soll in das andere Zimmer gehen. Um 5.00 erwache ich
wieder, weil ein lautes Hämmern das ganze Haus, oder besser Dach zum zittern bringt. Ich
denke, da versucht vielleicht jemand die Kette mit der ich mein Bike abgeschossen habe,
durchzuhämmern. Es ist dann aber nur der Koch, dem keine bessere Zeit in den Sinn kommt,
als 05.00, um Kleinholz für die Kochstelle zu schlagen, eine Stunde lang. Am Morgen
bezahle ich dann nur 50 Rupie und verschwinde. PS: wenn man die kleine Wendeleiter
erfolgreich herunter klettern, steht man mit beiden Füssen knöcheltief im Schlamm.
Tagesleistung: 130 km Dera Murad Jamali - Jacobabad
Sonntag, 14. Dezember 1997 Versuche, am Morgen die Stadt zu verlassen, doch dies ist gar
nicht leicht, wieder muss ich mich quer durch die Stadt durch den Schlamm kämpfen. Die
Räder sind vom Schlamm immer noch blockiert, und ich kriege den Dreck auch nicht mit
kleinen Holzstückchen raus. Mühsam kämpfe ich mich mit den blockierten Rädern 10km aus
der Stadt und finde eine Buswaschstelle. Spritze mein Rad, meine Schuhe und Hosen ab, und
fahre weiter. Um 15.00 komme ich fix und fertig in Jacobabad an und gehe hier in ein
gutes, oder besser das Beste Hotel, dass ich hier finde. Es Kostet 240 Rupie und hat
nichts mit einem Hotel in Europa zu tun." Yes Mister 24 hours hot water", wird
mir an der Rezeption bestätigt. Vergiss es, den ganzen Tag Kämpfe ich im Hotel um
heisses Wasser, bis es mir dann um 19.30 zu blöde wird, und ich klettere selbst aufs Dach
und starte den Gasboiler. Im Hotel Restaurant bestelle ich eine Suppe, die in der Karte
mit 50 Rupie angeschrieben wird. Und als ich die Rechnung bestelle heisst es hundert
Rupie. " What, hundred Rupie" Und er Meint, die Suppe sei für zwei Personen (er
will einfach einen halben Tageslohn in seinen Sack stecken). Immer und überall muss man
den ganzen Tag um
alles Kämpfen in diesem Land. Bei keiner Handlung kann man sich
entspannen, immer Kämpfen, um das kleinste! Tagesleistung: 40km
Jacobabad - Kandhkot
Montag, 15. Dezember 1997
Die Schuhe die ich gestern gewaschen habe, sind immer noch nass, es war Zu kalt im
Hotelzimmer. Ich starte mit den anderen Schuhen, ohne Clips, binde die nassen aussen ans
Gepäck und hoffe, dass dann durch die Sonne und den Fahrtwind trocknen. Ich Fahre los,
aus dem Schlammloch, und es regnet! Mein Tagesziel: Kandhkot, eine grosse Stadt, da gibt
es sicher ein schönes, sauberes Bett, Schokolade, und vor allem Wasser. Es gibt zwei Wege
dahin, der längere führt über Thali, und der andere über Mirpur. Ich entscheide mich
natürlich für den kürzeren, muss jedoch unterwegs feststellen, dass ich durch beide
Orte gefahren bin, und somit unfreiwillig den dritten, und längsten Weg welchen es nach
der Karte gar nicht gibt, genommen habe. Die Städte haben jedesmal beschämende
Schlammlöcher, und die Verbindungsstrassen sind ein Witz, ab und zu stösst man mal auf
ein Stück Strasse. Unterwegs erleide ich zwei Stürze, weil sich soviel Schlamm in meinem
Vorderrad ansetzt, dass es blockiert.
Immer wieder blockieren beide Räder.
Unterwegs bricht die Befestigungsschraube des letzten Low
Riders (Gepäckbefestigung). Muss es reparieren, tue dies im Nirgendwo,
und habe trotzdem nach fünf Minuten 12 Gaffer um mein Rad versammelt.
Bei allem was Du tust, wirst Du ständig angestarrt. Ich tue dies alles
nur, um mein heutiges Ziel, Kandhkot zu erreichen. Freue mich schon
seit Tagen darauf, ein sauberes Bett, zwei Tage Ruhe in meinem Zimmer, ohne Gegrabsche und
Gequatsche, mit geschlossener Türe, und Zeit, um die Schlammkleider zu waschen, und einen
grossen Service, der schon lange nötig ist, am Bike zu machen. Wie schöööönn!!!!!
Doch dieses Kandhkot will und will nicht kommen, ich kämpfe mich mit den
schlammversptopften Räder über die Witzstrasse, und eine Polizeikontrolle sagt mir noch
5 km. Es ist bereits dunkel, und ich kämpfe mich weiter. Aus den 5 km werden 10km und die
letzten 2km muss ich das Bike schieben, eher durch den Schlamm tragen, mein 60kg Bike mit
zusätzlichen 10kg Schlamm. Die grausame Enttäuschung, die "Riesenstadt" ist
nur ein Dorf, ein riesiges
Schlammloch, und es gibt hier kein Hotel, nur ein Restaurant, dass ein
paar dreckige Abteile in einer Baracke ohne WC vermietet. Werde wohl bis Lahore im Dreck
bleiben. Es heisst diese Region sei gefährlich, man soll nicht ohne bewaffnete Eskorte
hierher kommen, auch Einheimische warnen mich immer wieder. Jeden Tag und vor allem jede
Nacht höre ich irgendwelche Kalaschnikofschüsse, doch dies ist hier normal. Mir
scheint, die einzige Gefahr hier ist, dass man im Schlamm ersticken
könnte.
Tageskilometer: 91km
Kandhkot - Rajanpur
Dienstag, 16. Dezember 1997
Bin geschaft, konnte mich wieder einmal überhaupt nicht ausruhen, die ganze Nacht
klopften irgendwelche nicht englisch sprechende Nasen an meine Türe und um sich mit mir
in Urdu zu unterhalten. Die ganze Zeit sah ich zwischen den Löchern und Spalten der alten
Holztüre irgendwelche Augen, die mich dann stundenlang anstarrten. Morgens um 9.00
verlasse ich das Schlammloch, es ist gar nicht einfach hier raus zu kommen. Nach 20 km
stossen und tragen habe ich es geschafft, bin auf der Hauptstrasse nach Dera Ghazi Khan,
die Strasse hier ist in einem erstaunlich gutem Zustand, aber meine Räder sind immer noch
blockiert, vom Schlamm und Dreck. Finde zu meinem Glück eine Tankstelle, mit einer
Wasserpumpe, die aus aus einem übel riechenden Wasserloch eine gelb-braune Brühe pumpt.
Am Wasserloch sind noch fünf Toiletten gebaut, deren Abfluss natürlich
auch in dieses Loch führt. Hier werden Buse und Autos gewaschen und
ich muss hier mein Bike abspritzen, oder ich muss es weiter stossen. Nach 50 km, dauernd
werde ich von Lastwagen überholt, durchquere ich Kashmor, bin gut im Zeitplan, um heute
Rajanpur zu erreichen. Fahre aus Kashmor raus, und plötzlich ist die Strasse tot,
Menschenleer. Nach einem Kilometer komme ich an einen Police-Checkpoint, und die mit
Kalaschnikow bewaffneten Polizisten stoppen mich, und sagen mir, diese Strecke sei zu
gefährlich, sie können mich nicht durchlassen. Ich will denen nicht glauben, denn in
ganz Pakistan heisst es schon, es sei zu gefährlich ohne bewaffneten Begleitschutz, doch
ich bin immer noch am leben, und habe keine Waffe. Der eine Polizist, der englisch
spricht,
meint, dies sei Tribal area, dieses Gebiet ist nicht unter Kontrolle der
Regierung und immer wieder werden Fahrzeuge überfallen, ausgeraubt,
Menschen verschleppt und mit diesen Geiseln dann Lösungsgelder von der Regierung
erpresst. Der Polizist sagt mir, ich soll mich erst mal auf
diesen Stuhl hier setzen, einen Tee trinken, und beobachten, was hier so
abgeht. In der Stadt Kashmor, die ein Kilometer zurück liegt, haben sich
etwa hundert Lastwagen und Busse versammelt. Ein mit schwerem
Maschinengewehr und sechs Soldaten bewaffneter PickUp fährt am
Polizeiposten vorbei und geht Richtung Rajanpur. Dies ist der Vorspäher.
Nun kommen zwei Schützenpanzer mit Kanone bewaffnet, gefolgt von fünf PickUp's mit
ebenfalls Maschinengewehren und sechs Soldaten bewaffnet und dies bildet die Spitze des
Konvois, der aus den hundert Lastwagen und Bussen besteht. Zwischen den Lastwagen, nach
jeden zehn Lastwagen kommt wieder ein bewaffneter PickUp, und am Schluss der Kolonne
kommen nochmals sechs dieser bewaffneten PickUp's. So fahren sie dann los ichtung
Rajanpur. Ich bin ja hier in eine schöne Gegend geradelt. Der Offizier sagt, dass jeden
Tag fünf bis sechs solcher Konvois gemacht werden, und der nächste Konvoi wird mich dann
bis nach Rajanpur mitnehmen. Ist wohl besser so. Fahre zum zweiten mal auf meiner Reise
auf einem Panzer. In Rajanpur gehe ich in eine günstige Unterkunft. Habe noch nie so eine
Strasse in Pastan gesehen (habe ich überhaupt je eine Strasse in Pakistan gesehen?) doch
sie nützt nichts, denn man kann sie nicht benutzen, sie gehört den wilden Belutschis und
Pathanen.
Tageskilometer: 51km (+95km auf dem Panzer)
Rajanpur - Dera Ghazi Khan
Mittwoch, 17. Dezember 1997
Habe heute Morgen mühe mit dem aufstehen, mein Körper sagt mir, es ist Zeit für ein Day
Off. Doch hier möchte ich dass nicht, den es gibt
nichts in diesem kleinen Ort, und so zwinge ich mich, aufzustehen und
aufzubrechen. Es wird immer wärmer und tropischer, obwohl ich Richtung Norden fahre.
Immer wieder begegne ich geschmückten Kamelen, mit Glocken an den Füssen, als
Warentransporte, oder wie auch immer in Verwendung. Erstaunlicherweise habe ich heute
schon wieder Gegenwind, nicht so stark, aber er kommt von vorne. Seit ich in Pakistan bin,
habe ich Gegenwind, egal, ob ich nun Richtung Süden, Norden oder Osten fahre, bläst mir
der Wind ins Gesicht. Am Abend werde ich wieder einmal mit einem prächtigen
Sonnenuntergang belohnt, der ganze Himmel wird rot, und hinter schwarzen Palmen
verschwindet der rote Feuerball, ein unglaubliches Bild. Nach 112km erreiche ich Dera
Ghazi Khan. Am Abend wird sogar auf der Post versucht, mich übers Ohr zu hauen, als ich
ihm die Telefonnummer gegeben habe, habe ich ihn nach dem Preis gefragt, nur um sicher zu
sein, denn ich habe schon viele Male in die Schweiz telefoniert, und kenne den Preis, 178
Rupie für 3 Minuten.
Er Ignoriert meine Frage, wählt und drückt mir den Hörer in die Hand.
Nach 2Minuten 50Sekunden hänge ich auf, und jetzt verlangt der 300
Rupie. Ich teile ihm mit, dass ich den Preis kenne, es sei 178, und er
soll mir die Preisliste zeigen. Erschrocken meint Er " OK", ich habe recht,
es sei 178 Rupie. Immer muss man kämpfen.
Dera Ghazi Khan
Donnertag, 18. Dezember 1997
Dies ist seit Tagen mein ersehnter Relaxing Day, mit Duschen und
Rasieren. Das habe ich mir verdient.Wieder einmal versucht ein Mullah
mich zum Islam zu bekehren. Er meint wir Christen????"seien alle
schlecht und unterstützt diese Behauptung mit dem Beispiel, das
angeblich kürzlich;ich irgendwo im Westen ein zehnjähriges Mädchen ein Kind bekam. Dies
sei im Islam nicht möglich ,behauptete er. (Frauen werden in Pakistan im Alter von 12 bis
16 verkauft äh ich meine verheiratet)
Dera Ghazi Khan - Kot Addu
Freitag, 19. Dezember 1997
Das war wieder einmal eine spitzen Nacht, konnte nicht schlafen, weil unter meinem Fenster
bis um 05.00 morgens, lautstark an irgendwelchen Blechschüsseln rumgehämmert wurde, und
die ganze Nacht alle fünf Minuten ein Lastwagen mit 80km mit rücksichtsvollen, dauerndem
Warnhupen, obwohl um diese Zeit niemand auf der Strasse ist, durch die Stadt an meinem
Fenster vorbei donnerte. Um 11.00 breche ich im dichten Nebel in Richtung weiss auch noch
nicht auf. Muss mich auf dem Weg entscheiden, ob ich nun
Richtung Osten, somit Richtung Lahore, oder Richtung Norden, nach
Islamabad fahren soll. Werde früher oder später sowieso nach Islamabad müssen, um das
Visum für Indien zu beantragen. Der Nebel ist so dicht, dass es fast regnet. Um 11.40
überquere ich den riesigen, in Nebel gehüllten, gespenstisch wirkenden Indus, der immer
wieder Mittelpunkt politischer Diskussionen ist. Ich fahre an einer Bushaltestelle vorbei,
und halte ca. hundert Meter nach der Haltestelle an, um in Ruhe von dem hohen Damm, auf
dem die Strasse gebaut ist.Eine traumhafte Gegend, mit
Bewässerungsgräben zu bestaunen. Es heisst, das Indusdelta sei das
weltweit grösstem, zusammenhängende System aus dem von Menschen geschaffenen
Bewässerungsgraben. Innerhalb von Minuten bin ich wieder von Pakistanis
umzingelt, die mich mit ihren ausdruckslosen Gesichtern anstarren. Es
werden mir zu viele, ich packe meine Sachen zusammen, und fahre 20 Meter
weiter, um da wieder zu halten, um meine Ruhe zu haben. Es ist
unmöglich, selbst diese eindeutige Handlung wird einfach ignoriert, die
kommen mir alle zu Fuss nach, und stehen wieder um mich herum, gaffen,
und stellen dieselben dummen Fragen, die mir jeden Tag hundert mal
gestellt werden. Bevor die Frage fertig ausgesprochen ist, antworte
ich:"my name is Mickimouse, and I come from there (zeige mit dem Finger
die Strasse runter), and I go there (zeige mit dem Finger die Strasse
rauf). Dies ist meistens meine Antwort, wenn ich schon mehr als 50 mal
am selben Tag gefragt wurde. Nun kommt dieselbe respektlose Frage, mit der ich ebenfalls
seit dem Osten der Türkei jeden Tag konfrontiert
werde. Er fragt mich, ob ich ein Nacktfoto von meiner Freundin hätte,
und dieses ihm zeige. Seine Frau ist von Kopf bis Fuss in einen Sack
gesteckt, sie muss sich auf der Haltestelle hinter einem Gebüsch
verkriechen, damit sie ja niemand sehen kann (dies ist hier in
islamischen Breitengraden der Normalfall) und falls ihm jemand auch nur
diese Frage stellen würde, hätte er in Pakistan das Recht ihn zu töten.
Und falls ich so ein Foto hätte, würde ich es Dir sicher einfach so
zeigen! So eine Frage gilt hier als extremer Angriff auf die
Familienehre, und wird sogar vor dem Gesetze als Ehebruch taxiert, und
wird entsetzlich bestraft. Es wird mir zuviel, und ich fahre weiter, und
mache nach etwa 5km nochmals einen Stopp, um zu Fotografieren. Als ich angehalten habe,
war hier weit und breit niemand, so richtig schön
alleine bin ich hier, dachte ich. Doch es dauert keine zwei Minuten, und
schon stehen wieder Leute hier, die es mir unmöglich machen, zu
Fotografieren, weil sie dauernd in meine Linse hinein gaffren. Rette einem dieser Gaffer
das Leben, er starrt mich an, und ignoriert einfach den hupenden Sattelschlepper, der mit
ca. 80km/h von hinten heran donnert. Ich springe auf den Pakistani, dem vom starren
anscheinend das Gesicht eingeschlafen ist, zu und reisse ihn von dem Strassenrand weg. Der
Sattelschlepper streift ihn und zerreisst ihm den Umhang. Kein Wort von Dank, kein
Entsetzen, er hat immer noch den selben leeren, leblosen, starrenden Blick wie vor ein
paar Sekunden. Ich nehme meine Fotokammera und verschwinde. Die ganze Zeit werde ich von
den idiotischen Lastwagenfahrer angehupt. Der Unterschied von hier zum Iran ist, das denen
hier dreimal hupen nicht genügt. Ich komme nun an die Abzweigung, wo ich mich entscheiden
muss, ob Lahore, oder Islamabad. Entscheide mich für Islamabad, und fahre Richtung
Norden. Eine halbe Stunde später streift mich ein von hinten kommender Lastwagen, der
gerade überholt wird an meiner Schulter, und dies hinterlässt ein blauer Fleck., und ein
paar Tage lang schmerzende Knochen. Irgendwo in Sanawan sehe ich dann das Resultat dieses
Idiotischen Fahrstiles, ein Bus der mich ebenfalls in einem Affentempo, lautstark hupend
überholt hat, ist frontal in einen Lastwagen geknallt. Die Führerkabine des Kleinbusses
"existiert" nicht mehr, und überall ist Blut auf der Strasse. Auch hier,
Tausende von Gaffern. Ich denke, es ist besser, wenn ich nicht mehr denke, denn sonst
kommen vielleicht noch böse Worte. Nach 91km, zwei beinahen und einem richtigen Unfall,
komme ich in Kot Addu an. Die mehreren Lastwagen die
ich jeden Tag auf die Seite gekippt an dem Strassenrand sehe, Zähle ich
hier nicht dazu. Die kippen nur, wegen den riesigen Schnik-Schnak
Aufbauten mit Ketten und Glitzer, die es dann ermöglichen, die Lastwagen viel zu hoch,
und hoffnungslos zu überladen.
Koordinaten: N30°27.779´ E70°57.949´
Kot Addu - Khany Ada
Samstag, 20. Dezember 1997
Das war wieder einmal eine spitzen Nacht, die ganze Nacht, von 02.00 bis um morgens um
05.00 hat ein besoffener herum gegangen, in einer
Lautstärke die einem in den Ohren schmerzt, falsch und schrecklich.
Gehöre ich jetzt auch schon zu der breiten missbilligenden Masse, die
aus purer Eifersucht, aus Neid und Egoismus, von anderen geschaffenes, hochstehende
Kunstwerke aburteilen, weil sie zu solchen selbst nicht fähig sind??? (habe ich das jetzt
geschrieben? Muss wohl auch besoffen sein! Hi hi hi) Aus dem geplanten Frühstart, denn
ich möchte eigentlich in zwei Tagen in Mianwali sein (dies stellt sich später als Witz
heraus), wird heute morgen nichts. Von 06.00 bis 11.00 "sitze" ich (währe ja
schön wenn man da sitzen könnte) auf der Toilette, und es geht wieder einmal schneller,
als mir lieb ist. Um 12.00 starte ich mit einem unsicheren Gefühl, denn ich weiss nicht
recht, ob dass alles war. Von Kot Addu bis nach Daria Din Panah fahre ich auf einer
erstaunlich guten Strasse, die meine Hoffnung und Freude wachsen lässt. Doch nach 10km
biegt die Strasse rechts ab und ist nur noch einspurig, wird aber trotzdem von beiden
Seiten mit Kamelen, Ochsenkarren und High Speed Lastwagen behupt und befahren. Die 39km
bis Munda, wo man wieder nach rechts abbiegen muss, bietet ein schönes Bild, eine Alee,
mit Palmen, Eucalyptus und anderen Bäumen, und überall Singen tropische Vögel. In Munda
erkundige ich mich nach den Weg zum 41km entfernten Khunaniwala, und bekomme alle vier
Himmelsrichtungen als Antwort, inklusive der aus der ich gekommen bin, und sofort werde
ich wieder von 50 Gaffern umzingelt. Fliehe und entscheide mich für den richtigen Weg,
links abzubiegen. Jetzt kommt ein Horror, mir unverständlich, mit keiner rationalen Logik
erklärbar. Dies ist die beste Strasse die ich je in Pakistan gesehen habe, vierspurig,
neu, glatt, keine Schlaglöcher und Risse, doch schon nach 50m stehe ich vor einem 2 Meter
hohen Sandwall, der quer über die Strasse verläuft, und es unmöglich macht
weiterzufahren. Ich kann dass einfach nicht glauben, stehe da und sehe wie andere mit
Fahrrädern darüber klettern. Klettere mit meinem 60 kg Bike auch darüber, und sehe 50
Meter weiter schon den nächsten Sandwall.
Dies ist ein schlechter Witz!! Stehe jetzt vor dem zweiten Sandwall und
drehe den Spiess mal um, starre die nächsten paar vorbeikommende
Pakistanis mit dem selben leblosen Gesicht und offenem Mund an, wie sie es bei mir immer
tun, und stelle mit der seit der Türkei typischen
Handbewegung, die selbe intelligente Frage, die mir jeden Tag tausendmal gestellt wird:
"What is this???" Doch als Antwort bekomme ich nur abwechslungsweise "New
road und good road". Dass sehe ich auch, aber was soll dieser Sandwall!!??!??!?
Niemand spricht englisch, und niemand kann mir hier sagen, wie weit dass noch so geht. Ist
das der letzte Sandwall oder geht das bis Islamabad so weiter und es ist besser wenn ich
umkehre??? Keiner kann mir hier irgendetwas sagen. Fahre 50m.
klettere, fahre wieder 50m, klettere wieder, fahre wieder 50m, und muss wieder klettern,
ich bin der Verzweiflung nahe. Meistens sind die Wälle so hoch, dass ich nicht darüber
sehen kann. Nach 17 km Kletterfahrt wird es dunkel, und ich bin noch weit von meinem Ziel
entfernt. Das Klettern scheint kein Ende zu nehmen, und für diese 17 km habe ich 2
Stunden und 45 Minuten gebraucht. Bin Fix und fertig, nicht nur körperlich, und gebe auf,
muss hier irgendwo übernachten. Ich bin geladen, auf 150. Habe auch absolut keine
Toleranz mehr, für das Gestarre und Gefrage. Zu meinem Glück taucht einer auf, der
englisch spricht, und er lädt mich ein, bei seiner Familie zu übernachten. Er bringt
mich in einen Schuppen, und die ganze Familie, nur die männlichen Mitglieder, besammeln
sich, neun Brüder (dies ist in Pakistan üblich) der Vater und der Onkel, doch er ist der
einzige der englisch spricht. Er erzählt mir interessantes aus seinem Land, Politik,
Religion, Probleme usw. Aber auch er hat keine Erklärung für die Sandwälle, die Strasse
sei vor ein paar Monaten gebaut worden, dass ist das einzige, was er weiss.
Tagesleistung: 66km
Khany Ada - keine Ahnung, irgendwo in der Pampa
Sonntag, 21. Dezember 1997
In der Nacht wollte sich wieder einmal eine Maus über mein Gepäck machen.
Starte um 09.00, bis Khunaniwala sind es noch 24 km, und da soll das
ewige Sandwallklettern aufhören, meinte gestern der freundliche
Pakistani. Brauche für die 24 km vier Stunden, alle 50 bis 100 Meter ein
Sandwall. In Khunaniwalla treffe ich einen Chinesen von der Bauaufsicht,
und er lädt mich ins Chinesencamp ein, zum Mittagessen. Er erklärt mir
die Situation, es sind 70 km Strasse, die die Chinesen fertig gebaut
haben, die Pakistanis sind zum Strassenbauen nicht fähig (die 700 km
Strasse von Taftan nach Quetta haben die Iraner gebaut) aber die
pakistanische Regierung hat interne Streitereien, und findet, dass es
das beste ist, die Strasse mit diesen idiotischen Sandwällen zu
blockieren. Die Chinesen sind auch darüber frustriert, das diese
korrupte Regierung ihr geschaffenes Werk Zugrunderichten. 70km, also
habe ich noch 30km Hindernislauf vor mir, alle 50 Meter ein Hindernis.
Nachher gibt es dann gar keine Strasse mehr, die sind die Chinesen jetzt
am bauen. Gute Aussichten!
Habe den Hindernislauf geschafft, und jetzt fahre ich, oder besser
versuche zu fahren, auf einer Sandpiste, neben der Strasse die im Bau
ist. Der Sand, eher Staub, ist so fein, dass wenn man mit dem Schuh
absteht, so vorsichtig wie man auch will, sinkt man sofort bis zum
Knöchel ein, und es entsteht eine riesige Staubwolke. Die ganze Luft ist
voll Staub, das es in den Augen Kratzt, und zwischen den Zähnen
knirscht. Bei einem Sturz, das Vorderrad ist eingesunken und
steckengeblieben, fällt meine Fotokammera mit dem Teleobjektiv in den
Sand. Dies wird meine geliebte Nikon lieben, feine Mechanik, teure
Linsen und Sand, dass ist die beste Kombination, die ich mir vorstellen
kann. Unterwegs werde ich wieder einmal mit Steinen beworfen, und einer trifft mich am
Rücken. Zwei Kinder rennen davon, ich hinterher, und sie verschwinden in einem Dorf in
irgendeiner Hütte, habe aber nicht gesehen in welcher.Es wird dunkel,zu gefährlich zum
weiterfahren, oder besser stossen,und ich übernachte 10km vor Nageriwala unter dem Dach
eines Strassenrestaurants mit einem Langohrschaf.
Tagesleistung: 74km
keine Ahnung - Mianwali
Montag, 22. Dezember 1997
Starte sehr früh, ich will und muss es heute bis nach Mianwali schaffen,
sonst bin ich an Weihnachten im Nirgendwo. Die Strasse ist beschissen,
falls da überhaupt mal gerade wieder ein Stück davon kommt. Meistens war die Strasse im
Bau, und man musste daneben im Dreck fahren. Heute bin ich einfach zu müde, um noch einen
grossen Roman zu schreiben. Nach 131km bin ich in Mianwali angekommen. Nach der Karte eine
Riesenstadt mit Flughafen, ihn Wirklichkeit ein grösseres Dorf, mit einem
Militärflughafen. Wasser zu kaufen stellt sich als riesiges Problem heraus, und
Schokolade gibt es gar keine.
Mianwali - Irgendwo
Dienstag, 23. Dezember 1997
In meinem Zimmer war es heute Nacht ganze 6°C, und um 05.00 werde ich wieder einmal
geweckt, weil ein Lautsprecher sein Gebet haltet, fast in meinem Zimmer. Am Morgen muss
ich feststellen, das der Grund dass meine Schuhe auf den Pedalen schwimmen, ist nicht weil
die Federn der Pedalclips nachgelassen haben, sondern weil beide Schuhplatten gebrochen
sind. Dies ist eines der Resultate der letzten Tage auf der Horror Strecke.".
Alles wurde durch das Gerüttel und die Stürze in Mitleidenschaft gezogen. Ebenfalls ein
Resultat dieses Horrortrips, in einer Seitentasche ist ein Honigglas und ein Nescafeglas
zerbrochen, alles voller Honig, Kaffee und Glasscherben. So eine klebrige Sauce über alle
Kleider und Utensilien, dass macht Freude. Anstatt früh zu starten, wie ich das geplant
hatte, verbringe ich den Morgen damit, das Zeugs zu Waschen. Um 13.00 Starte ich, und
versuche wieder einmal die schnellen und scheuen Streifenhörnchen zu Fotografieren. Fast
unmöglich! Es scheint, als werde ich für den Horrortrip des Südens und des Indusdelta
belohnt. Das Szenario wechselt in eine gebirgige, träumerische Landschaft, und endlich
mal eine befahrbare Strasse!!! Nach 72 km, übernachte ich irgendwo in der
Pampa" unter dem Dach eines Strassenrestaurants, 30km vor meinem gestern abend
geplanten Ziel Talagang. Wieder einmal habe ich keine Ahnung, wo ich bin, oder wie das
hier heisst, und natürlich auch niemand sonst!!!!
Irgendwo - Rawalpindi (Islamabad)
Mittwoch, 24. Dezember 1997
Um 06.00 starte ich mit dem Sonnenaufgang, ich habe einen harten Tag vor mir, muss es
heute einfach bis Pindi" schaffen. Fahre durch eine schöne Hügellandschaft,
begegne einem Schwarm Papageien, grüne, mittelgrosse Tiere mit einem feuerroten Schnabel.
Am Abend komme ich nach 170km in Rawalpindi an. Verbringe den Weihnachtsabend mit einem
kleinen Spaziergang durch die riesige Chaosstadt. Todmüde gehe ich früh schlafen.
Rawalpindi (Islamabad)
Mittwoch, 24. Dezember 1997
Musste schlafen, bis um 14.00, nach zwei Wochen bei Dreck und Kälte war es nötig, hat
richtig gut getan, und ich habe es mir auch verdient.
Relaxing Day und Informationsaustausch mit anderen Touristen. Auf einem Rundgang auf dem
Basar sehe ich immer wieder Käfige mit Papageien, dieselben die ich wild gesehen haben.
Viel zu viele Tiere in viel zu kleinen Käfigen, die Vögel stehen sich gegenseitig auf
die Köpfe, weil
sie kein Platz zum bewegen haben. So was schönes, die Papageien auf den Bäumen umfliegen
zu sehen, und nun das hier.Es bricht mir fast das
Herz!
Rawalpindi (Islamabad)
Donnerstag, 25. Dezember 1997
Früh am Morgen mache ich mich auf den Weg ins zehn Kilometer entfernte Islamabad, die
Neue Hauptstadt, eine Regierungsmetropole, um beim India Embasy ein Visum zu beantragen.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle werde ich von einem Fahrzeug gestoppt, der Beifahrer zeigt
mir Flüchtig einen Ausweis, und sagt: Police, give me your Passport". Ich sage
ihm, dass ich seinen Ausweis nochmals sehen will. Er hält ihn nochmals in grosser
Entfernung hoch, alles was da steht ist in Urdu, und sein Foto ist drauf, aber nichts von
Police oder so. Ich greife nach seinem Ausweis, er zieht ihn aber zurück und ruft
don't touch". Ich sage ihm, er soll aussteigen, und er versucht nochmals
einzuschüchtern mit einem
What, how you speak with police?" Ich schreie, If you are realy
police, what I don't belive, and if you wana see my passport, you come
out of the car!!" Er zögert, und greife nach der Türfalle, um das Auto
zu öffnen. Das Auto rast davon. Der Trick ist ganz einfach, und schon
Tausende von Passports sind schon so entwendet worden: der von der
falschen, doofen Polizei eingeschüchterte gibt seinen Pass ins Auto, und
die fahren damit davon, auf nimmer wiedersehen. Ein Pass ist auf dem
Schwarzmarkt ein Vermögen wert. (Schweizer Pass 10'000 US$)
Auf dem Konsulat geht alles gut, um 12.00 bin ich fertig, und kann das
Visum am Dienstag abholen. Vor dem Konsulat lerne ich Eric, ein Franzose der in Lahore als
Sprachlehrer arbeitet kennen. Er gibt mir seine Adresse in Lahore, und ich werde ihn da
besuchen.
Rawalpindi
Dienstag, 30. Dezember 1997
Mit Eddy, einem Deutschen der hier an einem Bewässerungsprojekt
arbeitet, fahre ich nach Islamabad. Mit dem Zweiten Bus kriegen wir es
dann auch hin ohne aussteigen zu müssen, weil der Bimbo von uns das
Zehnfache verlangt, als Pakistanis vor unseren Augen bezahlen. In
Islamabad angekommen, trenne ich mich von Eddy, und gehe aufs American Expressoffice um
wieder einmal zu Bargeld zu kommen. Rufe nochmals Gertrud, eine Österreicherin, die hier
arbeitet, an und habe diesmal Glück, sie ist da. Besuche sie an ihrem Arbeitsort, in
einem riesigen, modernen Bankgebäude, fühle mich wieder einmal so richtig wohl, alles
ist so sauber. Der Pakistani, der mit mir im Lift hochfährt, hat bis ich im zehnten
aussteige, sechsmal an die schöne, saubere Chromstahlwand gespukt. Plaudere ein bisschen
mit Gertrud, gehe kurz ins Internet, und wir verabreden uns für ein Abendessen in einer
Pizzeria. Beim India Embassy stehe ich um 15.00, wie bestellt, neben 200 Pakistani vor
geschlossenen Toren. Drei Fenster mit schwarzer Verglasung, dass man nicht hinein sieht,
und nach einer halben Stunde klopfen spricht dann das eine Fenster mit mir. Ich sage zu
dem Fenster, dass ich hier sei um mein Pass mit dem Visum abzuholen. Nach einem Frage und
Antwortspiel fällt plötzlich mein Pass von oben herunter, so wie aus dem Himmel
gefallen.
Juhui, ich habe mein Indien Visum, habe dreimonatig beantragt, und
sechsmonatig bekommen, soll ich jetzt reklamieren??(Ha Ha Ha) Am abend geniesse ich mit
Gertrud eine feine Pizza, eine wahre Freude, kein
Chapati, Kebap, oder trockener Reis, eine richtige Italienische Pizza.
Rawalpindi - Murree
Mittwoch, 31 Dezember 1997
Der letzte Tag im 1997. Klaus, ein Deutscher, der ebenfalls mit dem
Fahrrad unterwegs ist, nach Indien, Eddy und ich, wir fahren zu dritt
mit dem Bus in das 70 km nördlich liegende Murree, um unseren Sylvester in den Bergen mit
Schnee zu verbringen. Murree liegt auf ca. 2200 Meter, und ist ein Touristikzentrum für
Trekkings. Leider ist es zu kalt für Trekking, doch wir können die schöne Aussicht auf
die umliegenden Berge geniessen. In einer Hamburgerkneipe feiern wir unseren Sylvester,
weil es hier eine Heizung gibt. Um 23.00, Sylvester hin oder her, schliessen die das
Restaurant, und wir müssen zurück in unser Hotel. Es gibt keine Heizung in unserem
Zimmer, und mein Thermometer zeigt 2°C. Frierend verkriechen wir uns in unseren
Schlafsäcken und warten bis es zwölf Uhr ist. Um 24.00, 1998 beginnt, stossen wir mit
unseren Tee´s an, denn Alkohol gibt es hier nicht, und versuchen möglichst schnell
einzuschlafen, um die Kälte zu vergessen. back |